in den vergangenen Tagen hat sich das Gesamtbild an den Aktienmärkten spürbar aufgehellt. Wir haben die Hoffnung, dass der Handelskrieg zwischen China und den USA nicht weiter eskaliert. Mehr noch: Die Investoren setzen darauf, dass in den kommenden Monaten Vereinbarungen gefunden werden, die das politische und wirtschaftliche Verhältnisse zwischen den beiden Supermächten wieder auf eine vernünftige und nachhaltige Basis stellen.
Der DAX, der auf Wochensicht fast 5 % zulegte, spiegelt den neuen Optimismus eindrücklich wider. Was fehlt uns noch zum ganz klaren Durchbruch, was fehlt dem Markt zum nächsten Hausse-Zyklus?
Die Antwort: Die Konjunkturperspektive ist derzeit eher durchwachsen. Von den wichtigsten 8 europäischen und us-amerikanischen Stimmungsindikatoren haben sich im September 4 erneut verschlechtert. Zwar verbesserte sich der viel beachtete Index der Konjunkturerwartungen des ZEW zuletzt sprunghaft, allerdings von sehr niedrigem Niveau. Immer noch notiert der Index tief im Minus (- 22,5 %) und signalisiert eine bevorstehende Konjunkturschwäche in Deutschland.
Zuletzt lief bereits der ZEW-Index für den laufenden Monat über die Ticker. Ungeachtet der Entspannung zwischen Washington und Peking war der Index trotzdem wieder rückläufig und verschlechterte sich auf –27 %. Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Analysten und institutionellen Anleger erwartet nicht, dass sich die Konjunktur kurzfristig aufgrund des Waffenstillstands zwischen Peking und Washington aufhellen wird. Schade! Hier hatte ich mir mehr Optimismus seitens der Marktteilnehmer erhofft.
Guter Start in die Berichtsaison
Realwirtschaftlich gesehen dürfen wir als Börsianer allerdings durchaus zuversichtlich sein. So meldeten Johnson & Johnson, J.P. Morgan Chase sowie der größte US-Krankenversicherer UnitedHealth ansprechendes Zahlenwerk und übertrafen die (allerdings zuvor reduzierten) Gewinnschätzungen der Analysten. Allein diese 3 Schwergewichte des US-Kurszettels zogen den Dow Jones nach Bekanntwerden der Zahlen fast 120 Punkte nach oben.
Noch erfreulicher fielen die Netflix-Zahlen aus. Das Unternehmen meldete aus dem abgelaufenen Quartal ein starkes Neukunden-Wachstum von 6,8 Millionen weltweit. Zwar blieb Netflix etwas hinter den eigenen Erwartungen zurück. Gleichwohl kann von einer Wachstumspause bei Netflix keine Rede sein. Dieses Zahlenwerk dürfte auch die Tech-Titel des RENDITE TELEGRAMM zunächst positiv stimulieren. Denn erfahrungsgemäß färbt das Zahlenwerk dieser großen Leuchtturm-Unternehmen immer auch auf den Gesamtmarkt, in diesem Fall den NASDAQ 100, ab.
Was machen wir also jetzt? Die Gesamtlage ist wie so oft an der Börse nicht ganz eindeutig. Die Konjunkturindikatoren raten eher zur Vorsicht. Der Auftakt in die Berichtsaison hingegen sagt uns, dass wir durchaus kaufen dürfen. Ich persönlich habe mich deshalb für einen Kompromiss entschieden. So gehe ich im RENDITE TELEGRAMM noch nicht ins volle Risiko. Trotzdem kaufe ich punktuell jetzt ein anerkanntes Qualitätsunternehmen aus dem Segment Industrie 4.0 ein. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des RENDITE TELEGRAMM, die ich Ihnen bereits zugeschickt habe.
in der vergangenen Woche präsentierten sich viele wichtige Aktienmärkte ausnehmend freundlich, vor allem dann, wenn dort viele Export-Unternehmen ansässig sind. Zuvor hatten sich China und die USA im schwelenden Handelsstreit erstmals seit vielen Monaten wieder angenähert. In der Folge gewann der DAX auf Wochensicht fast 3 % hinzu und holte sich die Marke von 12.000 Punkten mit Dynamik zurück. Noch besser war China, wo die Aktien gemessen am Shanghai Composite Index sogar um 3,5 % vorrückten. Weniger schwungvoll präsentierten sich die US-Märkte. Hier gewann der marktbreite S&P 500 nur rund ein Prozent hinzu. Auch Gold war diesmal nicht gefragt und sackte wieder leicht unter die viel beachtete Marke von 1.500 US-Dollar zurück.
Technisch steht der DAX nun an einem Wendepunkt. Wird der Deckel, den ich im folgenden Chart rot eingezeichnet habe, gehoben, dann löst sich die bisher gültige obere Umkehrformation (Schulter-Kopf-Schulter) weitgehend auf. Das ist dann noch kein echtes Kaufsignal, signalisiert allerdings eine spürbare Verbesserung der Gesamtsituation.
Ist das jetzt die Wende? Starten wir nun in den kommenden Wochen richtig durch? Ohne Frage hat die Politik diesmal gut vorgelegt. Natürlich sehen wir im Handelskrieg noch keinen Durchbruch, sondern lediglich einen Waffenstillstand. So wird Donald Trump die für den 18. Oktober angekündigten Sonderzölle nun erst einmal nicht in Kraft setzen. Gleichwohl sind derzeit immer noch US-Sonderzölle auf chinesische Export-Waren im Wert von 360 Milliarden US-Dollar aktiv. Aber ein Anfang ist gemacht.
Wenn jetzt noch die US-Unternehmen liefern …
Dann dürften die kommenden Wochen für uns als Börsianer sehr angenehm werden. In dieser Woche erreicht die Berichtsaison in den USA ihren ersten Höhepunkt. Wichtige Leuchtturm-Unternehmen öffnen ihre Bücher und berichten aus dem abgelaufenen Quartal. Z.B. BlackRock, Wells Fargo oder Abbott Lab. Tech-Investoren werden dabei ihren Augenmerk auf die Quartalszahlen der Netflix richten. Zuletzt hatte der Video-Streaming-Dienst vor allem beim Neukundenwachstum enttäuscht. Das Unternehmen muss nun beweisen, dass die jüngste Schwäche ein einmaliger Ausrutscher war.
Insgesamt sind die Erwartungen der Analysten eher bescheiden. Man rechnet damit, dass der Handelskrieg seine Bremsspuren in den Gewinnrechnungen der Unternehmen hinterlassen hat. Aber das ist eben die Vergangenheit. Solange die Hoffnung am Markt bleibt, dass sich Chinesen und Amerikaner halbwegs gütlichim Handelsstreit einigen, dürften die Aktienmärkte freundlich tendieren. Also bleiben Sie optimistisch und drücken Sie die Daumen, dass die US-Unternehmen vernünftiges Zahlenwerk vorlegen. Dann steht einer vorgezogenen Jahresendrally nichts mehr im Wege.
P.S.Bleiben Sie in dieser Wocheder Wahrheit am Ball! Ich berichte in den kommenden Tagen regelmäßig aus der Berichtsaison. Wir dürfen alle sehr gespannt sein.
endlich redet man wieder miteinander! Derzeit befindet sich der chinesische Chefverhandler Liu He in Washington und ringt mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizerum einen Kompromiss im zuletzt ausgeuferten Handelskrieg zwischen China und den USA.
Der Druck, der auf beiden Seiten lastet, ist enorm. In den USA machen vor allem die Wirtschaftsverbände, aber auch führende Republikaner Druck auf den US-Präsidenten. Man will jetzt endlich eine Annäherung sehen und das leidige Thema von der Agenda nehmen.
Vor allem die US-Industrie leidet unter den neuen Sonderzöllen: Dort ist die Stimmung so schlecht wie seit 2009 nicht mehr. Auch der Beschäftigungsaufbau in den Unternehmen der Industrie-Branchen stagniert bereits seit Anfang des Jahres. Derzeit arbeiten rund 12,9 Millionen US-Amerikaner im verarbeitenden Gewerbe und damitkaum mehralsim Januar 2019.
Peking zeigte sich in einigen Detailfragen zuletzt konziliant und erhöhte etwa das Kontingent für Exporte von Sojabohnen für die Farmer des Mittleren Westens. China ist unverändert auf Agrarexporte aus den USA angewiesen. Der wichtige Agrarerzeuger Brasilien kann aufgrund des enormen Lieferwegs nur teilweise in die Bresche springen, sofern die US-Lieferungen ausfallen.
Berichtsaison in den USA beginnt
Unterstellen wir einmal, dass die aktuellen Handelsgespräche eine positive Wendung nehmen werden. Geht dann der Aktienmarkt endlich wieder steil?
Ohne Frage würde eine nachhaltige Entspannung im Handelskrieg dem Aktienmarkt sehr helfen. Freilich würden wir damit nur ungefähr zum Normalzustand zurückkehren. Zusätzliche Wachstumsimpulse werden dadurch nicht freigesetzt.
Ich warne außerdem davor, das Thema Handelskrieg als alleinigen Bestimmungsfaktor für den Aktienmarkt zu begreifen. So läuft in der kommenden Woche die Berichtsaison in den USA allmählich an. Dann kommt Butter bei die Fische und wir erhalten einen ersten Fingerzeig wie die US-Unternehmen im 3. Quartal abgeschnitten haben. Zunächst liefern die wichtigen US-Banken wie Citigroup, BlackRock oder JP Morgan Chase. Außerdem öffnen IBM, Netflix und Johnson & Johnson ihre Bücher.
Die Erwartungen der Marktteilnehmer an das Zahlenwerk der US-Unternehmen ist naturgemäß gedämpft, und ich sehe durchaus Potenzial für positive Überraschungen. Bleiben diese Überraschungen freilich aus, hilft es uns als Börsianer auch wenig, wenn Washington und Peking den Handelskrieg beilegen werden.
Denn am Ende gilt an der Börse eine einfache Regel: Nackte (Unternehmens)zahlen wiegen immer schwerer als politische Maßnahmen.
Lassen Sie uns optimistisch denken! Möglicherweise schaltet sich sogar Donald Trump noch in die Verhandlungen ein. Vielleicht erscheint er sogar zum Abschluss der Verhandlungsrunde gemeinsam mit Liu He vor der Kamera und feiert die Chinesen als seine neuen Freunde. Und gleich in der nächsten Woche liefern Netflix und Co. vernünftiges Zahlenwerk und brauchbare Ausblicke.
Dann wird der Aktienmarkt tatsächlich wieder steil gehen.
Jetzt für kostenlosen E-Mail-Newsletter Börse am Mittag anmelden.
Ihr Börsen-Tägliches Update für mehr Erfolg an der Börse. Herausgegeben wird Börse am Mittag von der WRB Media GmbH.
Sie können sich jederzeit wieder über einen Link, den Sie am Ende eines jeden Newsletters finden, abmelden.