Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

heute möchte ich Ihnen zwei Unternehmen vorstellen, deren Angebote Sie wahrscheinlich selbst beinahe täglich nutzen. Es geht um die beiden Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard. Beiden Unternehmen gelingt es, Milliardengewinne zu erzielen, indem Sie eine Dienstleistung anbieten, die fast jeder von uns in Anspruch nimmt.

Der Markt für Kreditkarten liegt zu rund drei Viertel in den Händen von Visa und Mastercard. Hochkomplexe Plattformen und Sicherheitsvorkehrungen machen es Neueinsteigern schwer, in das Geschäftsfeld einzudringen. Und so kommt es, dass die beiden Unternehmen an jeder einzelnen Transaktion mitverdienen, bei denen eine Kreditkarte genutzt wird. Das passiert allein in Deutschland viele Millionen Mal am Tag.

Während des Corona-Lockdowns verfestigte sich der Marktanteil der beiden Anbieter. Die Menschen kauften mehr online und nutzen zur Bezahlung häufig eine Kreditkarte. Selbst bei Einkäufen in Ladengeschäften nutzten die Menschen in zunehmendem Maße EC- und Kreditkarten für eine hygienische und kontaktlose Bezahlung.

In den Geschäftszahlen wurde die Verschiebung der Prioritäten noch gar nicht richtig sichtbar. Denn der Einbruch bei Reise- und Flugbuchungen sorgte zunächst für einen vorübergehenden Umsatzrückgang. Doch sobald die normale Reisetätigkeit wieder anläuft, Menschen zu Konzerten und in Restaurants gehen und das Leben wieder Fahrt aufnimmt, wird die Stärke der Kreditkarten-Riesen sichtbar werden.

Visa und Mastercard arbeiten extrem effizient. Die Gewinnmargen liegen bei beiden Unternehmen regelmäßig um die 50%. Das bedeutet, dass von jedem erwirtschafteten Euro rund die Hälfte als Gewinn in der Kasse verbleibt. „Normale“ Unternehmen sind oft schon froh über eine Gewinnmarge von 10%. Doch die Kreditkartenanbieter können mit dünner Personaldecke und einer schlanken Kostenstruktur punkten.

Visa und Mastercard profitieren zudem wie viele Digitalunternehmen von Netzwerkeffekten. Wenn die technische Infrastruktur einmal aufgebaut ist, dann ist beinahe egal wie viele Transaktionen abgewickelt werden. Die Kosten steigen nur minimal, während der Umsatz bei doppelt so vielen Transaktionen auch doppelt so hoch ist. Auch Zahlungsanbieter wie PayPal oder Adyen profitieren von diesem Effekt. Sie müssen jedoch noch weiterwachsen, um ähnliche Renditen wie die Kreditkartenplatzhirsche erwirtschaften zu können.

Hohe Gewinne locken natürlich auch Konkurrenten auf den Plan. Diese haben es jedoch zunächst schwer, sich gegen die etablierten Anbieter zu behaupten. Ein Systemwechsel ist für Großkunden wie Banken immer mit einem hohen Aufwand verbunden. Zudem muss gerade bei Geldgeschäften auch die Sicherheit gewährleistet sein. Deshalb bestehen häufig Bedenken gegen neue Anbieter, die sich noch nicht jahrelang beweisen konnten.

Wozu ein zu forsches Vorgehen führt, wurde durch den Zusammenbruch von Wirecard deutlich. Das Unternehmen wollte mit Wachstumszahlen glänzen und hat deshalb höchstwahrscheinlich über Jahre die Bilanzen frisiert. Der Skandal führte schließlich in die Insolvenz. Das ist bei den großen Kreditkartengesellschaften anders. Da stehen echte Werte hinter den bilanzierten Erfolgen.