Liebe Börsianer,
die Preise ziehen aller Orten spürbar an. Vor allem Energie und teils auch Lebensmittel treiben die Inflationsraten in Nordamerika und nun auch in Europa auf mehrjährige Rekordstände. So stiegen hierzulande die Preise (+2,5 %) so stark wie seit rund 10 Jahren nicht mehr. Ein ähnliches Bild sehen wir in den USA. Dort liegt die Inflation aktuell sogar über der Marke von 4 %.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der Goldpreis ebenfalls wieder auftreibt. In US-Dollar gerechnet verteuerte sich das Edelmetall um über 10 %. Eine Unze kostet derzeit wieder knapp über 1.900 USD. Freilich trügt der Schein, vor allem für europäische Anleger.
Denn das Edelmetall kompensierte in den vergangenen 12 Monaten nichts anderes als die neue Schwäche der US-Währung. Hier schwingt im Hintergrund ein gewisses Misstrauen gegenüber der Haushalts- und Fiskalpolitik der Biden-Regierung mit. Vor allem konservative Anleger sehen eine gewisse „Europäisierung“ der US-Haushaltspolitik. Man fürchtet, dass Washington seine üppigen Infrastruktur- und Sozialprogramme am Rentenmarkt fremdfinanzieren wird. Konkret: Die USA werden sich erneut stark verschulden.
Wie gesagt, für uns als Euro-Anleger wirkt sich der Preisauftrieb des Edelmetalls noch nicht nennenswert aus. So machte Gold in Euro gerechnet in den vergangenen 12 Monaten keinen Meter. Auch Franken-Anleger jubeln nicht wirklich. Für diese Anlegergruppe steht auf Jahressicht auch nur ein Miniplus von etwas über 2 % zu Buche.
Die fundamentale Seite spricht ebenfalls nicht zwingend für eine neue große Gold-Hausse. Nach meinen Berechnungen liegt der Goldpreis derzeit rund 90 % über den weltweiten durchschnittlichen Förderkosten. Mit anderen Worten: Die Minen-Unternehmen sind motiviert, in den kommenden Monaten die Förderung weiter hochzufahren und werden neue Nachfrage sicherlich kompensieren.
Gleichwohl halte ich die Rohstoff- und Minenbranche für attraktiv. Dabei spielt die Musik besonders im Bereich der Industriemetalle und auch bei den Energieträgern Öl und Gas. Derzeit ist sogar Kohle besonders in Asien wieder gefragt. Einige optimistische Analysten prognostizieren für Industrierohstoffe wie Kupfer, Nickel, Aluminium oder Stahl sogar einen neuen Super-Zyklus, der mehrjährig tragen soll.
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