Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die Atlanta Fed hat ihre BIP-Prognose für das erste Quartal von 0,9 % auf 1,1 % nach oben korrigiert. Beide Zahlen sind nicht sehr vertrauenerweckend. Ich rechne damit, dass sich die US-Wirtschaft von nun an verlangsamen wird (aus vielen Gründen, darunter die selbstzerstörerischen Sanktionen gegen Russland, Unterbrechungen der Lieferketten und Überschuldung).

Aber am wichtigsten ist vielleicht die US-Notenbank Fed. Sie strafft ihre Geldpolitik zu einem Zeitpunkt, an dem die Wirtschaft bereits eine Abschwächung zeigt. Die Fed hat mit der Anhebung der Zinssätze bereits begonnen und wird wahrscheinlich im nächsten Monat mit der Reduzierung ihrer Bilanz starten.

Die US-Notenbank strafft ihre Geldpolitik also in die wirtschaftliche Schwäche hinein. Aber das ist keine Überraschung. Betrachtet man die gesamte Geschichte der Fed seit 1913, so hat sie bewiesen, dass sie wirklich gut darin ist, die Wirtschaft zu ruinieren, indem sie das Falsche zur falschen Zeit tut. Und sie ist gerade dabei, dies wieder zu tun.

Ich habe das Gefühl, wir haben diesen Film schon einmal gesehen. Das letzte Mal war es in den Jahren 2008 bis 2013, in denen die Fed genau das getan hat, was sie in den letzten Jahren wiederholt hat. Sie hat Anleihen gekauft, die Geldmenge erhöht, die Bilanz aufgebläht und die Zinsen auf null gesenkt. Die Nullzinspolitik, das Gelddrucken, das alles hat die US-Notenbank auch von 2008 bis 2013 gemacht. Die Bilanz der Fed wurde damals von etwa 800 Milliarden US-Dollar auf ca. 4 Billionen US-Dollar erhöht. Heute sind es um die 9 Billionen US-Dollar.

Anschließend versuchten sie alles wieder zu normalisieren. Sie begannen damit, die Zinsen aggressiv anzuheben. Mit neun Erhöhungen um jeweils 25 Basispunkte zwischen Dezember 2015 und Dezember 2018 wurde der Leitzins auf 2,25 % angehoben. Außerdem wurde die Bilanzsumme reduziert. Nicht sehr stark, aber sie verringerte sie von ca. 4,5 Billionen US-Dollar auf ca. 3,7 Billionen US-Dollar. Das ist keine unbedeutende Verringerung.

Mit anderen Worten: Die US-Notenbank Fed hat versucht, die Zinsen zu erhöhen und die Bilanz zu reduzieren, womit sie auch Erfolg hatte. Aber das Ganze gipfelte am 24. Dezember 2018 in dem, was ich das Heiligabend-Massaker nenne. Die Fed versenkte den Aktienmarkt. Er fiel in zweieinhalb Monaten um 20 %. Und das nach einem langen Bullenmarkt von 2009 bis 2018 – ein Zeitraum, in dem sich die Aktienkurse verdreifacht hatten.

Die Lektion lautet: Wenn die Fed versucht, die Geldpolitik zu normalisieren, kann sie es nicht. Sie sitzt in einer von ihr selbst geschaffenen Falle, aus der es keinen Ausweg gibt oder zumindest keinen einfachen Ausweg, ohne große Schmerzen zu verursachen.

Die Fed ist dabei, die Lage durch Bilanzreduzierungen und Zinserhöhungen in eine wirtschaftliche Schwächephase hinein noch schlimmer zu machen.

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe notiert mit 2,76 % nahe ihrer 2018er-Hochs und damit deutlich höher als zu Jahresbeginn, wo sie noch bei 1,60 % lag. Der Markt sieht bereits Schwierigkeiten auf sich zukommen, weil er den Film schon einmal gesehen hat. Sie wissen, wie er endet – schlecht.