Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

am kommenden Sonntag kommen wir unserer höchsten Pflicht als Bürger nach und werden einen neuen Bundestag wählen. Da stellt sich doch die Frage, wie wählen wir als Börsianer? Wird der Ausgang der Wahl Auswirkungen auf deutsche und vielleicht sogar andere europäische Aktien haben?

Nun, ich sehe das Ereignis bzw. seinen Ausgang mit Entspannung. Der deutsche Michel taugt ohnehin nicht wirklich zum Revoluzzer. Und auch diesmal hält sich die Wechselstimmung im Staate Deutschland in konkreten Grenzen. Sicherlich, diesmal wird es wahrscheinlich ziemlich bunt. Glaubt man den Meinungsumfragen, stehen die Chancen gut, dass wir zum ersten Mal auf Bundesebene eine Koalition aus drei verschiedenen Parteien sehen werden.

Ich formuliere positiv: Das spricht für Stabilität und Kontinuität, denn in einer solchen Konstellation wird niemand wirklich „durchregieren“. Der Anführer dieser 3er-Bande dürfte mutmaßlich der Sozialdemokrat Olaf Scholz werden, der sich zuletzt recht geschickt als legitimer Nachfolger und Sachwalter des Merkelschen Erbes präsentiert hat.

Derzeit sind in der Tat einige konstruktive Ideen im Wahlkampf-Raum, die uns als Anleger helfen können. So gibt es den Vorschlag, den Steuerfreibetrag von 801 Euro pro Nase einmal anzuheben, nachdem er schon seit Jahren auf diesem Niveau festgenagelt ist. In der FDP ventiliert man sogar Pläne, Aktiengewinne nach einer Haltefrist von drei Jahren steuerfrei zu stellen. Diese Maßnahme wäre natürlich ein mächtiger Gewinnturbo für unsere Depots.

Auch die Grünen wollen unsere Stimme und geben sich derweil wirtschaftsfreundlich. Hier verspricht man uns „klimaneutralen Wohlstand“. Da freue ich mich jetzt schon drauf. Sie sehen also, wir haben viele großartige Parteien in Deutschland und am kommenden Wahltag können Sie eigentlich gar nicht falsch wählen.

Eine kleine Wahlempfehlung habe ich am Ende dann doch für Sie: Wir haben da ja eine Partei, die hat mit dem Begriff des Eigentums einige Probleme, weil man sich auf ein Programm des 19. Jahrhunderts (Marxismus) stützt. Und wie Börse ohne geschütztes Eigentum funktionieren soll, wissen wir noch nicht. Also, diese kleine Partei wählen wir zunächst noch nicht in die Verantwortung. Das Parteiprogramm braucht doch noch einige Überarbeitung.

Fazit: Es ist spannend wie schon lange nicht mehr. Dennoch erwarte ich nicht, dass das Wahlergebnis besonderen Einfluss auf den deutschen Aktienmarkt haben wird. Zu Deutsch: Sie müssen mit Blick auf die Wahl deutsche Aktien weder kaufen noch verkaufen.