Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

gehören Sie noch zu den eher konservativen Anlegern oder Verbrauchern, die sich im Angesicht explodierender Staatsschulden eher etwas unwohl fühlen? Dann werden Sie sich nach der Lektüre dieses Beitrages nicht besonders gut fühlen.

Sie ahnen es. Der teils monatelange Lockdown hat in den nationalen Haushalten tiefe Spuren hinterlassen. Die Politik musste ein ganzes Heer von Menschen unterstützen, denen von Amtswegen die Ausübung Ihrer Arbeit untersagt worden war. Gleichzeitig kollabierten die Steuereinnahmen nahezu rund um den Globus. In der Folge haben im vergangenen Jahr die Schuldenberge der meisten Staaten bislang völlig unbekannte Dimensionen erreicht. Alle führenden Wirtschaftsnationen (G7) – mit Ausnahme Deutschlands – haben für das Jahr 2020 neue Schuldenrekorde gemeldet. Dies sowohl gemessen an der absoluten Höhe der Schulden wie auch prozentual im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt.

Und das laufende Jahr wird gleich schon wieder ganz frische Rekorde bringen. So planen die USA und Kanada Haushaltsdefizite von jeweils rund 15 %. Zum Vergleich: Das in den vergangenen Jahrzehnten höchste US-Haushaltsdefizit stammt aus der Finanzkrise (2009) und betrug knapp 10 %. Ganz generell: Die Schuldenberge der Finanzkrise (2009/10) waren im Vergleich zur aktuellen Topographie kleines Vorgebirge.

An diesem Trend wird sich in den kommenden Jahren auch nicht viel ändern. Denn zumindest hinter verschlossenen Türen ist es heute bereits Konsens, dass wir nun eine Art Perpetuum mobile der Schulden bauen werden. Dabei orientieren wir uns an den Erkenntnissen der japanischen Geldpolitik.

Bereits 1999 hat die Bank von Japan als erstes Land der Welt einen Leitzins von 0 eingeführt. Seit 2001 kauft diese Bank Staatsanleihen in großem Stil auf. In den vergangenen Jahren sorgte die Notenbank auf diese Weise für rund ein Drittel der Staatseinnahmen. 2020 stellte diese Art der Finanzierung 60 % der Einnahmen der öffentlichen Hand dar. Nicht überraschend ist Japan nach Venezuela das höchst verschuldete Land der Welt.

Wir wissen natürlich nicht, ob es tatsächlich so kommt. Aber die Notenbanken dieser Welt haben Pläne in den Schubladen, nach denen künftig zur Finanzierung der Schuldenberge keinerlei privates Kapital – etwa von Banken, Pensionskassen oder Lebensversicherungen – mehr erforderlich ist.  Zum Vergleich: Derzeit werden noch knapp 70 % der Neuverschuldung in der EU direkt oder indirekt von privaten Marktteilnehmern gestemmt.

Langfristig wird also die Politik bzw. der Staat die bisher noch mehr oder weniger unabhängige Geldpolitik in Eigenregie übernehmen, um sich selbst jederzeit mit ausreichenden Mitteln zu versorgen. Fragen Sie mich bitte nicht, wie lange ein solches Perpetuum mobile tragen kann! Letztlich leben wir in einer Kreditwirtschaft. Kredit kommt von (lateinisch) credere, zu Deutsch: glauben, vertrauen oder anvertrauen. Solange wir also mehrheitlich vertrauen, wird das Schuldensystem wohl ungefähr funktionieren.

Wenn Sie möglicherweise nicht mehr restlos vertrauen, dann sollten Sie die heute erscheinende Hauptausgabe des RENDITE TELEGRAMM lesen. Darin stelle ich Ihnen ein Wertpapier vor, das Ihnen sehr helfen wird, wenn das Perpetuum mobile eines Tages stehen bleiben wird. Mehr Informationen zu meinem Dienst finden Sie hier.