Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die Weltbevölkerung wird immer größer. Wenn wir immer mehr Menschen auf der Erde werden, wollen wir natürlich auch mehr essen. Eine gute Nahrungsmittelversorgung ist ein Grundbedürfnis. Erst wenn dieses Bedürfnis gedeckt ist, werden andere Konsumwünsche erfüllt. Deshalb lohnt es sich auch als Investor, einen Blick auf die globalen Ernährungstrends zu werfen. 

Eine spannende Entwicklung können wir beobachten, wenn wir uns die globale Speisekarte etwas näher anschauen. Laut Statistiken der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) kommt weltweit immer häufiger Fisch auf den Teller. 1985 aß der durchschnittliche Weltbürger rund 13,4 Kilogramm Fisch pro Jahr. 2020 waren es bereits 20,5 Kilogramm – eine Steigerung um mehr als 50%.

Die Erhöhung ist auf zwei wesentliche Trends zurückzuführen. Zum einen legen die Menschen in der westlichen Welt mehr Wert auf eine gesunde Ernährung. In den vergangenen drei Jahrzehnten sank der Konsum von Fleisch kontinuierlich, während der Fisch- und Gemüsekonsum zunahm.

Zum anderen stellen die asiatischen Völker heute einen größeren Anteil an der Weltbevölkerung als noch vor 30 Jahren. In Asien wird besonders gerne Fisch gegessen. In China essen die Menschen im Durchschnitt sogar mehr als 30 Kilogramm Fisch pro Jahr.

Der steigende Fischkonsum bringt allerdings auch Probleme mit sich. Mittlerweile gilt ein Drittel aller Bestände als überfischt. Das bedeutet, dass in diesen Populationen mehr Fisch gefangen wird als auf natürlichem Wege nachwachsen kann.

Als Reaktion auf diese Entwicklung wird der Fisch mittlerweile planvoll gezüchtet. Seit 1986 hat sich die in Aquakulturen gezüchtete Fischmenge verfünffacht. Mehr als die Hälfte des verzehrten Fischs auf der Welt wird mittlerweile nicht mehr auf konventionelle Weise gefangen, sondern gezüchtet. Der Anteil dürfte sich in den kommenden Jahren noch erhöhen, da im offenen Meer einfach nicht noch mehr Fisch gefangen werden kann, ohne die Bestände dauerhaft zu dezimieren.

Als Anleger stellt sich natürlich immer die Frage, welche Unternehmen in besonderem Maße von der Entwicklung profitieren können. Einen Blick muss man dabei nach Norwegen werfen. In den Fjörden herrschen ideale Bedingungen für die Lachszucht. Mowi, Salmar oder Bakkafrost sind Anlegern auch hierzulande ein Begriff.

Die Aussichten für die Branche sind nicht schlecht. Nach einem Rückgang der Nachfrage wegen der Corona-bedingten Schließung zahlreicher Restaurants wähnen sich die Unternehmen bereits wieder auf Rekordkurs. Die Wachstumsstory ist auf der Nachfrageseite intakt.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn auch die Kosten steigen. Die Zuchtfische müssen vor Krankheiten geschützt werden. Außerdem lernen die Lachse dazu und brechen immer wieder aus den gut gesicherten Farmen im Meer aus. All das kostet die Branche viel Geld. Deshalb sehe ich für Anleger spannendere Wachstumsbranchen als die Fischzucht. In meinem RENDITE-TELEGRAMM zeige ich Ihnen meine Favoriten.

Auch die vermeintliche klimafreundliche Produktion von Fisch muss immer mindestens von zwei Seiten betrachtet werden. Denn um die wachsenden Fischbestände in den norwegischen Farmen zu ernähren, wird massenhaft Soja aus Brasilien importiert. Der Transport über den Atlantik verursacht jede Menge Treibhausgase. Außerdem wird in Brasilien der Regenwald gerodet, um mehr Anbaufläche für Sojabohnen zu gewinnen. Deshalb ist keine eindeutige Aussage möglich, ob der Verzehr von Lachs wirklich klimafreundlicher ist als der eines Schnitzels.

Wenn es einem Unternehmen gelingt, die Nahrungskette zu optimieren und zusätzlich den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, ist es auf jeden Fall einen Blick wert. Denn der Hunger auf Fisch wird auch in den kommenden Jahren nicht kleiner.