Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

gestern lief die Nachricht über die Ticker. Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 kann pumpen. Kann Europa nach dem Preisschock bei Gas also endlich aufatmen? Die Angelegenheit ist tricky und mindestens mittelprächtig verkantet. Es ist nämlich unklar, ob die neue Berliner Regierung das Russen-Gas überhaupt noch will. Bekanntlich landet die neue Pipeline in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) an, so muss also Berlin den Gashahn aufdrehen, sonst pumpt der russische Monopolist Gazprom keinen einzigen Kubikmeter.

Vor allem die deutschen Grünen, die an der neuen Bundesregierung beteiligt sein werden, sind von Nord Stream 2 bzw. von Gas als fossilem Brennstoff nur sehr eingeschränkt überzeugt. Deshalb beobachtet der Kreml die aktuelle politische Entwicklung in Berlin mit Skepsis. Einige Beobachter sind sogar der Meinung, dass der Kreml den Gaspreisschock herbeigeführt hat. Putin schwingt also die Gaskeule und führt Berlin vor, wie sich ein massiv erhöhter Gaspreis anfühlt. Ist das wirklich so?

Der Abgesandte des Kremls bei der EU, Vladimir Chizov, weist diese Erklärung natürlich weit von sich und führt den Preisanstieg auf die allgemeine Knappheit im Energiesegment zurück. Da hat der Russe sicherlich auch nicht ganz Unrecht. Allerdings führte Chizov zwei Sätze später aus, dass man die Beziehungen zwischen Brüssel und Moskau eben verbessern müsse. Der Kreml fühlt sich derzeit als „Feind“ behandelt, und dann sei eben einmal das Gas etwas teurer, so Chizov durch die Blume.

Wenn aber Brüssel und Berlin wieder lieb sind, dann wird Putin sicherlich Gazprom „einen Rat geben“, wie man die Produktion für Europa hochfahren kann. Nun, der Kreml hat den Gasschock nicht herbeigeführt, aber er spielt den Russen natürlich in die Karten.

Ohne Frage befindet sich Berlin in einer strategisch starken Position, da man den Gashahn in Greifswald in der Hand hält. Allerdings ist auch unser Spielraum begrenzt, wenn sich der Gaspreis für Privatverbraucher hierzulande binnen weniger Monate mehr als verdoppelt hat. Vor allem für einkommensschwache Haushalte ist diese Preisexplosion sehr schmerzhaft. Zudem versorgt Nord Stream 2 nicht nur Deutschland, sondern soll auch Gas unter anderem für Tschechien und Österreich liefern. Europa bezieht insgesamt rund 35 % seiner Gaslieferungen aus Sibirien.

Diese Fakten wird auch die neue Bundesregierung im Blick haben, sodass man Nord Stream 2 wohl in absehbarer Zeit freigeben wird. Davon wird ein deutsches Unternehmen ganz erheblich profitieren. Nicht nur weil man selbst Gas fördert und erheblich an der Finanzierung von Nord Stream 2 beteiligt ist, sondern vor allem weil man das Gasnetz in Deutschland kontrolliert.

Wussten Sie eigentlich, dass man über ein konventionelles Pipelinesystem auch Wasserstoff verpumpen kann? Vielleicht wird mein Gas-Unternehmen in seinem Netz auch CO2 an die Nordsee pumpen, damit es dort im Meeresboden klimaschonend verpresst werden kann.

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Scrollen Sie außerdem weiter nach unten, um zum heutigen Gastbeitrag von Jim Rickards zu gelangen. Darin geht er passend zu unserem heutigen Thema auf die Zukunft von fossilen Brennstoffen ein.