Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

in einem kürzlich erschienenen Artikel habe ich folgende Frage gestellt: Wird irgendetwas den König US-Dollar entthronen? Meine Antwort lautete damals: Nein, zumindest auf kurze Sicht.

Ich untermauerte diese Schlussfolgerung mit einer langen Liste von Faktoren, die für den US-Dollar sprechen, darunter höhere Zinssätze, die Straffung der US-Notenbank Fed, die Inflation (die auf noch höhere Zinssätze in der Zukunft hindeutet) und der Wunsch der Handelspartner (insbesondere in Japan und Europa), ihre eigenen Währungen zu verbilligen, um Exporte und exportbezogene Arbeitsplätze zu fördern. All diese Faktoren haben zusammengenommen zu einem starken US-Dollar geführt.

Ich habe auch erklärt, warum dieser Zustand nicht unbegrenzt andauern wird. Die US-Wirtschaft ist nicht so stark, wie viele Beobachter annehmen. Irgendwann wird die Straffung der Fed die US-Wirtschaft verlangsamen. Ist das der Fall, wird die USA in den Währungskriegen den Ton angeben und den US-Dollar schwächen, um die eigenen Exporte und die Wirtschaft zu fördern.

Doch so weit sind wir noch nicht. Tatsächlich haben sich alle Faktoren, die für einen starken US-Dollar sprechen, sogar noch mehr zu Gunsten des US-Dollars entwickelt. Der US-Dollar-Index (DXY) hat sich von 95,89 auf 95,96 erhöht. Das ist natürlich nicht extrem, aber es kommt zu einem bereits starken US-Dollar hinzu und bestätigt, dass König US-Dollar immer noch König ist.

Die Schlüsselfaktoren, die den US-Dollar unterstützen, sind ebenfalls dieselben, nur in noch stärkerem Maße. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Note ist von 1,479 % am 8. Dezember auf 1,780 % angestiegen.

Die US-Notenbank hat ihren Zeitplan für die quantitative Straffung (das sogenannte „Tapering“) angepasst und plant die Netto-Neukäufe von Anleihen und Hypotheken bis März zu beenden statt wie bisher geplant bis Juni. Damit wird auch der voraussichtliche Termin für die Anhebung der Zinssätze vorgezogen. Die Märkte rechnen nun mit drei Zinserhöhungen bis Ende 2022, statt der zuvor erwarteten ein oder zwei Erhöhungen.

Die hohe Inflation hat auch über die erwarteten Basiseffekte von April bis Juli 2021 hinaus angehalten. Die Basiseffekte (im Vergleich zu einem schwachen Jahr 2020) haben sich bis August 2021 ausgewirkt, aber die Inflation notierte auch zum Jahresende 2021 auf einem hohen Niveau. Voraussichtlich wird sich die Inflation auch Anfang 2022 verschärfen. Eine höhere Inflation bedeutet höhere Zinsen.

Kurzum, die Sterne stehen günstig für einen weiterhin starken US-Dollar im Vergleich zu den anderen wichtigen Währungen. Trotz des starken Dollartrends gibt es zumindest einen Indikator, der darauf hindeutet, dass der US-Dollar nicht ganz so stark ist, wie es scheint. Dieser Indikator ist der Dollarkurs von Gold.

In dem von uns betrachteten Einmonatszeitraum (8. Dezember 2021 bis 10. Januar 2022) ist der Goldpreis von 1.785 USD pro Unze auf 1.801 USD pro Unze gestiegen. Das ist kein enormer Zuwachs. Gold oszilliert damit weiterhin um die zentrale Marke der letzten 15 Monate von 1.800 USD pro Unze. Dennoch ist dies ein Zugewinn gegenüber dem US-Dollar in einer Zeit, in der der US-Dollar gegenüber fast allen anderen wichtigen Währungen zugelegt hat.

Wenn der Goldpreis in US-Dollar steigt, bedeutet dies, dass der Wert des US-Dollars gesunken ist. Einfach ausgedrückt: Sie können mit einem US-Dollar weniger Gold kaufen.

Natürlich wird Gold nicht als Währung betrachtet, obwohl ich es als eine Form von Geld sehe. Gold ist die beste Möglichkeit, den US-Dollar und andere Währungen zu vergleichen. Das liegt daran, dass Gold die einzige größere Form von Geld ist, die nicht von einer Zentralbank ausgegeben oder kontrolliert wird. In diesem Sinne ist Gold wie ein Maßstab, der objektiv zur Messung aller anderen Geldformen verwendet werden kann.

Wir befinden uns also immer noch im Zeitalter des König US-Dollar. Das bedeutet, dass die meisten wichtigen Währungen gegenüber dem US-Dollar an Wert verlieren. Aber der US-Dollar fällt gegenüber Gold und die anderen großen Währungen verlieren noch schneller an Wert. Das sagt vielleicht mehr über das generelle Vertrauen in Zentralbankwährungen aus als über den US-Dollar selbst.

Der US-Dollar mag die stärkste der Hauptwährungen sein. Dennoch ist Gold vielleicht die stärkste Form von Geld.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gold zwischen größeren Kursbewegungen eine Verschnaufpause einlegt. Die Rallye vom 16. Dezember 2015 bis zum 6. August 2020 bedeutete einen Anstieg des Goldpreises um 97 % in 56 Monaten.

Seit dem Höhepunkt dieser Rallye ist der Goldpreis gefallen und hat sich in den letzten 17 Monaten um die Marke von 1.800 USD pro Unze eingependelt.

Ein weiterer Anstieg um 97 % würde den Goldpreis auf 3.550 USD pro Unze ansteigen lassen. Die erste Etappe dieser Rallye würde den Goldpreis noch in diesem Jahr auf 2.070 USD pro Unze ansteigen lassen.

Der nächste Aufschwung steht vor der Tür. Es ist noch nicht zu spät, sich der Mannschaft anzuschließen, um an einer unterhaltsamen Fahrt teilzunehmen.