Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die digitalen Währungen der Zentralbanken (CBDCs) sind auf dem Vormarsch. Sie als Leser sollten darauf vorbereitet sein, denn diese CBDCs haben das Potenzial, Bargeld abzuschaffen.

Wie der Name schon sagt, sind die digitalen Währungen der Zentralbanken digital und existieren ausschließlich in elektronischer Form. Sie sind nicht physisch, und die Zentralbanken würden sie kontrollieren. Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um neue Währungen handelt. Sie sind lediglich digitale Formen bestehender Währungen.

Die digitale Zentralbankwährung der Europäischen Zentralbank wird also weiterhin der Euro sein. Die digitale Zentralbankwährung der US-Notenbank Fed wird der Dollar sein. Der chinesische Yuan wird ein digitaler Yuan sein. Die Währungen werden einfach in 100 % digitaler Form existieren. Jetzt könnte man sagen: „Moment mal. Ist das nicht eine Kryptowährung?“ Die Antwort lautet, nein.

Digital, aber keine Kryptowährung

Kryptowährungen unterscheiden sich in einigen wichtigen Aspekten. Erstens laufen Kryptowährungen nahezu ausschließlich auf einer Blockchain. Auf diese Weise wird jede Transaktion, die eine bestimmte Kryptowährung wie Bitcoin betrifft, festgehalten.

Eine digitale Zentralbankwährung muss nicht auf einer Blockchain basieren. Es würde funktionieren, jedoch wird es wahrscheinlich nicht umgesetzt. Sie ist also digital, sie ist verschlüsselt, aber sie läuft auf keiner Blockchain und ist keine Kryptowährung.

Die andere Sache bei Kryptowährungen ist, dass sie nicht von einer zentralen Behörde ausgegeben werden. Sie werden mathematisch erzeugt. Eine digitale Zentralbankwährung hingegen wird von einer zentralen Behörde herausgegeben. Sie wird von der Federal Reserve, der Europäischen Zentralbank, der People’s Bank of China oder anderen Zentralbankinstituten ausgegeben. CBDCs und Kryptowährungen sind also nicht dasselbe.

Erst langsam, dann schnell

Die Idee der CBDCs hat in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Derzeit werden sie in China eingeführt. Hätten Sie mich vor zwei Jahren nach CBDCs gefragt, hätte ich gesagt, dass China sie zeitnah einführt. Europa folgt nicht weit dahinter. Die USA waren vielleicht noch drei oder vier Jahre davon entfernt, weil hier ein studienbasierter Ansatz verfolgt wird.

Diese Reihenfolge hat sich unter Biden geändert, der ihre Entwicklung beschleunigt hat. Wir sind ziemlich schnell von der Forschungsphase in die Umsetzungsphase übergegangen, wie ich es nennen würde. Die Federal Reserve arbeitet mit dem MIT zusammen, um die technischen Probleme zu lösen, was nicht lange dauern dürfte. Die Bahamas haben bereits eine digitale Zentralbankwährung, wenn sie es also schaffen, können es die USA sicherlich auch.

Wie CBDCs gefördert werden sollen

Was sind die Vorteile einer digitalen Zentralbankwährung? Die Vorteile sind Schnelligkeit, Kosten, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit.

Angenommen, Sie kaufen einen Schokoriegel in einem Supermarkt. Sie bezahlen ihn mit einer Kreditkarte, wodurch ein Zahlungsprozess in Gang gesetzt wird, an dem vielleicht fünf Parteien beteiligt sind, darunter der Händler, das Kreditkartenunternehmen, die Bank und ein Vermittler, der sogenannte Merchant Acquirer (es ist nicht nötig, hier alle Einzelheiten aufzuführen, aber es ist kompliziert).

Letztendlich schickt Ihnen die Bank, die Ihre Kreditkarte ausstellt, eine Rechnung, die Sie bezahlen. Außerdem zahlen Sie bei manchen Kreditkarten eine Gebühr und das alles, um einen Schokoriegel zu kaufen. Mit einer digitalen Zentralbankwährung könnten Sie den Schokoriegel einfach mit einem Konto bei der Fed bezahlen.

Sie würden den Acquirer, die Banken und das Kreditkartenunternehmen aus dem Weg räumen. Die Gebühren, mit denen wir derzeit konfrontiert sind, würden entfallen. Kurz gesagt, das Zahlungssystem wird schneller, billiger, einfacher, schlanker und sicherer.

Die wahren Gründe für die Förderung von CBDCs

Die Frage ist: Warum tun sie das? Die Banken und Regierung werden Ihnen sagen, dass es billiger, schneller und sicherer ist. Das stimmt auch. Es gibt jedoch eine Menge versteckter Absichten.

Die Erste ist die Abschaffung des Bargelds. Wenn Sie das digitale Währungssystem der Zentralbank aus Gründen des Datenschutzes nicht mögen sollten, ist ein berechtigter Einwand, dass Sie sich überwacht fühlen könnten. Es ist ein Eingriff in die Privatsphäre. Vor allem, wenn zusätzlich zum Bargeld das traditionelle Kreditkartenzahlungssystem abgeschafft wird. Für den Erfolg der CBDCs ist es aber zwingend erforderlich, dass sowohl das Kreditkartenzahlungssystem als auch das Bargeld abgeschafft wird, weil es in Konkurrenz zueinandersteht.

Regierungen haben ein schweres Verhältnis zu Bargeld, weil es nicht rückverfolgbar ist und Finanzkriminalität wie Geldwäsche usw. ermöglicht.

Negative Zinssätze

Ein weiterer Kritikpunkt an den CBDCs ist, dass die Einführung von negativen Zinssätzen erleichtert wird. Angenommen, Sie vergraben 100.000 Dollar in bar in Ihrem Garten. Wenn Sie ein Jahr später zurückkommen, haben Sie immer noch 100.000 Dollar. Sie erhalten zwar keine Zinsen für Ihr Geld und die Kaufkraft des Geldes hat in dieser Zeit abgenommen, aber zumindest kann die Regierung es Ihnen nicht wegnehmen. Liegt Ihr Geld jedoch in digitaler Form im Bankensystem vor, können darauf Negativzinsen erhoben werden.

CBDCs können auch für eine Menge anderer Dinge genutzt werden. Notenbanken könnten bspw. Konten einfrieren und das darauf enthaltene Vermögen beschlagnahmen. Der Vorstoß der Zentralbanken für digitale Währungen, der in vollem Gange ist, sollte also im Zusammenhang mit der Abschaffung des Bargelds gesehen werden.

Der totale Überwachungsstaat

Die CBDCs haben auch enorme politische Auswirkungen, darunter den Höhepunkt des totalen Überwachungsstaates. Aus diesem Grund hat China es getan. Und glauben Sie niemandem, der Ihnen sagt, dass die Vereinigten Staaten das nicht tun werden.

Jede Transaktion ist rückverfolgbar. Man müsste sich daher vor jeder Transaktion Gedanken machen, ob man ins Visier der Behörden gerät. Das kann bspw. auch eine banale Sache wie der Kauf eines regierungsfeindlichen Buchs sein. Dabei müssen Sie nicht einmal diese Gesinnung haben, sondern sich lediglich für den Inhalt und eine andere Sichtweise interessieren oder für Recherchen benötigen. Ein anderes Beispiel wäre eine Spende für eine Partei, die die Regierung nicht mag.

All das sind Extremfälle, die aber mittels der CBDCs und der damit verbundenen totalen Überwachung möglich wären. Das ist der Punkt.

Bidens nachhaltigstes Vermächtnis?

Natürlich kann man Verdächtige auch beschatten lassen, aber zum einen gibt es hierfür nicht genug Personal und zum anderen ist es teuer. Wenn sie jedoch digitale Zentralbankwährungen verwenden, dann gestaltet sich die Identifizierung wesentlich einfacher.

Ich möchte Sie also davor warnen, dass CBDCs nicht nur ein billigeres, besseres und schnelleres Zahlungssystem sind, auch wenn sie das tatsächlich sein mögen und so beworben werden. Sie werden auch eingesetzt, um Bargeld abzuschaffen, Negativzinsen zu erheben und Transaktionen zu verfolgen.

Ich nenne die Dollar-Version der CBDC „Biden Bucks“, weil Joe Biden nachweislich für die rasche Einführung von CBDCs in den USA verantwortlich ist. Sie könnten eines Tages zu seinem nachhaltigsten Vermächtnis werden.