Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

da wird Klartext gesprochen. Gleich im ersten Absatz des ganz aktuellen regierungsoffiziellen Thesenpapiers zur sog. Taiwan-Frage lässt Peking die aufmerksame Weltöffentlichkeit wissen: Taiwan Is Part of China – This Is an Indisputable Fact. Zu Deutsch: Taiwan ist Bestandteil Chinas – Das ist eine unbestreitbare Tatsache. Ferner erklärt man uns, dass die Wiedervereinigung Chinas die zentrale historische Aufgabe der Kommunistischen Partei (KP) sei. Zuvor habe man bereits Hongkong und Macao erfolgreich von der kolonialen Herrschaft (des Westens) befreit.

Genau solche Erklärungen treiben den Taiwan-Chinesen regelmäßig den Angstschweiß ins Hemd. Und auch Investoren lesen solche Worte mit sehr gemischten Gefühlen.

Trotz allem kann ich nach einer ersten Analyse zunächst Entwarnung geben. Denn in diesem Thesenpapier schreibt man auch, dass die Wiedervereinigung ein Prozess sein soll, und zwar ein friedlicher. Bereits seit 1949 organisiert die KP – so das Eigenlob – eine wirtschaftliche und politische Wiederannäherung in der Region.

Bei allen umstrittenen Aussagen kann man diesem Thesenpapier durchaus eine gewisse konstruktive Botschaft entnehmen. Mittlerweile hat Peking die kombinierten Luft- und Wassermanöver um Taiwan beendet hat. Insgesamt wurde dabei relativ wenig Kriegsmaterial – wie Drohnen, Kampfflugzeuge oder Schiffe – eingesetzt. Das war kein Aufmarsch, wie in die Ukraine im Januar und Februar diesen Jahres erlebt hat.

Natürlich: Von einer friedlichen Koexistenz zwischen China und Taiwan oder zwischen China und den USA kann kaum noch die Rede sein. Die geopolitischen Spannungen in der Region haben seit dem 24. Februar enorm zugenommen. Jeder weiß, die Positionen der „beiden Chinas“ sind dauerhaft unvereinbar. Zudem wissen wir eben seit dem 24. Februar, der offene Krieg ist wieder Bestandteil und Mittel der internationalen Politik.

Inzwischen überdenken auch die USA ihre Taiwan-Politik. Hier gilt: Es gibt keine formelle Bündniszusage der USA für Taiwan. Stattdessen hat man in den letzten Jahrzehnten Peking im Unklaren gelassen, wie man auf einen denkbar Angriff reagieren wird. Möglicherweise wird hier Washington nächstens seine Taiwan-Politik nachschärfen und eigene Positionen klarer formulieren.

Dabei wird man es nicht bei Rhetorik belassen, sondern seiner neuen Außenpolitik auch eine gewisse realpolitische Fundierung verleihen. Washington diskutiert unter anderem Maßnahmen wie eine diplomatische Aufwertung des Inselstaates und den Ausbau der taiwanesischen Verteidigungsfähigkeit. Das ganz scharfe Schwert: Es gibt im Kongress Forderungen, den US-Präsidenten vorab mit der Kompetenz auszustatten, einen chinesischen Erstschlag sofort und ohne erneute Rücksprache mit dem Gesetzgeber mit militärischen Maßnahmen zu beantworten.

Man will in Washington jeden Eindruck der Nachgiebigkeit vermeiden, damit sich Peking nicht quasi nach Taiwan eingeladen fühlt. Eine solche Botschaft wird ohne Frage in Peking nicht freundlich aufgenommen werden.

Ein vorläufiges Fazit: Ein Taiwan-Krieg hätte ohne Frage das Potenzial, den Aktienmarkt zu ruinieren. Damit würden sich zwei große Regionalkonflikte praktisch zu einem verkappten Weltkrieg addieren, dessen Auswirkungen für praktisch jede Volkswirtschaft und jede Branche spürbar wären.

Diese Perspektive sehe ich so allerdings auf absehbare Zeit nicht. Derzeit schlagen die Konfliktparteien unter großem Getöse nochmals ihre Pflöcke ein. Das ist ein üblicher Vorgang der internationalen Politik, der nicht zwangsläufig zu einer militärischen Auseinandersetzung führt.

Trotzdem habe ich heute meine Recherche-Aktivitäten etwas umgestellt. Was meine ich konkret? Den Ukrainekrieg hatte ich nicht erkannt, weil ich zuvor nicht in der richtigen Richtung gearbeitet hatte. Das wird mir und meinen Lesern nicht noch einmal passieren. Sollten die Kanonen über der Straße von Taiwan donnern, werden Sie im RENDITE TELEGRAMM und/oder in den Premium Chancen vorbereitet sein.

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