Liebe Börsianer,

es fing harmlos an. Zunächst leitete die zuständige chinesische Wettbewerbsbehörde ein Kartellverfahren gegen den Onlinehändler Alibaba ein. Das Unternehmen untersagte seinen angeschlossenen Händlern die Nutzung weiterer Internet-Plattformen und behinderte auf diese Weise den Wettbewerb. Wie gesagt, alles harmlos und unauffällig. Ähnliche Verfahren strengen derzeit die USA und die EU etwa gegen Apple, Amazon oder Facebook an.

In China nehmen die Ereignisse nun allerdings einen anderen Verlauf. Als Alibaba-Gründer Jack Ma das staatliche Bankensystem im Reich der Mitte kritisierte, reagierte Peking scharf. So wurde Mr. Ma der Börsengang seines Zahlungsdienstleisters Ant Financial (Alipay) untersagt. Da verlor der Alipay-Betreiber rund 150 Milliarden USD seines ursprünglichen Wertes. Denn nun das FinTech-Unternehmen erst einmal von frischem Eigenkapital abgeschnitten.

Überhaupt scheinen die chinesischen Behörden gerne rund um Börsengänge zu wirken. Das spürte erst vor wenigen Tagen der Fahrdienstleister Didi Global. Kaum war die Aktie in New York furios gestartet, eröffnet die Cyberspace Administration of China, also die Aufsichtsbehörde für das Internet, eine Untersuchung gegen Didi. Hier seien angeblich Kundendaten nicht sicher. Derzeit muss das junge chinesische Unternehmen seine Anwendung aus den mobilen App-Stores nehmen.

US-Investoren reagierten sensibel und strengen nun diverse Sammelklagen gegen den Fahrdienstleister an. Im Emissionsprospekt wurden Risiken verschwiegen, so die mit den Klagen betrauten Rechtsanwälte. Der Aktie tut dieser doppelte Würgegriff aus Peking und New York gar nicht gut. Binnen weniger Tage rauschte die Aktie des Börsenneulings von 16 auf rund 11 USD ab.

Mittlerweile hat die Partei in Peking neben Alibaba und Didi unzählige weitere chinesische Tech-Unternehmen in den Fokus genommen. Es ist wohl eine Machtfrage. Die Partei fürchtet, dass diese Internet- und Medienunternehmen aufgrund ihrer Datenberge mehr über den chinesischen Verbraucher wissen als man selbst. Außerdem fühlt man sich unwohl bei dem Gedanken, dass diese oftmals in New York notierten Unternehmen im Rahmen der quartalsmäßigen Berichterstattung den Feind aus den USA zu tief in diese Datenberge blicken lassen.

Diese Paranoia der chinesischen Führung hat westliche Anleger bis dato hunderte Milliarden gekostet. Schauen Sie sich da einfach einmal die Kursverläufe von Alibaba, Didi, Baidu oder Tencent an! Ganz schlachten wird die Partei die eigene Internet-Branche wohl nicht. Wahrscheinlich bieten Alibaba, Didi und Co bald sogar beste Chancen auf einen grandiosen Turnaround. Kurzfristig freilich rate ich allerdings eher zu Material aus dem Silicon Valley. Im Reich der Mitte muss sich Big Tech unter den Schlägen der Regulierung und der Politik erst wieder sammeln.

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