Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

der Chef liefert nicht, und die russische Welt gerät in Bewegung und Gärung. Ausgang offen! Keine Frage, das System Putin befindet sich in seiner schwersten Krise seit dem Angriff tschetschenischer Terroristen auf das Moskauer Dubrowka-Theater.

Zur Erinnerung: Im Oktober 2002 stürmten rund 40 bis 50 schwer bewaffnete Männer tschetschenischer Abstammung eine Theateraufführung und nahmen 850 Menschen als Geisel. Beim Sturm des Theaters durch russische Sicherheitskräfte starben 130 Menschen.

Putin, damals noch recht jung im Amt des Staatspräsidenten, geriet unter starken innenpolitischen Druck. Auch jetzt ist der Mann nicht mehr unantastbar. Das sind die innenpolitischen Gruppen, die momentan gegen den Kreml schießen oder sich allmählich vom System Putin abwenden.

Die Ultranationalisten: Man stellt Wladimir Putin mehr oder weniger unverhohlen als Oberbefehlshaber der Armee in Frage. Ukrainische Verbände rücken in diesen Tagen erstmals seit dem 24. Februar in die Region Luhansk ein. Das Kriegsziel, Eroberung des Donbass, ist aus Sicht der Ultranationalisten in Gefahr. Man ist der Meinung, Putin ist nicht hart genug für diesen Krieg, weil er unter anderem die Generalmobilmachung scheut.

Die Oligarchen sind im Prinzip Systemträger. Sie sind in der Ära Putin aufgestiegen und fürchten nun aber um ihr Vermögen und ihre Privilegien. Hinter den Kulissen arbeiten die reichen Männer an alternativen Szenarien. Man will aus naheliegenden Gründen nicht mit dem System untergehen.

Die liberalen Milieus von Moskau und Sankt Petersburg spielen im Augenblick nur eine untergeordnete Rolle. Ihre Anführer sitzen entweder in Lagern in Sibirien oder haben sich ins nahe Ausland abgesetzt. Gleichwohl, man wird zurückkehren, sobald das System Putin offensichtlich wankt.

Daneben brodelt es in der notorischen Problemregion Kaukasus. Dort sind tausende russischer Soldaten stationiert. Das beeindruckt allerdings zurzeit niemanden mehr. So bricht der alte Karabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan wieder aus.

Außerdem wetzen die Georgier die Messer. Man will die abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien zurück. Einen Frontalangriff auf Russland kann sich das kleine Volk natürlich nicht leisten. Unter der Hand unterstützt man freilich schon seit 2014 den Krieg der Ukrainer mit einigen Freiwilligenverbänden. Zudem kämpfen ebenfalls Tschetschenen auf der Seite der Ukrainer.

Unterdessen brechen neue Grenzstreitigkeiten in Zentral-Asien zwischen Kirgisen und Tadschiken aus. Der russische Außenminister Lavrov vermittelt einen Waffenstillstand, der allerdings nicht hält. Der Befund ist klar: Der Kreml hat in seinen Hinterhöfen keine Autorität mehr.

Jeder dieser aufgezählten Faktoren ist allein für sich betrachtet zu schwach, um Wladimir Putin aus dem Amtssessel zu heben. Die Kombination und Gleichzeitigkeit der Faktoren stellt das System Putin allerdings vor große Herausforderungen.

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