Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

Der Krieg in der Ukraine zieht sich nun schon seit sechs Monaten hin und wird wahrscheinlich noch viele Monate oder sogar Jahre andauern, wenn die USA ihre Politik des „Kampfes bis zum letzten Ukrainer“ nicht beenden.

Die Aufmerksamkeitsspanne ist geschrumpft. Die Bevölkerung hat sich an die Energiepreisschocks gewöhnt (in der Tat sind die Energiepreise im letzten Monat stark gesunken). Es hat sich eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Krieg eingestellt. Doch das ist ein großer Fehler. In Wirklichkeit stehen die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges erst noch bevor.

Europa hat bei seinen Bemühungen um eine Diversifizierung der Energieversorgung weg von Russland völlig versagt. Es ist nicht viel zusätzliches Öl verfügbar. Auch Erdgas ist knapp, was zum Teil auf die Energiewende hin zu erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist.

Inzwischen hat Putin die Erdgaslieferungen nach Westeuropa schrittweise reduziert. Deutschland verlässt sich auf seine Energiereserven, auch wenn der Winter naht und die russischen Lieferungen zurückgehen.

In Deutschland könnten nicht nur Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden, die Bevölkerung beginnt auch Brennholz zu horten. Deutschland ist auf dem Weg von der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt sowie einem der größten Exporteure von High-Tech-Geräten zu einer neolithischen Abhängigkeit von Kohle und Brennholz.

Politisches Gerede

Die Befürworter dieser Politik behaupten, dass die deutschen Gasspeicher zu 75 % gefüllt sind und dieses Ziel früher als geplant erreicht wurde. Das klingt wie eine gute Nachricht. Das Erreichen eines Ziels von 75 % vor dem Zeitplan klingt so, als ob Deutschland vor dem Winter in einer ziemlich guten Verfassung sein wird.

Doch die Fakten zeigen eine ganz andere Situation. Die deutsche Gasspeicherkapazität beträgt 23,3 Milliarden Kubikmeter. Tatsächlichen wurden im Jahr 2021 aber 100 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht. Die Speichermenge deckt also gerade einmal ein Fünftel der erforderlichen Gasmenge ab. Mit anderen Worten: Das Speicherziel von 75 % entspricht 75 % von 20 % des tatsächlich verbrauchten Gases, also nur 15 % des benötigten Gases. Es verbleibt also ein Defizit von 85 %, das nur durch weitere Lieferungen aus Russland gedeckt werden kann.

Putin hat jedoch die Lieferungen bereits auf nur 20 % der eigentlichen Kapazität reduziert und wird sie in den kommenden Monaten möglicherweise noch weiter drosseln. Deutschland steuert also immer noch auf eine Energiekrise zu.

Aber es ist den Preis wert!

Die Befürworter von Sanktionen behaupten, sie seien notwendig, um Russland wirtschaftlich zu schaden. Das ist in Ordnung, aber Russland hatte wenig Schwierigkeiten, seine Erdöl- und Erdgasexporte auf willige Abnehmer, darunter Indien und China, umzulenken.

Es gibt zwar einige logistische Probleme und Russland hat auf Preisnachlässe zurückgegriffen, aber der Energiefluss aus Russland hält an. Ebenso der Geldfluss nach Russland in Höhe von 21 Milliarden Dollar pro Monat. Dies gibt Russland die Möglichkeit, die Energielieferungen nach Westeuropa zu unterbrechen, ohne seine eigene Wirtschaft zu schädigen.

Irgendwann in diesem Winter wird Deutschland die Produktion einstellen müssen, das wenige verfügbare Erdgas rationieren und die Verbraucher auffordern, die Heizungen herunterzudrehen. Das ist ein trauriger Zustand für eine große Volkswirtschaft, aber so ist es eben, wenn Ideologen im Amt sind.

Es gibt noch eine weitere Lektion, die man hier lernen kann: Radikale „grüne“ Politik ist realitätsfern und oft destruktiv.

Grüne Energie: Ein Triumph der Ideologie über die Realität

Klimaalarmisten behaupten seit Jahren, dass wir die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas beenden und auf Elektrofahrzeuge, Windturbinen, Sonnenkollektoren und andere Formen erneuerbarer Energie umsteigen müssten.

Länder wie Deutschland haben sich stetig in diese Richtung bewegt, um ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen so schnell wie möglich zu beenden. Aber Wind- und Sonnenenergie können ihren Energiebedarf unmöglich decken. Nur fossile Brennstoffe können den Energiebedarf einer modernen Wirtschaft decken. Die Kernkraft könnte eine Lösung sein, aber viele Klimaaktivisten wollen auch keine Kernkraft.

Außerdem sind Ladestationen für Elektrofahrzeuge (EV) stark von fossilen Brennstoffen abhängig. Wenn man die Umweltauswirkungen des Abbaus der Edelmetalle, die für die Batterien von Elektrofahrzeugen benötigt werden, des Transports zu den Produktionsstätten und der fossilen Brennstoffe, die für den Betrieb der Ladestationen benötigt werden, bedenkt, sind Elektrofahrzeuge alles andere als umweltfreundlich. In einer MIT-Studie wurde beispielsweise festgestellt, dass der Batterie- und Kraftstoffbedarf eines E-Fahrzeugs höhere Emissionen verursacht als die Herstellung eines herkömmlichen Fahrzeugs.

Wenn Sie glauben, dass radikale Umweltschützer „Baumschützer“ sind, sollten Sie nochmal genau hinschauen. In Schottland werden 14 Millionen Bäume abgeholzt, um Platz für Windparks zu schaffen. Bäume absorbieren CO2, wenn sie also so besorgt über Kohlenstoffemissionen sind, sollten sie Bäume pflanzen, anstatt sie zu fällen.

Windkraftanlagen, von denen die meisten in China hergestellt werden, zerstören auch die Tierwelt. Man schätzt, dass allein in den USA jedes Jahr über eine Million Vögel durch Windkraftanlagen getötet werden. Abgesehen davon, hat dies auch erhebliche Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme. Und wofür?

Globale Hungersnot

Doch die drohende Energieknappheit ist nicht das einzige vom Menschen verursachte Fiasko, das uns bevorsteht. In diesem Herbst wird es zu Nahrungsmittelengpässen und in einigen Fällen zu Hungersnöten kommen, wenn die Erntevorräte aus 2021 aufgebraucht sind und die Ernte aus 2022 nicht geliefert wird, weil sie entweder wegen des Krieges (oder wegen Düngermangels) nicht angebaut wurde oder wegen des Krieges nicht geliefert werden kann.

Diese Nahrungsmittelknappheit wird sich am stärksten auf der südlichen Halbkugel auswirken, wo die Mehrheit der Menschen ohnehin schon mit dem Existenzminimum zu kämpfen hat.

Eine solche massive Nahrungsmittelknappheit könnte auch eine weitere globale Migrationskrise auslösen, da verzweifelte Menschenmassen in den wohlhabenden Ländern Hilfe suchen. Wenn Sie glauben, dass wir bereits jetzt eine Migrationskrise haben, dann warten Sie ab. Im Dunkeln zu frieren und zu verhungern ist kein Ausblick, den man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Leider könnte genau das im November dieses Jahres in vielen Teilen der Welt bevorstehen. Tragischerweise war das alles vermeidbar.