Liebe Börsianer,

diese Entwicklung gefällt mir nicht, weil sie die Börsenkultur beschädigt und zuletzt vor allem Privatanlegern teils ernsthafte Verluste beschert hat. Einige Börsenmagazine haben die Seite gewechselt und profilieren sich zunehmend als Macher von Kapitalinstrumenten. Darüber ist einigen meiner Kollegen der Blick für den Markt verloren gegangen.

Ein Beispiel dafür ist das Börsenmagazin Der Aktionär. In den vergangenen Jahren hat der Verlag dieser Publikation, die Börsenmedien AG, unzählige Indizes auf allerlei Trendbranchen wie etwa Wasserstoff, Impfstoff oder etwa Cannabis aufgelegt. Anschließend haben einige Banken auf diese Indizes unterschiedliche Zertifikate begeben. Dafür kassiert der Verlag laufend Lizenzgebühren. Anders formuliert: Jedes Mal, wenn ein Anleger eines dieser sog. Der Aktionär-Indizes als Zertifikat erwirbt, klingeln bei der Börsenmedien AG die Kassen.

Nun also bespricht das Börsenmagazin diese Zertifikate fortlaufend. Wie Sie sich lebhaft vorstellen können, haben diese Besprechungen in der Regel eine eher positive Grundtendenz. Die Perspektive der entsprechenden Branche wird gerne in den schönsten Farben wortreich ausgeschmückt. Die Unternehmen dieser hauseigenen Indizes erfreuen sich ebenfalls pausenlos optimistischer Berichterstattung.

Beispiel Wasserstoff-Index, den der Aktionär im Jahr 2019 entworfen hat. Allein in den letzten 2 Wochen hat die Redaktion des Aktionärs im Schnitt jeden zweiten Tag eine Nachricht oder Meldung zum Indexmitglied Ballard Power verfasst. Die Schlagzeilen waren unter anderem: Ballard Power – großes Potenzial, Ballard Power, Kraft getankt oder Rebound-Chance für Trader. Die Leser wurden regelrecht traktiert mit jedem Schnipsel.

Hierzulande hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Trennprinzip bewährt. Danach legen Banken Produkte auf, und Börsendienste und Analysten prüfen diese Produkte kritisch und empfehlen sie gegebenenfalls zum Kauf. Der Aktionär hat dieses wertvolle Trennprinzip aufgelöst und betätigt sich gleichzeitig als Produktmacher und als Analyst der eigenen Produkte. In einem solchen Umfeld kann kein Analyst oder Redakteur frei von äußeren Zwängen arbeiten.

Vielen Privatanlegern war und ist dieser Zusammenhang nicht bekannt. Man hat ein falsches Bild der Wasserstoff-Branche gewonnen, weil einige meiner Kollegen bewusst oder unbewusst ihre Pflicht zur kritischen Berichterstattung vernachlässigt haben.

Mir tut das weh. Denn Der Aktionär war einmal eine Ikone der objektiven Börsenberichterstattung und hat die deutsche Börsenkultur seit 1996 wesentlich mitgeprägt. Ich scheue diese Worte nicht: Inzwischen ist dieses Magazin zu einer Vertriebsmaschine degeneriert. Liebe Kollegen, kehrt um auf diesem Weg und findet wieder zu alter Qualität zurück! Davon werden Eure Leser profitieren und auch die Börsenkultur des deutschsprachigen Raumes.

Sie hingegen legen Wert auf neutrale Empfehlungen und Informationen? Sie möchten, dass Ihr Analyst mit Ihnen im Boot sitzt und nicht in demjenigen einer Bank? Dann sind Sie in meinen Börsendiensten gut aufgehoben. Ich mache keine Indizes oder nehme Zuwendungen von Dritten in Empfang. Nur Sie sind mein Auftraggeber, und nur von Ihnen werde ich bezahlt. Deshalb kann ich meiner Arbeit als Analyst ungestört von falschen Anreizen nachgehen.

Das ist mir ganz wichtig. Denn Ihr Vertrauen ist mein Kapital