Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

gestern Morgen ist auf Bornholm für einige Stunden der Strom ausgefallen. Die dänische Ostseeinsel wird mittels eines Tiefseekabels vom schwedischen Festland aus mit Strom versorgt.

Zunächst waren Spekulationen im Internet, dass das Versorgungskabel durch einen Sabotageakt manipuliert worden war. Zuletzt wurden in großer räumlicher Nähe zu Bornholm drei der vier Nord Stream-Röhren durch unterseeische Explosionen beschädigt.

Diesmal ist die Ursache vermutlich etwas banaler. Das schwedische Netz war zeitweise beeinträchtigt. Möglicherweise wird Bornholm in den kommenden Monaten kein Einzelfall bleiben. Experten halten mehrstündige Ausfälle im mitteleuropäischen Stromnetz für möglich und sogar wahrscheinlich.

In diesem Moment geht es nicht darum, dass uns das teure Rinderfilet oder der Edelfisch in der Tiefkühltruhe auftaut. Im Falle eines Blackouts sind wir von der Außenwelt abgeschnitten und können bei Bedarf nicht einmal einen Notarzt oder die Feuerwehr rufen. Unternehmen schicken ihre beschäftigungslosen Bürokräfte gleich wieder heim, weil die Cloud nicht mehr hochfährt, so die verbreitete Sorge.

Ist das wirklich so? Ich kläre auf: Grundsätzlich sind anhaltende Stromausfälle (Blackout) in Deutschland oder Österreich ausgesprochen selten. Gleichwohl haben sie sich auch schon in der Vergangenheit ereignet. Eigens für den Blackout sind Krankenhäuser mit einem Notstromsystem ausgerüstet. Dieses System stellt sicher, dass – sofern vorhanden – die Notaufnahme immer arbeiten kann. Ferner ist sichergestellt, dass lebensnotwendige Operationen nicht verschoben werden müssen.

Ein anderes Beispiel: Wenn Sie mit der U-Bahn in Köln, München oder Wien unterwegs sind, werden Sie selbst bei einem Stromausfall nicht in der Röhre steckenbleiben. Sie werden als Fahrgast auch nicht plötzlich im Dunklen sitzen. Die Züge sind nämlich mit einer Batterie ausgestattet, die dem Zug immer die Weiterfahrt bis zur nächsten Haltestelle ermöglicht.

Noch ein wichtiges Beispiel: Ich hatte jüngst die eidgenössische Telekom-Aktie Swisscom recherchiert. Dabei habe ich erfahren, dass in der Schweiz rund 10.000 Mobilfunkmasten installiert sind. 6.000 davon betreibt der Monopolist Swisscom. Diese Kommunikationsanlagen sind mehrheitlich mit einem batteriegepufferten Notstromsystem ausgestattet. Daneben hat man die Cloud-Systeme der Unternehmenskunden über Dieselgeneratoren separat abgesichert.

Auch hierzulande legt die Deutsche Telekom spätestens seit der verheerenden Ahrtal-Überschwemmung sehr großen Wert auf die sog. Resilienz (Widerstandsfähigkeit) der Kommunikationsnetze. Dabei hat man die Gefahr Stromausfall, was auch immer konkret die Ursache sein mag, ganz prominent berücksichtigt.

Verstehen Sie mich nicht falsch! Eine Notstromversorgung ersetzt nie die Regelversorgung. Vor allem dann, wenn der Strom einmal mehrstündig ausbleibt, werden die betriebswirtschaftlichen Schäden für viele produzierende Unternehmen enorm sein.

Trotzdem: Das System in Mitteleuropa ist durchaus vorbereitet. Sie müssen also jetzt nicht in den nächsten Baumarkt laufen, um sich einen Dieselgenerator zu besorgen. Ein batteriebetriebenes Radio pro Haushalt reicht völlig aus, damit Sie die Durchsagen von Feuerwehr, Polizei oder anderen öffentlichen Organen empfangen kann. Wer ganz ängstlich ist, darf sich daneben noch eine Powerbank für das Smartphone oder den Laptop zulegen, damit Sie in jedem Fall Börse am Mittag empfangen und lesen können.