Liebe Börsianer,

gelegentlich werde ich als Börsenanalyst oder Vermögensberater gefragt, woher ich meine Informationen beziehe? Oder anders gefragt: Wie recherchiert ein Profi eine Aktie?

Zunächst möchte ich mein Berufsbild etwas entmystifizieren. Auch Profis kochen nur mit Wasser und stützen ihre Entscheidungen wesentlich auf öffentlich zugängliche Informationen. Am Anfang steht also immer die Lektüre des Geschäftsberichts und die harte Analyse der Geschäftszahlen.

Dann beginnt die Arbeit des Analysten erst richtig. Aktienanalyse ist People´s Business. Zu Deutsch: Wir müssen mit den handelnden und verantwortlichen Personen des Unternehmens in Kontakt kommen. Als Vermögensverwalter lässt man durchblicken, dass man umfassende Investitionen im Unternehmen beabsichtigt. Damit haben Sie schon einmal das Ohr Ihres Gesprächspartners.

Zunächst werden Sie abgespeist mit professionellem Werbeversprechen. Etwa so: Wir setzen voll auf die Elektro-Mobilität und expandieren derzeit proaktiv im chinesischen Wachstumsmarkt.

Das ist eine absolute Null-Information. Als Analyst haken Sie jetzt konkret nach. Zum Beispiel: Mit welchen Produkten geht das Unternehmen nach China? Wer sind die Konkurrenten? Was ist der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens? Warum soll der Kunde ausgerechnet ihre Zylinderdichtung (beispielhaft) kaufen? Wie funktioniert der Vertrieb?

Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Ihr Gesprächspartner bleibt hartnäckig im Ungefähren. Dann sind die Expansionspläne wohl noch nicht weit gediehen. Die Aktie ist also eher kein Kauf.

Oder aber: Ihr Gegenüber packt richtig aus und nennt Details. Dann weiß ich als Analyst, dass ich hier auf dem richtigen Weg bin. Im Nachgang werden Sie dann als Analyst zur nächsten Analystenkonferenz und Unternehmenspräsentation eingeladen. Allmählich erhalten Sie nun echte Einblicke in das Unternehmen.

Besonders offen gegenüber Analysten und auch Privatanlegern sind vor allem eher kleinere Unternehmen. Hier interessiert man sich für Sie bzw. Ihr Geld und wird deshalb bereitwillig Ihre Fragen beantworten und Ihre Recherche unterstützen.

US-Unternehmen sind traditionell besonders aktionärsfreundlich

Die Aktienkultur ist bekanntlich in den USA sehr ausgeprägt. Dort gehört deshalb die Kommunikation mit den Investoren in jedem Unternehmen zum guten Ton. Man ist dort sehr offen und sehr locker.

Wenn Sie hier eine Frage haben, dann richten Sie die E-Mail gleich an den Vorstandschef. Ich kann mich noch an meine ersten Gehversuche als Junior-Analyst erinnern. Damals hatte ich allein eine Viertelstunde auf die richtige Anrede des Vorstandschefs verwendet. Das ist völlig überflüssig.

Sie sprechen auch den CEO eines Milliarden-Unternehmens ganz locker mit Vornamen an: „Hi Jeff“. Floskeln wie Dear Sir oder Dear Madam sind unüblich. Selbstverständlich wird man Sie in der Antwort auch mit Ihrem Vornamen anreden.

Außerdem wichtig: Machen Sie ein wenig Wind um Ihre Person! Bezeichnen Sie sich als „longterm investor with some money“! Das weckt Interesse und steigert die Auskunftsfreudigkeit.

Ich bin von Natur aus ein kontaktfreudiger Mensch und kommuniziere gerne mit Investoren oder Unternehmen. Das macht mir Spaß. Und das ist noch wichtiger: Auf diesem Wege gewinne ich als Analyst und Vermögensverwalter fundierte Informationen, die wir nicht in jedem beliebigen Börsenbrief finden. Und fundierte Informationen bedeuten an der Börse immer Wettbewerbsvorteil und – wie Sie wissen – eine bessere Rendite.

Wettbewerbsvorteil und bessere Renditen finden Sie übrigens sehr oft in meinem Börsendienst RENDITE TELEGRAMM. Mehr Infos zu meinem Dienst finden Sie hier!