Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

wann und wie auch immer dieser Krieg enden wird, ein Ergebnis der Auseinandersetzung kennen wir jetzt schon. Es wird viele Jahre dauern, bis der Westen wieder ein normales Verhältnis zu Russland finden wird. Es wird viele Jahren dauern, bis man gerade in Osteuropa der russischen Politik wieder Vertrauen entgegenbringen wird. Anders formuliert: Der Kalte Krieg 2.0 ist da und wird zunächst bleiben.

Welche Konsequenzen hat diese Tatsache für uns als Börsianer? Drei Punkte liegen auf der Hand.

  1. Die Öl- und Gaspreise werden hoch bleiben. Selbst wenn das Gas und Öl unverändert aus Sibirien nach Europa fließen wird, wird der Markt das Risiko von Lieferunterbrechungen laufend einpreisen. Aktien aus der Öl und Gasbranche, sofern sie nicht in Sibirien engagiert sind, werden für uns lukrativ sein.
  2. Auch künftig werden wir stark in Hochtechnologie-Aktien investieren. Denn in jedem modernen Krieg – ob heiß oder kalt – wird Satelliten- oder Kommunikationstechnologie eine enorme Rolle spielen. So hat Elon Musk nach Aufforderung der ukrainischen Regierung die Starlink-Satelliten-Konstellation neu ausgerichtet und versorgt nun aus dem All das osteuropäische Land mit Internet. Es ist von großer Bedeutung, dass der ukrainische Präsident Selenskyi unverändert über Twitter mit seinen Landsleuten kommunizieren kann. Das wiegt derzeit für die Verteidiger so viel wie 100 Panzer.
  3. Ferner dürfen wir davon ausgehen, dass sich Europa umfassend neu bewaffnen wird. So gehen Rüstungsaktien und auch Stahlaktien derzeit steil. Ob ich es mag oder nicht, die Hausse dieser Aktien wird anhalten.

Daneben prognostiziere ich eine Hausse der Aktien der Baubranche, sobald sich ein Ende des Krieges abzeichnet. Jetzt schon sehen wir schwere Schäden an der ukrainischen Infrastruktur wie etwa Brücken oder Elektrizitätswerke. Dabei wird es wahrscheinlich nicht bleiben. Diese Immobilien werden wieder aufgebaut. Dafür benötigt man viel Zement, viel Stahlbeton und diverse Baudienstleistungen.

Dabei spielt es auch aus Börsianersicht nur eine untergeordnete Rolle, ob der Wiederaufbau von russischen oder westlichen Unternehmen geleistet wird. Am Ende gilt: Nachfrage nach Zement treibt den Preis, egal aus welcher Himmelsrichtung sie kommt.

Auch in Mitteleuropa werden wir punktuell in neue Infrastruktur investieren. So plant die deutsche Bundesregierung den Bau zweier Flüssiggas-Terminals, damit wir (ab 2024) einen direkten Zugriff auf LNG-Gas vom Weltmarkt haben.

Ich hatte bereits hier oder an anderer Stelle erläutert, dass wir auch im Kalten Krieg Geld verdienen werden und Aktien kaufen werden. Ich freue mich bestimmt nicht auf den Kalten Krieg, aber ich werde für mich und Ihre Depots das Beste daraus machen.