Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

diese Nachricht hat die Börsenwelt vorige Woche elektrisiert: Microsoft übernimmt Activision Blizzard und blättert dafür schlappe 69 Milliarden Dollar auf den Tisch. Es handelt sich um die größte Übernahme, die Microsoft je getätigt hat. Fragen Sie sich, was Microsoft da eigentlich gekauft hat?

Activision Blizzard ist ein Entwickler von Video-Spielen. Der Konzern hat Spiele wie World of Warcraft, Call of Duty oder Candy Crush entwickelt. Insgesamt verfügt Activision Blizzard über rund 400 Millionen monatlich aktive Gamer. Das ist ein riesiger neuer Kundenkreis, den sich Microsoft durch die Übernahme erschließt.

Der Milliardendeal lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Sparte des Unterhaltungsmarktes, den vor allem ältere Börsianer häufig nicht auf dem Zettel haben. Dabei boomt das Geschäft der Spieleanbieter. Allein in Deutschland spielen 34,3 Millionen Menschen regelmäßig Videospiele. In der Zielgruppe der 16 bis 29-jährigen sind sogar 81 % als Spieler aktiv. Diese Zahlen hat Statista ausgerechnet.

Weltweit spielen rund 3 Milliarden Menschen Videospiele. Vor allem in Asien ist das Spielen auf der Konsole, dem Handy oder Tablet sehr beliebt. Folgerichtig kommen die Top-3 der Branche derzeit aus Asien. Marktführer ist der chinesische Internetkonzern Tencent, gefolgt von Sony und Nintendo aus Japan.

Microsoft lag bisher mit einigem Abstand auf Platz 4. Durch die Übernahme von Activision Blizzard rücken die Amerikaner in die Spitzengruppe vor. Der Kampf zwischen Microsofts XBox und der Playstation von Sony könnte durch die Übernahme und die Inhalte des Spieleentwicklers neue Nahrung erhalten, diesmal möglicherweise mit dem besseren Ende für Microsoft.

Der Unterhaltungsmarkt wandelt sich. Die Menschen wollen nicht nur konsumieren, sondern selbst aktiv werden. Deshalb spielen immer mehr Menschen Videospiele und vernetzen sich dabei häufig mit anderen Spielern aus aller Welt. Dabei laufen Online-Spiele den anderen Spielen zunehmend den Rang ab. Darauf deutete bereits eine andere Milliardenübernahme hin. Am 10. April kaufte Take Two Interactive den Browsergame-Entwickler Zynga für 12 Milliarden Dollar. Es wird nicht die letzte Übernahme gewesen sein. Die Konsolidierung im stark fragmentierten Markt hat gerade erst begonnen.

In der Spielebranche arbeiten viele innovative Köpfe. Mittlerweile geht es den Entwicklern nicht mehr nur um ein gutes Spielekonzept. Auch ein realistisches Grafikdesign ist für den Erfolg unerlässlich. Und hier schließt sich ein weiterer Grund für die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft an.

Die großen Technologiekonzerne arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung des Metaverse. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Realität, in der sich die Avatare der Menschen treffen, unterhalten und sogar shoppen gehen oder virtuelle Grundstücke erwerben können. Microsoft kann von der Arbeit der Spieleentwickler profitieren, wenn der Konzern diese virtuelle Welt erschließen will.

Das Metaverse ist gerade ein ganz heißes Thema im Silicon Valley. Ich werde die Entwicklungen daher genau im Auge behalten. Derzeit fließt extrem viel Geld in das Thema und es dürften auch einige Anlagechancen warten.