Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

Russland mag den Krieg in der Ukraine mit seiner Invasion am 24. Februar begonnen haben, aber die USA haben den globalen Wirtschaftskrieg mit der Verhängung von Wirtschaftssanktionen gegen Russland am 28. Februar begonnen und seitdem fast täglich weitere Sanktionen verhängt.

In der Tat führen wir zwei Kriege gleichzeitig. Der erste ist ein kinetischer Krieg auf den Schlachtfeldern der Ukraine, der sich langsam, aber stetig zugunsten Russlands entwickelt, was sogar die Mainstream-Medien zu erkennen beginnen.

Der zweite ist ein Wirtschaftskrieg, der global stattfindet und fast alle großen Volkswirtschaften der Welt betrifft. Sämtliche Finanzinstrumente wurden zu Waffen umfunktioniert, um Russland zu zerstören. Zum Leidwesen der USA und ihrer Verbündeten sind fast alle Sanktionen schlecht durchdacht und schaden den USA mehr als sie Russland schaden.

Die hohen Energiepreise haben Putin bereichert und schaden den westlichen Verbrauchern, die an der Zapfsäule mehr bezahlen müssen und damit weniger für andere Dinge zur Verfügung haben. Die Lebensmittelknappheit aufgrund des Abbruchs der russischen und ukrainischen Getreideexporte hat die Lebensmittelpreise in die Höhe schnellen lassen und könnte schon bald zu einer globalen Hungersnot führen.

Angesichts des Ausmaßes der wirtschaftlichen Kriegsführung gegen Russland ist es nicht überraschend, dass Russland nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch finanziell zurückschlägt. Russland hat die Erdgaslieferungen an Polen und Finnland reduziert und wird möglicherweise auch die Gaslieferungen an Deutschland sowie zahlreiche weitere Länder einschränken, wenn die kalte Jahreszeit in einigen Monaten beginnt.

Russland mobilisiert für den Wirtschaftskrieg

Russland hat seinen Staatsfonds (den staatlichen Fonds Russlands oder „Gosfund“) mobilisiert, um eine Sonderreserve an Gold und anderen Edelmetallen anzulegen. Dies ist mehr als nur ein wirtschaftlicher Schritt. Russland betrachtet diesen Fonds als Mobilisierung staatlicher Ressourcen für die Durchführung eines Krieges.

Unter dem Begriff Mobilisierung verstehen Kriegsexperten die Einberufung von Truppen, die Verlegung von Waffen und Nachschub in Stellung sowie die Vorbereitung auf einen Angriffs- oder Verteidigungskrieg. Russland erklärt jedoch mit dem Mobilisierungsbefehl in Bezug auf Gosfund, dass Gold ebenso Teil seiner Militärstrategie sein wird wie Artillerie, Drohnen, Panzer und andere wichtige Waffensysteme.

An diesem Schritt ist nichts Ungewöhnliches. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verboten alle großen Kriegsparteien die Ausfuhr von Gold, stoppten die Konvertierbarkeit von Banknoten in Gold und verkauften ausländische Vermögenswerte im Tausch gegen Gold. Der Verkaufsdruck war so groß, dass die New Yorker Börse von August bis Dezember 1914 sogar fast fünf Monate lang geschlossen war.

Gold ist wieder an der Front

Auch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren Goldlieferungen verboten und wurden erst wieder aufgenommen, als 1944 das neue Bretton-Woods-System geschaffen und nach dem Sieg der Alliierten 1945 eingeführt wurde.

Tatsache ist, dass Gold schon immer ein entscheidender Faktor bei der Führung großer Kriege war. Das ist heute nicht anders, auch wenn der Goldstandard längst abgeschafft ist. Der Krieg in der Ukraine hat sich zu einem neuen Weltkrieg ausgeweitet, wenn man die globalen Sanktionsregelungen berücksichtigt. Gold ist wieder einmal an vorderster Front als Waffe der Wahl zu finden.

Da andere Länder beschließen, ihre Goldreserven zu erhöhen und ihre Goldexporte einzuschränken, ist mit einem Anstieg des Goldpreises zu rechnen. Anders als 1914 und 1939 gibt es keinen Goldstandard, der den Goldpreis festschreibt. Es gibt kein Limit, wie hoch der Preis steigen kann, wenn die gegnerischen Nationen sich mit Waffen, Munition und Gold eindecken.

Außerdem gibt es einen weiteren Faktor, der für potenziellen Rückenwind beim Goldpreis sorgen könnte.

Vergessen Sie die G7, schauen Sie sich die BRICS-Staaten an

Viele der Schlagzeilen der letzten Woche befassten sich mit dem G7-Treffen der Staats- und Regierungschefs in Deutschland. Die G7 setzen sich aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Japan, Frankreich, Kanada und Italien zusammen. (Andere Länder und die EU sind als Beobachter eingeladen und dürfen bis zu einem gewissen Grad teilnehmen.)

Im Juni fand jedoch ein weiteres internationales Treffen statt, das sich als noch wichtiger erweisen könnte als der G7-Gipfel. Es handelte sich um das Treffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika).

Diese Länder sind die zweit-, sechst-, zehnt- und elftgrößten Volkswirtschaften der Welt. (Südafrika liegt an 32. Stelle und ist von der Größe her ein Ausreißer. Es wurde aufgenommen, damit neben den Mitgliedern aus Asien, Südamerika und Europa auch eine große afrikanische Volkswirtschaft vertreten ist.)

Obwohl sie wirtschaftlich etwas kleiner sind als die G7, repräsentieren die BRICS immer noch 30 % des weltweiten BIP und 40 % der Weltbevölkerung. Wie die G7 laden auch die BRICS viele andere Länder zur Teilnahme an ihren Treffen ein. Zu den prominenten Teilnehmern des diesjährigen Treffens gehörten Argentinien und der Iran.

Die BRICS arbeiten in einer langen Liste von Themen zusammen, darunter Technologiestandards, wirtschaftliche Entwicklung, Klimawandel und internationaler Handel. In diesem Jahr wurde ein wichtiges neues Thema eingeführt.

Putin hetzt die BRICS-Staaten gegen den US-Dollar

Auf Initiative des russischen Präsidenten Putin ziehen die BRICS-Staaten die Bildung einer neuen internationalen Reservewährung in Erwägung. Eine eindeutige Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland als Folge des Einmarsches in der Ukraine. Die Sanktionen haben viele Formen und betreffen viele verschiedene Bereiche von Handel und Gewerbe, aber allen gemeinsam ist der Einsatz des US-Dollars als Hauptwaffe.

Ob der Westen nun Exporte verbietet, Importe einschränkt, Investitionen stoppt oder Vermögenswerte einfriert: Er nutzt das Dollar-Zahlungssystem und Dollarkonten bei Korrespondenzbanken, um die Sanktionen durchzusetzen.

Die BRICS-Staaten haben erkannt, dass sie, solange sie beim Halten von Vermögenswerten oder beim Kauf globaler Rohstoffe auf den Dollar angewiesen sind, unter der Fuchtel derjenigen stehen, die das Dollar-Zahlungssystem kontrollieren. Im Wesentlichen sind das die USA mit etwas Hilfe der großen europäischen und japanischen Banken.

Die BRICS-Staaten wissen auch, dass Russland zwar das aktuelle Ziel von Sanktionen ist, die anderen Mitglieder aber leicht die nächsten sein könnten. Wenn China den Druck auf Taiwan erhöht oder Indien sich den Russland-Sanktionen nicht anschließt, könnten auch sie bald von Sanktionen auf Dollarbasis betroffen sein. Die einzige Möglichkeit, den Sanktionen zu entgehen, ist dem Dollar zu entkommen.

Herausforderungen

Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Keine der BRICS-Währungen ist sicher genug oder verfügt über große liquide Anleihemärkte auf der Grundlage ihrer Währungen, um die Rolle des Dollars zu übernehmen. Jedoch könnte eine neue Währung in digitaler Form, die durch einen Korb von Rohstoffen oder Gold gedeckt ist, einen zufriedenstellenden Ersatz darstellen.

Die neue Währung würde wahrscheinlich zunächst als Zahlungswährung für Handel und Investitionen zwischen den BRICS und ihren assoziierten Mitgliedern dienen. Schließlich könnte sie den Status einer Reservewährung erlangen, wenn ein großer, auf die neue Währung lautender Anleihenmarkt geschaffen würde (möglicherweise mit Anleihen einer multilateralen Institution), sie in einem Land mit guter Rechtsstaatlichkeit (Schweiz?) angesiedelt ist und durch die gemeinsamen Ressourcen der Mitgliedsländer garantiert wird.

Ähnliche Initiativen sind in anderen Foren wie der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und der Eurasischen Wirtschaftsunion im Gange. Diese Initiativen werden Zeit brauchen, aber die Teilnehmer sind entschlossen, sich von der Vorherrschaft des Dollars zu befreien.

Die beste Möglichkeit, um von diesem Trend zu profitieren, ist der Kauf von Gold. Wenn das Vertrauen in den Dollar endgültig verloren ist, wird der Goldpreis in Dollar in die Höhe schnellen.