Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

in letzter Zeit habe ich öfter über die Abschaffung des Bargelds berichtet, und zwar aus gutem Grund. Während sich alle auf den Krieg in der Ukraine, die Inflation und den Obersten Gerichtshof in den USA konzentrieren, nehmen die Pläne der Regierungen zur Abschaffung des Bargelds weiter Fahrt auf.

Beispielsweise werden die digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) schneller eingeführt, als viele erwartet haben. Der digitale Yuan ist bereits verfügbar – er wurde in China im vergangenen Februar während der Olympischen Winterspiele eingeführt. Die Besucher der Olympischen Spiele mussten Mahlzeiten, Hotels, Transportmittel usw. mit QR-Codes auf ihren mobilen Endgeräten bezahlen, die mit digitalen Yuan-Konten verbunden waren.

Neun weitere Länder haben ebenfalls CBDCs eingeführt. Europa ist nicht weit davon entfernt und testet den digitalen Euro unter der Schirmherrschaft der Europäischen Zentralbank. Die USA hinken hinterher, holen aber schnell auf. Die US-Notenbank Fed forscht an einer möglichen CBDC in einer Forschungseinrichtung am MIT. Mittlerweile ist die Idee vom Forschungsstadium in die vorläufige Entwicklung übergegangen.

Der Fed-Vorsitzende Powell sagte: „Ein US-CBDC könnte […] möglicherweise dazu beitragen, die internationale Stellung des US-Dollars zu erhalten.“ Das hat jedoch wenig mit Technologie oder Geldpolitik zu tun, sondern viel mehr mit der Aufrechterhaltung der Weisungsbefugnisse hinsichtlich Kontosperrungen, Beschlagnahmung von Vermögen usw.

Keine Kryptowährung

Zunächst einmal sind CBDCs keine Kryptowährungen. CBDCs sind zwar ebenfalls digital, werden in einem (von einer Zentralbank oder einem Finanzministerium geführten) Hauptbuch erfasst und der Nachrichtenverkehr ist verschlüsselt. Doch damit endet die Ähnlichkeit mit Kryptowährungen.

Die CBDC-Ledger verwenden keine Blockchain und CBDCs entsprechen definitiv nicht dem dezentralisierten Emissionsmodell, das von der Kryptogemeinde gefeiert wird. CBDCs sind stark zentralisiert und werden von den Zentralbanken streng kontrolliert.

Das CBDC-Ledger kann in verschlüsselter Form von der Zentralbank selbst geführt werden, ohne dass Bankkonten oder Geldmarktfonds erforderlich sind. Zahlungen können mit einem iPhone oder einem anderen Gerät durchgeführt werden, ohne dass Kreditkarten oder teure Überweisungen erforderlich sind.

Wer braucht schon Bankkonten, Schecks, Kontoauszüge, Einzahlungsbelege und die anderen schwerfälligen Merkmale einer Bankbeziehung, wenn man mit der Fed völlig digital interagieren kann? CBDCs sind ein technologischer Fortschritt, aber sie ersetzen nicht die bestehenden Reservewährungen.

Keine neue Währung

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine CBDC keine neue Währung ist. Es ist lediglich ein neuer Zahlungsweg. Ein digitaler Dollar ist immer noch ein Dollar. Ein digitaler Euro ist immer noch ein Euro. Es ist nur so, dass die Währung nie in physischer Form existiert. Sie ist immer digital und der Besitz wird in einem von der Zentralbank geführten Hauptbuch erfasst. Man wird also ein Konto besitzen, das anzeigt, wie viele digitale Dollar man besitzt. Diese werden über eine App auf dem Smartphone oder einem Desktop-Computer übertragen.

Natürlich sind Dollar-Transaktionen in vielerlei Hinsicht bereits digital. Die meisten Menschen erhalten Geld per Überweisung, gehen mit Kreditkarten einkaufen und bezahlen Rechnungen online. Diese ganzen Transaktionen sind digital und verschlüsselt. Der Unterschied zu CBDCs besteht darin, dass man keine Banken, Kreditkartenunternehmen oder sogar PayPal braucht.

Auch hier kann alles über die Fed abgewickelt werden, mit einem einzigen Konto für Zahlung und Empfang. CBDCs könnten den gesamten Banken- und Kreditkartensektor weitgehend ablösen.

Willkommen im Jahr 1984

Der andere große Unterschied besteht darin, dass die Regierung damit die Kontrolle über Ihr Geld erhält und die Möglichkeit hat, Sie ständig zu überwachen. In einer Welt der CBDCs wird die Regierung über jeden Ihrer Einkäufe, jede Ihrer Transaktionen und sogar über Ihren physischen Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Kaufs informiert sein.

Von hier an ist es nur noch ein kurzer Schritt zu negativen Zinsen, Kontosperrungen, Steuereinziehungen und sogar strafrechtlichen Ermittlungen gegen Sie. Auch wenn sich das weit hergeholt anhört, ist es das nicht.

China nutzt sein CBDC bereits, um politischen Dissidenten Reisen und Bildungsmöglichkeiten zu verweigern. Kanada beschlagnahmte letzten Winter die Krypto- und Bankkonten von friedlichen Trucker-Demonstranten. Diese Art von „Social Credit Scores“ und politischer Unterdrückung wird sogar noch einfacher zu bewerkstelligen sein, wenn die CBDCs vollständig eingeführt sind.

Was hat dies mit dem zu tun, was manchmal als „Great Reset“ bezeichnet wird? Dies wäre die Bewegung in Richtung einer einzigen globalen Reservewährung.

CBDCs und der Great Reset

Die Ablösung des Dollars würde ein Treffen und eine Vereinbarung ähnlich der ursprünglichen Bretton-Woods-Vereinbarung von 1944 erfordern. Die Vereinbarung könnte viele Formen annehmen. Dennoch würde der Prozess dem entsprechen, was viele den Great Reset nennen.

Doch so schnell geht es in elitären Kreisen nicht. Selbst Bretton Woods brauchte mehr als zwei Jahre für die Ausarbeitung und weitere fünf Jahre für die Umsetzung, sogar unter dem Druck des Zweiten Weltkriegs. Der Übergang vom britischen Pfund zum US-Dollar als führende Reservewährung dauerte 30 Jahre, von 1914 bis 1944.

Es ist kompliziert, wie man so schön sagt. Dennoch gibt es einige große Veränderungen, die sich aus dem Great Reset ergeben könnten. Zum Beispiel wäre ein neues globales Währungssystem eine Gelegenheit, alle wichtigen Währungen abzuwerten, um den Sparern ihr Vermögen zu entziehen.

Alle Währungen können nicht gleichzeitig gegenüber allen anderen Währungen abwerten – das ist mathematisch unmöglich. Dennoch könnten alle Währungen gleichzeitig gegenüber Gold abgewertet werden. Dies könnte den Goldpreis leicht auf 5.000 Dollar pro Unze oder noch viel höher steigen lassen.

Der Überwachungsstaat auf Steroiden

Eine weitere Änderung besteht darin, dass es mit CBDCs viel einfacher ist negative Zinssätze, Beschlagnahmungen von Vermögen und Kontosperrungen für einige oder alle Kontoinhaber zu verhängen. Dies kann zu einfachen politischen Zwecken oder als Instrument des totalen Überwachungsstaates eingesetzt werden. Die Überwachung von unkorrektem Verhalten im Sinne der Kommunistischen Partei in China ist die eigentliche Triebfeder des digitalen Yuan, mehr noch als das Streben nach einer Reservewährungsrolle des Yuan.

All diese Verschiebungen sind aktuell im Gange. Die USA werden ihre eigene CBDC nicht über Nacht einführen, aber es wird früher oder später dazu kommen. Das Endspiel für CBDCs würde George Orwells dystopischem Roman „1948“ sehr ähneln. Es wäre eine Welt der Negativzinsen, der Zwangsbesteuerung, der staatlichen Konfiszierung, des Einfrierens von Konten und der ständigen Überwachung.

In der Welt der CBDCs können Sie sich vielleicht nicht so leicht wehren, aber es gibt eine nicht digitale, nicht hackbare, nicht zurückverfolgbare Form von Geld, die Sie immer noch verwenden können. Sie heißt Gold.