Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz haben die Branche der Finanzdienstleistungen erfasst und dabei eine ganze Reihe dieser sog. Robo-Advisor hervorgebracht. Wie funktioniert eine solche standardisierte digitale Vermögensverwaltung?

Zunächst absolvieren Sie im Internet einen Art Selbsttest, in dem unter anderem Ihre persönliche Risikoneigung bzw. Verlusttoleranz erkundet wird. Ferner machen Sie hier Angaben zu Ihren Zielen als Anleger oder etwa zum Zeithorizont Ihrer geplanten Anlage. Anschließend stuft Sie die Software auf Basis Ihrer Angaben in eine von mehreren Risikoklassen ein.

Zwei Beispiele: Sie haben einen Anlagehorizont von 5 Jahren und sind auch mit den Schwankungen der Börse noch nicht wirklich vertraut. Dann wird man Ihnen wohl ein eher defensives Depot mit geringer Aktiengewichtung aufs Auge drücken. Geht aus Ihren Angaben hingegen hervor, dass Sie richtig Zeit haben und schon vor 10 Jahren Ihre ersten Aktienanlagen erworben haben. Dann sind Sie ein Kandidat für die Risikoklasse Offensiv oder Dynamisch und dergleichen. Hier billigt man Ihnen dann auch eine Aktienquote von bis zu 100 % zu.

Wie geht es weiter? Ihre Risikoklasse bzw. Ihr Standard-Depot ist gefunden. Nun legen Sie fest, ob Sie lieber eine Einmalanlage tätigen möchten oder einen regelmäßigen Sparplan bevorzugen. Die Mindestanlagesummen sind dabei wirklich anlegerfreundlich. Bei einer Einmalanlage sind Sie teilweise schon mit 500 Euro mit von der Partie. Sparpläne lassen sich bei einigen Anbietern schon ab 25 Euro pro Rate einrichten.

Was macht der digitale Vermögensverwalter mit Ihrem Geld? Die Anbieter stützen sich auf ein festes Universum aus spesengünstigen ETF-Fonds. Der Robo-Pionier Scalable Capital hantiert nach eigenen Angaben sogar mit 2.000 ETFs. In der Praxis reichen für das Geschäftsmodell allerdings zwei duzend ETFs aus. Die Aktienquote deckt man dabei mit gängigen Welt-Aktien oder US-Aktien-ETFs ab. Daneben brauchen die Anbieter noch einige Renten-ETFs und vielleicht noch einige Vehikel für Gold und andere Rohstoffe.

Aus diesen ETFs setzt der Anbieter seine diversen Depots zusammen. Je nach Marktlage greift der Robo-Vermögensverwalter ein und ersetzt beispielsweise einen Aktien- durch einen Renten-ETF, oder umgekehrt. Dabei werden die Transaktionen immer voll automatisch und für alle Depots derselben Kunden- oder Risikoklasse gemeinsam und gelichzeitig ausgeführt. Im Kern führt also ein Robo-Advisor nur wenige Depots, denen er alle seine Kunden zuordnet.

Diese Standardisierung und Automatisierung sorgt für eine günstige Kostenstruktur. Folglich sind Robo-Advisor für Sie als Anleger eine recht günstige Angelegenheit. Nur selten liegt die Kostenbelastung (ETF-Kosten plus Vermögensverwaltergebühr) über 1 % vom Depotvolumen.

Für wen sind diese Vehikel besonders geeignet? Nicht jeder von uns ist der geborene Vollblut-Börsianer. Sie möchten sich nicht regelmäßig mit dem Marktgeschehen beschäftigen. Sie müssen auch nicht zwingend wissen, was ein KGV oder ein Cashflow ist. Trotzdem lassen Sie sich nur ungern mit Null-Zinsen von Ihrer Bank abspeisen. Dann sollten Sie sich mit dem Thema Robo-Advisor einmal auseinandersetzen. Die Robo-Advisor haben die typischen Sparprodukte wie Lebensversicherung, Bausparer oder Banksparplan weitgehend verdrängt. Und das völlig zu Recht!