Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

wir haben es geschafft! Es war harte Arbeit, aber die Vereinigten Staaten haben es endlich geschafft, 30 Billionen Dollar an Staatsschulden anzuhäufen. Falls irgendjemand tatsächlich daran denkt, diese zweifelhafte Errungenschaft zu feiern, habe ich einen Rat für Sie: Machen Sie sich auf einen Kater gefasst. Schauen wir uns an, wie es dazu kam.

Der Markt für US-Staatsanleihen wurde von Alexander Hamilton zu Beginn der ersten Amtszeit von George Washington um 1790 erfunden. Die neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika sahen sich Forderungen von Gläubigern gegenüber, die den Revolutionskrieg finanziert hatten.

Der US-Kongress hatte eine einfache Lösung: Zahlungsausfall! Das ist der American Way. Aber Hamilton hatte eine bessere Idee. Er sagte, die neue Regierung sollte mehr Geld leihen und damit die alten Gläubiger bezahlen. Sobald wir das getan hätten, würden wir als kreditwürdig gelten und könnten noch mehr Geld leihen, um das in der ersten Runde geliehene Geld zurückzuzahlen.

Dieser Plan war so erfolgreich, dass der US-Anleihenmarkt jüngst sein 230-jähriges Bestehen feierte! So lange leihen sich die USA schon neues Geld, um alte Schulden zu tilgen. Im Jahr 1835 wurde Andrew Jackson der erste und einzige Präsident, der die Staatsverschuldung auf 0 reduzierte.

Inflation ist der einzige Ausweg

Die Geschichte der US-Schulden ist keine, in der die Schulden 230 Jahre lang stetig angestiegen sind. Die tatsächliche Geschichte ist die, dass die Schulden in Kriegszeiten stiegen und in Friedenszeiten zurückgezahlt wurden.

Die Schulden stiegen im Krieg von 1812, im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848, im Bürgerkrieg, im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg, in Korea, in Vietnam und unter Reagan, um den Kalten Krieg zu bestreiten. Der einzige größere Schuldenanstieg ohne Krieg war vor dem Jahr 2000 während der Großen Depression.

Die Kriegsschulden wurden jedoch in Friedenszeiten getilgt, unter anderem in den 1820er-, 1870er-, 1920er- und 1990er-Jahren. Erst nach 2000 gerieten die Dinge aus den Fugen und die Staatsschulden stiegen unter George W. Bush, Barack Obama, Donald Trump und Joe Biden geradewegs an.

Jetzt sind die Schulden ohne Inflation nicht mehr zu bewältigen. Die Inflation begünstigt die Schuldner, weil sie die Schulden mit abwertenden US-Dollars zurückzahlen können. Es ist einfacher, die Schulden zu tilgen, weil man die Schulden mit US-Dollars zurückzahlt, die weniger wert sind als die, die man ursprünglich geliehen hat. Die Inflation mindert also den realen Wert der Schulden.

Andererseits erhöht eine Deflation den realen Wert der Schulden. Bei einer Deflation steigt der Wert des Geldes, sodass es schwieriger wird, die Schulden zu tilgen. Aus diesem Grund hassen Schuldner die Deflation.

Die andere Möglichkeit, mit den Schulden umzugehen, ist der Zahlungsausfall. Aber es gibt keinen Grund für die USA, in Verzug zu geraten, weil die Schulden in US-Dollar lauten und wir US-Dollar drucken können. Das ist der große Vorteil der führenden Reservewährung der Welt, was der französische Finanzminister Valéry Giscard d’Estaing in den 1960er-Jahren als „exorbitantes Privileg“ bezeichnete.

Die Todesfalle der Verschuldung

Leute, die sagen: „Die USA können die Staatsschulden nicht abbezahlen“, verstehen diesen Markt nicht. Es gibt keine Notwendigkeit, die Staatsschulden zu tilgen. Die USA müssen sie nur immer wieder verlängern. Aber dazu müssen die USA ihre Kreditwürdigkeit bewahren, wie Hamilton wusste. Sobald die Kreditwürdigkeit infrage gestellt wird, bricht das gesamte Kartenhaus zusammen.

Dies äußert sich zunächst in höheren Zinsen, dann in einer Abwertung des US-Dollars und schließlich in illiquiden Märkten, auf denen die Schulden nur noch an die US-Notenbank verkauft werden können. Das letzte Stadium ist die Hyperinflation und der vollständige Zusammenbruch der Währung und der US-Anleihen. Das wird nicht morgen passieren, aber wir nähern uns diesem Endspiel immer mehr an.

Ich habe schon früher gesagt, dass die USA in einer Todesfalle der Verschuldung gefangen sind. Die Geldpolitik wird uns nicht herausholen, weil die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, also die Geschwindigkeit, mit der das Geld den Besitzer wechselt, sinkt. Das Drucken von mehr Geld allein wird daran nichts ändern.

Auch die Fiskalpolitik wird wegen der hohen Schuldenquoten nicht funktionieren. Bei den derzeitigen Schuldenquoten führt jeder zusätzlich ausgegebene US-Dollar zu weniger als einem US-Dollar Wachstum. Da er aber geliehen werden muss, erhöht er die Schulden um einen US-Dollar. Die Verschuldung wird zu einer echten Wachstumsbremse.

Das Verhältnis wird immer höher und die Situation wird immer verzweifelter. Die Wirtschaft wächst kaum noch, während die Schulden ansteigen. Im Grunde wird man zu Japan. Die Staatsverschuldung beträgt 30 Billionen Dollar. Eine Verschuldung in dieser Höhe wäre kein ernstes Problem, wenn die USA eine Wirtschaft von 50 Billionen Dollar hätten. Aber die USA haben keine Wirtschaft in dieser Dimension. Sie haben eine Wirtschaft von etwa 21 Billionen Dollar, was bedeutet, dass die Schulden der USA größer sind als die Wirtschaftsleistung – die stagniert.

Ein kleiner Rundungsfehler von der Rezession entfernt

Obwohl wir erst etwa ein Drittel des ersten Quartals 2022 hinter uns haben, hat die Federal Reserve Bank of Atlanta ihre Schätzung für das US-Wachstum im ersten Quartal auf der Grundlage der uns bisher vorliegenden Daten veröffentlicht. Das Ergebnis ist eine Prognose von 0,1 % BIP-Wachstum auf Jahresbasis. Das ist ein kleiner Rundungsfehler, der die USA von einer Rezession trennt. Das ist bezeichnend, denn die Atlanta Fed ist für ihre sehr optimistischen Prognosen bekannt.

Für diesen schwachen Start in das erste Quartal gibt es mehrere Gründe. Der erste Grund ist, dass das starke US-Wachstum im vierten Quartal 2021 größtenteils eine Fata Morgana war. Nahezu das gesamte Wachstum wurde durch die Aufstockung der Lagerbestände erzielt. Dabei handelt es sich nicht um Endverkäufe, sondern um Waren, die sich in den Lagern anhäufen. Wenn diese Waren im ersten Quartal verkauft werden, tragen sie nicht viel zum BIP bei, da sie bereits beim Kauf der Vorräte im BIP berücksichtigt wurden.

Wenn die Waren nicht verkauft werden, ist es sogar noch schlimmer, weil neue Aufträge storniert werden, während darauf gewartet wird, dass die Bestände kleiner werden. Außerdem sind die wirtschaftlichen Auswirkungen von Omikron erst jetzt zu spüren. Im Dezember traf es uns hart, aber so spät im Jahr hatte es noch keine großen Auswirkungen auf das BIP-Wachstum.

Nach dem 1. Januar begannen sich die Quarantänen, Krankenhausaufenthalte und Schließungen zu häufen, sodass das erste Quartal die Hauptlast tragen wird. Kombiniert man diese intrinsische Schwäche mit der stattfindenden Straffung durch die US-Notenbank und den Zinserhöhungen im März, so ist dies ein Rezept für eine Rezession im ersten Quartal 2022.

Auf dem Weg zu einer Staatsschuldenkrise

Im Großen und Ganzen sind die Vereinigten Staaten auf dem Weg in die Pleite. Wir steuern auf eine Staatsschuldenkrise zu. Ich sage das nicht, um einen Effekt zu erzielen. Ich will die Leute nicht erschrecken oder für Aufsehen sorgen. Das ist nur eine ehrliche Einschätzung auf der Grundlage der Zahlen.

Steuersenkungen werden uns nicht aus der Krise bringen, ebenso wenig wie strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft. Beides würde helfen, wenn es richtig gemacht würde, aber das Problem ist einfach viel zu groß. Aus dieser Art von Schulden kann man „sich nicht herauswachsen“.

Es tickt also eine wirtschaftliche Zeitbombe. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt. Die Schulden steigen, während sich das Wachstum verlangsamt. Die Explosion wird in Form von platzenden Vermögensblasen und abstürzenden Aktien erfolgen. Es gibt keinen Ausweg aus der Schuldenfalle, außer durch Inflation.

Verabschieden Sie sich von Hamiltons Masterplan. Es ist an der Zeit, Gold zu kaufen, bevor der Ansturm auf die Sachwerte wirklich beginnt.