Liebe Börsianer,

mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg, am 1. Juli des Jahres 1862, erteilte Präsident Lincoln die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahnstrecke, die das ferne Kalifornien mit dem Rest der USA verbinden sollte. Seine Idee war genauso visionär wie pragmatisch.

Die vom Krieg zerrüttete Nation sollte eine gemeinsame Aufgabe erhalten, der Kontinent sollte durch die Geschwindigkeit der Eisenbahn näher zusammenrücken und nicht zuletzt sollte die amerikanische Wirtschaft nach dem Krieg durch das Infrastrukturprojekt und die Erschließung des Wilden Westens gestützt werden.

Der Bau der ersten transkontinentalen Strecke konnte erst 1865, nach dem Ende des Bürgerkrieges beginnen. Die präferierte Route führte von Omaha über Salt Lake City bis nach San Francisco. In Omaha begann die Union Pacific Railroad, auf der anderen Seite der Rocky Mountains, in Sacramento, Kalifornien, begann die Central Pacific Railroad mit dem Bau der Strecke.

Große Infrastrukturprojekte werden seit jeher vom Staat finanziert

Die US-Regierung begünstigte die am Bau beteiligten Unternehmen großzügig. Für jeden verlegten Streckenabschnitt gab es einen Zuschuss und das Land um die Schiene bekamen die Firmen obendrein geschenkt.

Diese Politik motivierte die Unternehmen dazu, möglichst schnell zu arbeiten, weite Strecken zu verlegen und viele Menschen zu beschäftigen. Ab 1869 legten die Firmen nahezu parallel Gleise, nur um möglichst viel Geld vom Staat zu kassieren.

Am 10. Mai 1869 einigte man sich schlussendlich darauf, die beiden Strecken zu verbinden. In der Nähe des Großen Salzsees in Utah wurde die Verbindung mit einem letzten, goldenen Gleisnagel besiegelt.

Wer denkt, dass solche Geschichten von Pioniergeist der Vergangenheit angehören, irrt. Ein ähnliches Rennen, wie das zwischen der Union Pacific und der Central Pacific Railroad findet jetzt in diesem Moment statt. Und zwar über Ihren Köpfen!

Auch das 21. Jahrhundert hat seine Pioniere

Die Milliardäre Elon Musk und Jeff Bezos wetteifern um die Erschließung des Wilden Westens des 21. Jahrhunderts: des Weltraums. Musks Unternehmen Space X hat bereits tausende Satelliten in den Orbit befördert und transportiert Astronauten zur Internationalen Raumstation.

In der vergangenen Woche ist erstmals eine Starship-Rakete erfolgreich von einem Testflug zurückgekommen. Mit diesen Raketen sollen bereits in 2 Jahren Menschen zum Mond und später auch zum Mars fliegen. Auch die Nasa möchte Elon Musks Raketen für Ihre Mondflüge benutzen.

Diese Entscheidung kritisiert wiederum Jeff Bezos, der sein eigenes Unternehmen Blue Origin für geeigneter hält die Amerikaner wieder auf den Mond zu bringen. Bereits im Juli möchte Bezos die ersten Touristen in den Weltraum bringen. Zu diesem Zweck versteigert er einen Platz in der Rakete „New Shepard“, die am 20. Juli für rund 4 Minuten in der Schwerelosigkeit schweben wird.

Musk und Bezos bekriegen sich zwar nicht im Weltraum, führen allerdings auf Social Media ein ausgeprägtes Wortgefecht darüber, wer seine Rakete schneller in den Orbit bekommt.

Hinter dem Geplänkel der beiden Milliardäre versteckt sich ein enormes wirtschaftliches Potential. Die private Raumfahrt wird auf unser Leben möglicherweise ähnliche Auswirkungen haben, wie es die Eisenbahn auf das Leben der Menschen im 19. Jahrhundert hatte. Sie sollten rechtzeitig in die richtigen Zukunftstechnologien investieren, bevor der Zug abgefahren ist bzw. die Rakete gestartet ist.