Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

wird irgendetwas den „King Dollar“ entthronen? Zumindest auf kurze Sicht scheint die Antwort nein zu lauten. Der vom Wall Street Journal ermittelte US-Dollar-Index (DXY) hat sich seit dem Frühjahr unaufhaltsam nach oben bewegt. Und das trotz der massiven monetären und fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen, die seit dem letzten Frühjahr durchgeführt wurden.

Die USA haben noch andere wirtschaftliche Probleme, darunter Millionen von Arbeitnehmern im Haupterwerbsalter, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und keine Arbeit suchen. Obwohl sie technisch gesehen nicht als arbeitslos gelten (weil sie nicht auf der Suche nach Arbeit sind), sind sie sicherlich arbeitslos im Sinne einer vernünftigen Definition des Begriffs.

Nun kommt der Zusammenbruch der globalen Lieferkette hinzu, der zu leeren Regalen und verspäteten Lieferungen auf dem Höhepunkt der Weihnachtseinkaufssaison führt. Dazu kommt noch die höchste Verbraucherinflation seit über 30 Jahren. Die Preise für alles, vom Benzin an der Zapfsäule bis hin zu Fleisch und Milch im Supermarkt, schießen in die Höhe.

Die Inflation hat viele Ursachen. Sowohl das Gelddrucken als auch die Unterbrechung der Lieferkette tragen dazu bei. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Inflationserwartungen steigen und das Verbraucherverhalten dazu führt, dass sich die Inflation in Form von vorgezogener Nachfrage und Horten von Waren selbst nährt.

Das ist kein besonders rosiges Szenario für die US-Wirtschaft.

Die Lösung des Dollar-Rätsels

Warum ist der US-Dollar dann auf den Devisenmärkten so stark, wenn seine Fundamentaldaten so schwach sind? Die Antwort auf das Rätsel des starken Dollars liegt in der Suche nach einer anderen Messlatte. Es stimmt, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro, dem Yen und dem Schweizer Franken stark ist. Doch das sind alles Papierwährungen und keine von ihnen ist durch Gold gedeckt.

Wenn man eine Papierwährung mit einer anderen vergleicht, sagt das etwas über die Kapitalströme von Papiergeld aus, aber wenig über den Wert von Währungen, die in harten Werten wie Land, Gold, Silber, Wasser, Öl oder anderen natürlichen Ressourcen gemessen werden.

Hier kommt Gold ins Spiel. Es ist eine Form von Geld, auch wenn die Zentralbanker dies nicht anerkennen wollen. Wenn Gold kein Geld wäre, warum würden die USA dann 8.133 Tonnen Gold lagern? Warum lagert Deutschland 3.359 Tonnen? Warum lagern Italien und Frankreich jeweils etwa 2.450 Tonnen? Selbst der IWF verfügt über 2.814 Tonnen Gold. Die Zentralbanken halten zusammen 35.554 Tonnen Gold, das sind 20 % des weltweit oberirdischen Goldes.

Die Antwort ist offensichtlich: Gold ist Geld. Die Zentralbanken wollen es nur nicht zugeben.

Die goldene Messlatte

Doch Gold ist eine andere Art von Geld. Es befindet sich im Besitz der Zentralbanken, wird aber nicht von ihnen geschaffen. Gold ist kein Papiergeld und kann nicht in unbegrenzten Mengen ausgegeben werden. Papiergeld ist eine Verbindlichkeit der Banken, die es ausgeben. Gold ist ein Vermögenswert, aber es ist für niemanden eine Verbindlichkeit. Das ist der Unterschied.

Aus diesem Grund ist Gold das beste Mittel, um den Wert einer Währung zu messen. Es ist ein objektiver Maßstab für das Verhältnis. Man vergleicht nicht eine Fiat-Währung mit einer anderen. Man vergleicht eine Fiat-Währung mit echtem Geld. So kann man feststellen, ob eine Fiat-Währung stark oder schwach ist.

Wenn wir dieses Maß verwenden, sehen wir, dass der US-Dollar nicht wirklich stärker wird, sondern schwächer. Am 28. September 2021 lag der Goldpreis bei 1.733 US-Dollar pro Unze. Am 17. November 2021 lag der Goldpreis bei 1.864 US-Dollar pro Unze. Das ist ein Anstieg des Goldpreises in US-Dollar um 7,5 % innerhalb von sieben Wochen. Gemessen am Gewicht des Goldes entspricht diese Preisbewegung einem Wertverlust des US-Dollars von 7,5 %.

Aktuell wird Gold über 1.800 US-Dollar gehandelt, was einen starken Rückgang des Dollarwertes seit September bedeutet.

Fiat-Währungen können sich nicht vor Gold verstecken

Das ist also die Antwort. In den letzten vier Monaten hat der US-Dollar gemessen an einem Währungskorb zugelegt, aber gemessen an Gold hat er an Wert verloren. Insgesamt sind die Nicht-Dollar-Währungen im Vergleich zu Gold um fast 10 % gefallen. Für dieses Phänomen gibt es eine einfache Erklärung: Inflation.

Die Fiat-Währungen können frei gegeneinander schwanken, aber sie alle verlieren real an Wert, wenn man die Inflation berücksichtigt. Gold ist der Maßstab, der am wenigsten anfällig für Inflation ist. Das bedeutet, dass es der beste Weg ist, um Währungen in einem inflationären Umfeld zu messen und miteinander zu vergleichen.

Aber wie geht es jetzt weiter? Ist das derzeitige Währungssystem nachhaltig? Vielleicht leben wir im Moment noch im Zeitalter des King US-Dollars, aber der König wird seine goldene Krone bald verlieren.

Meine Nachforschungen haben mich zu einem Rückschluss geführt: Wir werden den Zusammenbruch des internationalen Währungssystems erleben. Damit meine ich insbesondere den Zusammenbruch des Vertrauens in Papierwährungen auf der ganzen Welt.

Es geht nicht nur um den Tod des US-Dollars oder den Untergang des Euro. Es ist ein Zusammenbruch des Vertrauens in alle Papierwährungen.

Ein Umbruch ist längst überfällig

Währungssysteme haben sich im Durchschnitt alle 30 bis 40 Jahre geändert. Das bestehende Geldsystem ist 50 Jahre alt, so dass ein neues Geldsystem längst überfällig ist.

Wenn das Vertrauen verloren geht, müssen die Zentralbanken möglicherweise zum Gold zurückkehren, entweder als Referenzwert oder als tatsächlicher Goldstandard, um das Vertrauen wiederherzustellen. Das würde nicht freiwillig geschehen. Kein Zentralbanker würde sich jemals freiwillig für die Rückkehr zu einem Goldstandard entscheiden. Aber in einem Szenario, in dem es zu einem totalen Vertrauensverlust kommt, werden sie wahrscheinlich zu irgendeiner Form eines Goldstandards zurückkehren müssen.

Nur wenige erinnern sich daran, dass Nixon ausdrücklich sagte, dass die Aussetzung der Goldkonvertibilität durch die Handelspartner „vorübergehend“ erfolgte. Ich habe mit zwei Mitgliedern der Nixon-Administration, Paul Volcker und Kenneth Dam, gesprochen, die am Wochenende, als die Aussetzung angekündigt wurde, mit dem Präsidenten in Camp David waren. Sie bestätigten mir beide, dass die Aussetzung nur vorübergehend sein sollte.

Der Plan war, eine neue internationale Währungskonferenz einzuberufen, den US-Dollar gegenüber Gold und anderen Währungen abzuwerten, vor allem gegenüber der Deutschen Mark, dem Schweizer Franken und dem japanischen Yen und dann mit den neuen Wechselkursen zum Goldstandard zurückzukehren.

Der erste Teil hat stattgefunden. Im Dezember 1971 fand in Washington, D.C., eine internationale Währungskonferenz statt. Der US-Dollar wurde gegenüber Gold (schrittweise von 35,00 US-Dollar pro Unze auf 42,22 US-Dollar pro Unze) und anderen wichtigen Währungen je nach Währung um etwa 10 bis 17 % abgewertet.

Der zweite Teil ist jedoch nie eingetreten. Es gab nie eine Rückkehr zum Goldstandard. Während die Länder über die neuen offiziellen Wechselkurse verhandelten, gingen sie auch zu frei schwankenden Wechselkursen auf den internationalen Devisenmärkten über.

Die Katze war aus dem Sack. Seitdem leben wir mit frei schwankenden Wechselkursen. Jedoch stößt dieses System an seine Grenzen und kann nicht unbegrenzt fortbestehen. Ein neues Währungssystem ist überfällig und Gold bietet sich dafür an. Was alt ist, wird neu sein.