Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

gestern hatte ich mich an dieser Stelle mit den Vorzügen der digitalen Robo-Advisor beschäftigt. Dabei habe ich herausgearbeitet, dass diese relativ neuartigen standardisierten Vermögensverwaltungen vor allem durch eine niedrige Kostenquote glänzen. Außerdem ist so ein Robo-Advisor im Internet rasch und bequem einzurichten. Also, eine günstige und komfortable Lösung für uns.

Abschließend untersuche ich nun die Performance dieser Robo-Advisor. Anders formuliert: Sind diese Angebote auch für den ambitionierten Börsianer geeignet und können Sie möglicherweise die Arbeit am eigenen selbst betreuten Depot ersetzen?

Mittlerweile tummeln sich hierzulande rund 40 verschiedene Anbieter. Jeder dieser Anbieter wie z. B. Fidelity, Scalable, Fintego, Ginmon oder Easyfolio unterhält diverse ETF-Modellportfolios. Sicherlich existieren am Markt weit über 200 solcher Einzelmodelldepots. Das erschwert den objektiven Performance-Check. Pauschale Aussagen sind also schwierig.

Das Internetportal brokervergleich.de hat sich nun die Mühe gemacht, wesentliche Marktteilnehmer einem mehrjährigen Performance-Check zu unterziehen. Dafür haben die Macher dieser Webseite die ausgewogenen ETF-Modellportfolios der Anbieter herangezogen. Hier legt der Anleger oder Sparer sein Geld zu rund 50 bis 60 % in Aktien-ETFs an. Der Rest des Portfolios dürfte mit einigen Renten-ETFs oder vergleichbaren konservativen Vehikeln unterlegt worden sein.

In den vergangenen 3 Jahren haben diese Portfolios im Durchschnitt eine Performance von 17,6 % oder rund 5,5 % Wertentwicklung pro Jahr geschafft. Am besten hat sich dabei das Portfolio des Fintech Raisin geschlagen. Hier schaffte man im Testzeitraum fast 24 %. Schwach war das ausgewogene Portfolio des Robo-Advisors der Comdirect-Bank. Hier steht nach drei Jahren lediglich eine Performance von rund 4 % zu Buche.

Hätten wir selbst uns ein Depot aus einem beliebigen Welt-Aktien-ETF (MSCI World) und dem Barclays Aggregate Bond ETF – jeweils zu 50 % gewichtet – gebastelt, hätten wir in diesem Zeitraum eine Performance von 28 % erzielt. Das zeigt: Die meisten Robo-Advisor liefern durchaus brauchbare Resultate ab. Trotzdem ist jeder halbwegs kompetente Börsianer in der Lage, diese ETF-Modelle in Eigenregie zu erstellen. Dabei sparen Sie dann nochmals rund 40 bis 50 % der Spesen ein und werden wahrscheinlich am Ende einige Prozente mehr Rendite erzielt haben als der Robo-Advisor. Lediglich in schwachen Marktphasen dürften die künstlich intelligenten Börsenroboter den Anleger aus Fleisch und Blut schlagen.

Mein Fazit: Wenn nächstens meine gerade volljährige Tochter ein Depot eröffnen soll, werde ich Sie sicherlich auf einen der Robo-Advisor verweisen. Hier wird sie modern, also voll digital, im Internet angesprochen. Das wird ihr Freude bereiten. Wir als erwachsene Börsianer hingegen brauchen diese Angebote nicht so dringend.