Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

vor einigen Tagen sorgte der aus Deutschland stammende US-Investor Peter Thiel für Aufregung. Er wetterte gegen Jamie Dimon, den Chef der größten US-Bank JP Morgan, und Larry Fink, den CEO von BlackRock. Außerdem bezeichnete er die Investorenlegende Warren Buffett als „soziopathischen Opa.“

Grund für die verbalen Ausfälle ist eine angebliche Verschwörung der Finanzelite gegen den Bitcoin. Peter Thiel glaubt an die Zukunft der Kryptowährung, die seiner Meinung nach von den wichtigsten Geldmanagern der Welt derzeit ignoriert oder sogar sabotiert wird.

Fest steht: Der Bitcoin ist ein hochvolatiles Finanzinstrument, das von einigen Anlegern als Geld der Zukunft angesehen wird. Kryptowährungen erlebten in den vergangenen Jahren einen Höhenflug. Dabei geht es mitunter sehr volatil zu. Allein in den vergangenen 12 Monaten stieg der Bitcoin von 25.000 Euro auf fast 60.000 Euro. Derzeit notiert er bei knapp 38.000 Euro.

Wer in Bitcoin investieren will, benötigt gute Nerven. Je weiter die Kurse steigen, desto mehr Anleger wollen sich selbst einmal an den Kryptobörsen ausprobieren. Die Legenden vom schnellen Reichtum einzelner Glücksritter verbreiten sich rasant. Doch dann gibt es immer wieder starke Rückschläge. Ich würde nicht mein Haus und Hof an den Kryptobörsen verwetten.

Selbst die großen Player können sich dem Trend nicht mehr entziehen. Nachdem zunächst Zahlungsdienstleister wie MasterCard, VISA und PayPal angekündigt haben, künftig auch bestimmte Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren, sind mittlerweile auch die großen Investmentbanken auf den Zug aufgesprungen. Egal ob bei Goldman Sachs, Morgan Stanley, JP Morgan oder dem Vermögensverwalter BlackRock: Die Kryptoexperten sind gefragt.

Neue Geschäftsmodelle werden entwickelt, um interessierten Anlegern passende Produkte anbieten zu können. Dass diese Produkte häufig mit der eigentlichen Kryptowährung kaum mehr gemeinsam haben als den Namen ist dann nicht mehr so wichtig. Ein Bitcoin-Zertifikat verkauft sich im Moment einfach besser als viele andere Papiere.

Den Kryptowährungen liegt eine revolutionäre Technologie zugrunde. Die Blockchain gilt als fälschungssicher, weil sie nicht mehr abhängig von einer zentralen Instanz ist, sondern auf zahllosen weltweit verteilten Rechnern parallel ausgewertet wird. Manipulationen sind nach jetzigem Stand der Technik so gut wie ausgeschlossen.

Die Schaffung digitaler Währungen ist nur eine von vielen Anwendungsbereichen, für die eine Blockchain die Basis bildet. Immer mehr Unternehmen beginnen Blockchain-basierte Plattformen und Systeme zu entwickeln.

Im Gesundheitswesen könnte die Blockchain das Datenschutzproblem bei der Kommunikation zwischen verschiedenen Ärzten lösen. Eine Blockchain kann so konfiguriert werden, dass diese nur ausgewählten Nutzern Zugriff auf die abgelegten Daten gewährt.

Mithilfe der Blockchain lassen sich auch Identitäten von Personen sicherer und schneller identifizieren als mit herkömmlichen Technologien. Mögliche Einsatzfelder sind nahezu fälschungssichere digitale Ausweispapiere oder Reisepässe.

Selbst bei der Nahrungsproduktion kann die Blockchain eingesetzt werden. So wäre die Lieferkette jedes einzelnen Lebensmittels vom Ursprungsort bis zum Supermarkt komplett transparent dokumentierbar und für den Kunden einsehbar.

Selbst für die Demokratie kann die Blockchain einen Gewinn darstellen. Es ist denkbar, dass in nicht allzu ferner Zukunft Wahlen in die Blockchain verlegt werden. Durch den Aufbau des Systems könnte jeder Wähler seine eigene Stimme nachverfolgen und überprüfen, ob diese korrekt berücksichtigt wurde.

Die Blockchain hat das Potenzial, unser Leben tiefgreifend zu verändern. Die Technologie ist spannend und wird mutigen Visionären und Investoren hohe Gewinne bescheren. Aber beschränken Sie sich bei der Betrachtung nicht nur auf die digitalen Währungen, um die gerade ein Hype entstanden ist. Ich stelle mich in der aktuellen Situation erst einmal an die Seitenlinie auf und warte, bis sich die Übertreibung wieder gelegt hat.