Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

wann gefällt Ihnen als Investor eigentlich eine Aktie, wann und warum fassen Sie zu? Vermutlich achten Sie auf ein funktionierendes und zukunftsfestes Geschäftsmodell, also auf die „Story“. Viele Investoren gehen dann noch einen Schritt weiter und betrachten das sog. Kurs-Gewinn-Verhältnis oder abgekürzt KGV.

Diese Kennzahl sagt Ihnen, wie oft ist der nächste erwartete Gewinn des Unternehmens bereits im aktuellen Kurs enthalten. Ein fiktives Beispiel: Die Superhuber Consulting AG wird im laufenden Jahr sehr wahrscheinlich einen Gewinn je Aktie von 2 Euro erwirtschaften. Zuletzt kostete ein Papier der Superhuber AG 20 Euro. Nun teilen Sie diesen Kurs durch den erwarteten Gewinn und erhalten also ein KGV von 10.

Isoliert betrachtet sagt Ihnen diese Zahl allerdings erst einmal wenig. Sie brauchen einen Vergleichsmaßstab. Im Folgenden rechne ich Ihnen eine kurze fundamentale KGV Analyse anhand der drei führenden deutschen Autobauer vor. Zunächst die aktuellen KGVs:

– VW Vorzüge: KGV 6,5

– Daimler: KGV 6,1

– BMW: KGV 5,1

Das KGV ist immer besonders aussagekräftig, wenn Sie diese Kennzahl im Branchenvergleich einsetzen, weil Sie dann eben vergleichbare Geschäftsmodelle gegeneinanderstellen. Unsinn wäre es allerdings, das KGV – sagen wir der Netflix – mit jenem einer Auto-Aktie zu vergleichen. Hier würden Sie nur Äpfel mit Birnen vergleichen.

  1. Im konkreten Fall erkennen Sie also auf einen Blick, die BMW-Aktie ist gemessen am KGV derzeit die günstigste Auto-Aktie, während die VW-Vorzüge zunächst eher teuer wirken. Noch eine Vergleichsmöglichkeit: Sie können das KGV der genannten Auto-Aktien auch in Relation setzen zum sog. Markt-KGV. So verfügt jeder Aktien-Index ebenfalls über ein KGV, das den Durchschnitt aller KGVs der Einzelaktien des DAX abbildet.

    Die DAX-Mitglieder sind derzeit im Schnitt ungefähr mit einem KGV von 16/17 bewertet. Und jetzt erkennen Sie also, Auto-Aktien sind im Vergleich zum Gesamtmarkt (DAX) derzeit ziemlich niedrig bewertet. Zum Schluss kommen Sie wieder zur „Story“ zurück. Im konkreten Fall wären also zwei Ergebnisse der Analyse denkbar.

     

    1. Die Unterbewertung der Auto-Aktien ist völlig ungerechtfertigt, weil die Nachfrage nach Neuwagen ist hoch. Außerdem profitiert die Branche von der E-Mobilität. Also würden Sie kaufen.
    2. Die Unterbewertung der Auto-Aktien ist nachvollziehbar. Daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Die Branche leidet unter dem Mangel diverser Komponenten und muss in den nächsten Jahren Milliarden für die E-Mobilität aufbringen.

     

    Fazit: Aus dem Zusammenspiel von Unternehmensstory und der Kennzahl KGV gewinnen Sie ein klares Bild und erkennen, ob Ihr Kandidat wirklich ins Depot darf. Wer auf diese Weise analysiert und arbeitet, wird an der Börse erfolgreich sein.