Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

ich kann mich noch gut erinnern: Vor gut 3 Monaten saß ich in einem Anlageausschuss mit einigen Kollegen zusammen. Wir diskutierten damals den neu ausgebrochenen Ukrainekrieg und seine Folgen für den Aktienmarkt. Die Raketen regneten bereits über Kiew und Charkiv. Der Westen brachte das erste Sanktionspaket auf den Weg. Und der DAX zitterte.

Meine Kollegen und ich sind dann auseinander gegangen mit der Erkenntnis: Viel schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Wo soll der Putin jetzt noch eskalieren?

Seit einigen Tagen sind wir um diese Illusion oder Hoffnung ärmer. Der Kreml verpackt sein Teil-Gasembargo durchaus geschickt. Tenor: Eigentlich liefern wir als Russen ja vertragstreu. Wenn die durchgeleiteten Mengen sinken, liegt das daran, dass irgendein europäisches Land in der falschen Währung das Gas bezahlt, oder weil eine ominöse Gasturbine irgendwo zwischen Kanada und Deutschland festhängt. Alle diese formellen Argumente gehen am Kern des Problems vorbei.

Wie ist der Sachverhalt tatsächlich? Was wird heute Morgen – nach Beendigung der Wartungsarbeiten – durch Nord Stream 1 gepumpt? Mittlerweile ist der Strang nur noch zu rund 30 % ausgelastet. Insgesamt hat der Kreml die Gaslieferungen nach Europa – über alle Pipelines hinweg – um knapp 70 % gekürzt. Mehr als eine basale Notversorgung ist nicht. Unter diesen Bedingungen werden wir die deutschen und österreichischen (halbleeren) Speicher bis zum Winter um keinen Kubikmeter auffüllen.

Der Kreml erklärt uns also den Gaskrieg. Die Frage ist logisch: Warum sperrt der starke Mann im Kreml den Gashahn nicht komplett ab? Der Kreml stranguliert die europäischen Volkswirtschaften langsam und lässt uns unter einem Damoklesschwert leben und wirtschaften. Das wissen Sie als Börsianer: Nichts lähmt einen Markt stärker als Ungewissheit und latente Angst. Das ist der psychologische Plan des Kreml. Wirtschaftlich geht der Plan für Russland ohnehin mindestens ungefähr auf. Die Lieferausfälle dürfte man weitgehend durch die letzten Preiserhöhungen für Gas kompensieren. Rund 100 Milliarden USD wird der Kreml bzw. Gazprom im laufenden Jahr trotz Gasembargo einnehmen.

Die EU wird nun also mit Wirkung zum 1. August einen Notfallplan starten. So sind die EU-Mitglieder aufgefordert zunächst auf freiwilliger Basis ihren Verbrauch um 15 % zu drosseln. Unternehmen werden veranlasst, sich nach alternativen Energieträgern wie Kohle oder Öl am Markt umzuschauen.

Sollten diese Maßnahmen nicht fruchten, werden wir in einer zweiten Stufe in ein System der geplanten und rollierenden Blackouts einsteigen. Dann wird – sagen wir – in der Stadt München nachts das Gas abgestellt. Am folgenden Tag „rollt“ dann die Abschaltung in den Landkreis usw. Jeder ist reihum einmal dran, sofern er keinen systemkritischen Gasverbrauch nachweisen kann. Das Ziel: Irgendwie müssen wir halbwegs ungeschoren in den nächsten Frühling kommen.

Also existenzielle Angst empfinde ich sicherlich nicht. Aber ich weiß, unsere Depots sind derzeit auf einem explosiven Gasfass aufgebaut. Unsere Depots hängen von der Gnade des Wladimir Putin ab.

Es reicht jetzt für uns als Börsianer nicht, dass wir uns auf Brüssel, Berlin oder Wien verlassen. Sie müssen eigene Schutzmaßnahmen ergreifen. Hier erfahren Sie, wie Ihnen dabei möglicherweise mein Kollege Jim Rickards helfen kann.