Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

Analysten und Autoren, mich eingeschlossen, warnen schon seit Jahren vor dem Zusammenbruch des US-Dollars als globale Reservewährung. Ich habe diese Einschätzung in meinem ersten Buch „Währungskriege“ (2011) und in mehreren anderen Büchern in den darauffolgenden Jahren beschrieben.

Dieser Prozess kann viele Jahre dauern. Der Niedergang des Pfunds als führende Weltreservewährung hat sich beispielsweise über 30 Jahre hingezogen, von 1914 (Beginn des Ersten Weltkriegs) bis 1944 (Bretton-Woods-Konferenz). Doch die heutigen Ereignisse spielen sich so schnell ab, dass der Zusammenbruch direkt vor unseren Augen stattfindet.

Es handelt sich nicht mehr um ein großes Ereignis am Horizont, sondern um ein Ereignis, das in Echtzeit stattfindet. Russland hat gerade den Rubel mit einem Kurs von 5.000 Rubel für ein Gramm Gold an das Edelmetall gekoppelt. China erörtert mit Saudi-Arabien die Möglichkeit, Öl in Yuan zu bezahlen. Israel erwägt ebenfalls, Yuan als Gegenleistung für seine Hightech-Exporte anzunehmen.

China und Russland schaffen neue Zahlungssysteme, um die US-Sanktionen zu umgehen. Sie verstehen, worum es geht.

Ausländische Zentralbanken sind nicht dumm

Die Zentralbanken sind seit 2010 Nettokäufer von physischem Gold. Länder auf der ganzen Welt ziehen in Erwägung, ihre US-Dollars abzustoßen. Sie haben Angst, dass sie als Nächste auf der Liste stehen und ihre US-Dollar-Reserven eingefroren oder beschlagnahmt werden, so wie die USA die US-Dollar-Reserven der russischen Zentralbank beschlagnahmt haben.

Diese Angst ist nachvollziehbar. Welchen Sinn hat es, US-Dollar in den Reservepositionen zu halten, wenn die USA diese Konten aus einer Laune heraus einfrieren können? Die Amerikaner neigen dazu, die Stärke des US-Dollars als selbstverständlich anzusehen, aber das ist ein Fehler. In Zeiten wie diesen ist es hilfreich, eine ausländische Perspektive einzunehmen.

Die Vereinigten Staaten setzen den US-Dollar strategisch ein, um Freunde zu belohnen und Feinde zu bestrafen. Der Einsatz des US-Dollars als Waffe ist nicht auf Handels- und Währungskriege beschränkt, auch wenn der US-Dollar in diesen Auseinandersetzungen taktisch eingesetzt wird. Der US-Dollar ist viel mächtiger als das.

Der US-Dollar kann für einen Regimewechsel eingesetzt werden, indem er in den Ländern, die von den USA ins Visier genommen werden, eine Hyperinflation, einen Ansturm auf die Banken und innenpolitische Unruhen auslöst. Die USA können die Regierungen ihrer Gegner absetzen oder zumindest ihre Politik stumpf machen, ohne einen Schuss abzugeben. Die US-Finanzsanktionen sind eine Art Bewaffnung des US-Dollars, der gegen jedes Land eingesetzt werden kann, nicht nur gegen Russland.

Die älteste Form des Geldes

Bislang gibt es keine einzige globale Währung, die in der Lage wäre, den US-Dollar als führende Reservewährung abzulösen. Es gibt jedoch einen Vermögenswert, der den US-Dollar als Reservewährung ersetzen könnte, auch wenn er nicht von einer Zentralbank ausgegeben wird. Dieser Vermögenswert ist Gold.

Gold ist die älteste Form des Geldes. Die Verwendung von Gold ist der ideale Weg, um einen Finanzkrieg der USA zu umgehen. Gold ist physisch und kann daher nicht gehackt werden. Es ist vollständig fungibel, so dass es nicht zurückverfolgt werden kann. Gold kann in versiegelten Behältern mit Flugzeugen transportiert werden, sodass Bewegungen nicht durch den Nachrichtenverkehr bei Überweisungen oder Satellitenüberwachung identifiziert werden können.

Die Zentralbanken und Finanzministerien der Welt werden bald zu demselben Schluss kommen, wenn sie es nicht schon getan haben. Unter diesen Umständen besteht der beste finanzielle Schutz darin, selbst etwas physisches Gold zu erwerben – solange es noch genügend physisches Angebot gibt.

Aber Moment mal, ist Gold in letzter Zeit nicht unter Druck geraten? Ja, Gold hat in den letzten Wochen eine seiner regelmäßigen Niederlagen erlitten. Am 19. April lag der Goldpreis bei Redaktionsschluss bei 1.986 USD pro Unze. Mittlerweile taxiert der Goldpreis knapp über 1.860 USD pro Unze. Wenn man den Blickwinkel etwas erweitert, lag der Goldpreis am 8. März bei 2.043 USD pro Unze, nicht weit von seinem Allzeithoch entfernt. Das ist also ein erheblicher Rückgang innerhalb eines kurzen Zeitraums.

Nicht das physische Gold ist volatil

Der Goldmarkt volatil. Das liegt daran, dass es sich größtenteils um Papiergold handelt, das nur in geringem Umfang durch physisches Gold gedeckt wird. Stellen Sie sich den Goldmarkt als umgedrehte Pyramide vor, mit einer kleinen Menge physischem Gold am unteren Ende, die eine riesige Menge Papiergold besichert. Der Papiermarkt könnte 100-mal so groß sein wie der physische Markt. Das bedeutet, dass auf jede Unze physischen Goldes 100 Papieransprüche bestehen. Es gibt aber nur eine Unze, also haben 99 Inhaber von Papiergold Pech.

Es ist der Papiermarkt, der die Volatilität verursacht. Gold selbst ist bemerkenswert stabil. Es erscheint nur deshalb volatil, weil der Goldpreis in US-Dollar notiert wird und der Währungskurs schwankt. Wenn der Goldpreis sinkt, liegt das überwiegend daran, dass der US-Dollar steigt. Wenn Gold steigt, liegt das überwiegend daran, dass der US-Dollar sinkt.

Ein manipuliertes System

Der Papiermarkt ist sehr anfällig für Preismanipulationen. Goldmanipulationen können von Marktteilnehmern wie Hedgefonds und anderen großen Akteuren mithilfe von börsengehandelten Fonds, Leasing- und nicht zugewiesenen Verträgen vorgenommen werden. Diese Manipulationen sind durchaus möglich und können den Goldpreis kurzfristig beeinflussen.

Der Goldpreis ist ein Kampf, der einem Tauziehen zwischen physischen und Papiergeschäften gleicht. Er wird sich zum Teil aufgrund der Aktionen der Manipulatoren bewegen. Es gibt mathematische Beweise dafür, dass der Goldmarkt manipuliert wird, um die Preise zu drücken.

Wie machen sie das? Die einfachste Art der Papiermanipulation ist die Manipulation des Terminmarktes. Das Manipulieren von Terminmärkten ist ein Kinderspiel. Man wartet einfach bis kurz vor Handelsschluss und gibt einen massiven Verkaufsauftrag ein. Auf diese Weise überrumpelt man die andere Seite des Marktes, sodass sie ihren Angebotspreis senkt. Dieser niedrigere Preis wird dann in der ganzen Welt als Goldpreis verkündet, was die Anleger abschreckt und die Stimmung verschlechtert.

Der Preisrückgang veranlasst die Hedgefonds dazu, noch mehr Gold abzustoßen, da sie bei ihren Positionen auf Stop-Loss-Orders stoßen. Es entsteht eine sich selbst erfüllende Dynamik, bei der Verkäufe weitere Verkäufe nach sich ziehen und der Preis ohne besonderen Grund sinkt – außer, dass jemand dies so wollte. Schließlich wird ein Boden gebildet und die Käufer schreiten ein, aber dann ist der Schaden schon angerichtet.

Langfristig denken

Ein kluger Goldanleger ist jedoch langfristig orientiert. Nur so können geduldige Anleger ihr Vermögen auf dem Goldmarkt bewahren. Denjenigen, die nur hin- und herspringen und gelegentlich bei Erholungen kaufen und bei Dips verkaufen, kann ich nur viel Glück wünschen. Sie werden wahrscheinlich zerquetscht werden.

Mein Rat an die Anleger lautet: Wenn Sie Gold besitzen, sollten Sie an die Goldmenge nach Gewicht denken, nicht an den Dollarpreis. Konzentrieren Sie sich nicht zu sehr auf den Dollarpreis, denn der US-Dollar könnte schneller zusammenbrechen, als man denkt. In diesem Fall wäre der Dollarpreis egal. Entscheidend ist, wie viel physisches Gold Sie besitzen.

Das Ziel ist es, das Vermögen langfristig zu erhalten.