Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

das ist kein Klischee. Chinesen sind bildungsbeflissen und wollen aufsteigen. Deshalb lernen im Reich der Mitte 7 von 10 Schülern auch außerhalb der Schule und nutzen die Bildungs- bzw. Nachhilfeangebote etwa des Dienstleisters New Oriental Education. Natürlich kommt hier der Mathe-Lehrer nicht mehr ins Haus, sondern kommuniziert per Internet, also voll digital mit den Schülerinnen und Schülern. New Oriental war eines der ganz erfolgreichen chinesischen Unternehmen. Seine Aktie war eine echte Kursrakete. Dann kam die Partei.

Seit einigen Tagen ist der Bildungsanbieter für Peking ein ganzes böses Unternehmen. Die Schüler bzw. ihre Familien werden durch horrende Studiengebühren ausgenommen. Kinder aus weniger gut gestellten Familien werden abgehängt. Außerdem torpedieren die digitalen Nachhilfeinstitute angeblich die neue Geburtenpolitik. Denn wenn die Schulausbildung des Sohnes oder der Tochter derart teuer ist, verzichten die Eltern auf das zweite Kind. So die offizielle Parteilinie.

Die Maßnahmen der Regulierung waren drastisch: Zunächst mussten die Dienstleister ihre Angebote nach 21 Uhr und am Wochenende abstellen. Dann verfügte die Partei gleich, New Oriental und Co müssen ihre Dienstleistungen künftig weitgehend als gemeinnütziges nicht gewinn-orientiertes Unternehmen anbieten. Die Investoren rund um den Globus waren geschockt. Die Aktie sackte binnen eines Monats um über 70 % ab.

Das ist kein Einzelschicksal. So wird der Fahrdienstleister DiDi Global derzeit ebenfalls gezwiebelt und musste seine Internet-Angebote (Apps) offline stellen. Daneben im Fadenkreuz der allmächtigen Internet-Regulierer – wenn auch nicht ganz von dieser Intensität – sind die Giganten Alibaba und Tencent. Keine Frage: Die Partei beschädigt die eigene Internetwirtschaft derzeit massiv. Was soll das? Was ist das Kalkül?

Da können wir nur spekulieren. Die einen meinen, die Führung in Peking holt nun eine längst überfällige Regulierung der Branche nach. Die Unternehmen hatten sich ausgetobt, jeden Verbraucherschutz und jeden Schutz der Privatsphäre der Nutzer ignoriert, so die Einschätzung.

Andere Beobachter sehen eine Machtfrage: Der Partei behagt es nicht, dass die Internet-Unternehmen aufgrund der eigenen Datenbanken die chinesischen Verbraucher besser kennen als sie selbst. Angeblich fürchtet man auch Datenabfluss in die USA, wenn die chinesischen Unternehmen in New York notiert sind und dort den Investoren Einblick in die Bücher gewähren.

Vor allem westliche Investoren, die an hohe Rechtsstandards der heimischen Standorte gewöhnt sind, sind mehr als nur verunsichert. Nun, China ist nicht die Schweiz oder Deutschland. Der dortige Markt ist ein Minenfeld und zurzeit nicht für sensible Investoren geeignet.

Aber: Das regulatorische Gemetzel der Partei hat zu Aktienbewertungen geführt, die mehr als nur verlockend sind. Unternehmen wie Alibaba, JD.com, Tencent oder Baidu sind derzeit so billig wie noch nie zuvor. Ich sehe hier für uns ganz erhebliche Chancen. Chinesische Internet- und Wachstumsaktien sind wahrscheinlich die größte Comeback-Story seit der Finanzkrise (2008/9).

Noch halte ich mich in meinem Börsendienst Premium-Chancen an der Seitenlinie. Das kann sich allerdings jeden Tag ändern. Ich beobachte den Markt und natürlich auch das weitere Vorgehen der  Partei mit Adleraugen. Sobald die Erholungsrally startet, werde ich in diesen Markt gehen.

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