Lieber Börsianer,

der Start in die US-Berichtssaison ist mehr als nur gelungen. Vor allem die großen US-Finanzhäuser, wie Bank of America, Citigroup oder Blackrock verdienten im abgelaufenen Quartal gutes Geld. Im Schnitt übertrafen die Finanzdienstleister die Markterwartungen um rund 6 %. Das sorgt gegenwärtig einfach für eine positive Grundstimmung.  

Beachtenswert waren ferner die Geschäftszahlen des Pharma- und Konsumgüterherstellers Johnson & Johnson. Man steigerte den Gewinn pro Aktie nochmals leicht von 2,03 auf 2,1 US-Dollar. Das ist jetzt kein Wunderding, was dort vollbracht wurde. Das Unternehmen ist einfach solide und liefert verlässlich. Folglich kam die Aktie gestern angenehm voran.  

Heute werden unter anderem der Pharmakonzern Abbott Labs und der Aluminiumhersteller Alcoa. Die Quartalszahlen des letztgenannten Unternehmens galten früher als ganz wichtiger Konjunkturindikator. Bekanntlich ist Aluminium eines der wichtigsten Industrie- und Verpackungsmaterialien. Wenn es nachgefragt wird, kann es also um die Weltwirtschaft nicht schlecht bestellt sein. Heute Abend wissen wir hier Genaueres. 

Kleine Probleme in den Trendmärkten – Netflix und Zalando im Fokus

Das Gesamtbild ist leider nicht ganz perfekt. Verschiedene Wachstumsunternehmen lieferten nicht oder nur teilweise. Beispiel Netflix: Der Video-Streaming-Spezialist erfüllt zwar die Analystenschätzungen. Allerdings gab sich die Unternehmensführung beim Ausblick zurückhaltend. So rechnet man realistischerweise mit einer Abnahme beim Neukundenwachstum. Für das laufende Quartal plant man per saldo 8,9 Millionen Neukunden. Das entspräche einem Wachstum von 5,9 %.  

Ich erwarte, dass sich diese Wachstumszahl noch in diesem Jahr deutlich unter 4 % ermäßigen wird. Das entspräche dann ungefähr dem gegenwärtigen Marktwachstum. Netflix ist unterdessen auf dem Heimatmarkt an die Decke gestoßen. Der Marktanteil liegt dort bei über 43 %. Mehr ist offenbar nicht möglich. Hier erwartet die Unternehmensführung im aktuellen Quartal nur noch Neukunden in Höhe von 300.000.  

Die Netflix-Investoren werden in diesen Tagen nicht unbedingt mit positiven Nachrichten verwöhnt. Zuvor kündigte der Erzfeind Disney für November den Markteintritt mit einer eigenen Streaming-Plattform an. Die Nachricht kommt für Netflix zur Unzeit. Schließlich wollte man nun einmal ernten und von der Aufbauarbeit der vergangenen Jahre profitieren. Jetzt wird man stattdessen erst einmal in einen teuren Abwehrkampf mit Disney hineingezogen. Die Konsolidierung des (negativen) Cashflow wird Netflix also noch etwas verschieben.   

Die Technik deutet an, dass die Aktie in den nächsten Wochen erst einmal seitwärts tendieren wird. Hier hat sich in den vergangenen Wochen doch ein recht massiver oberer Widerstand aufgebaut, den ich im Chartbild rot eingezeichnet habe. Die Investoren werden zunächst abwarten, wie wuchtig der Markteintritt von Disney Ende des Jahres tatsächlich sein wird.  

Unterdessen hat der Online-Versender Zalando einen ersten Ausblick auf die bevorstehenden Quartalszahlen gegeben. Auf den ersten Blick wenig spektakulär! Das Unternehmen wird die Erwartungen des Marktes ungefähr erfüllen.  

Gleichwohl war man am Markt angetan, weil der Versender erstmals schwarze Zahlen schreiben wird. Damit verbunden ist natürlich die Hoffnung, dass das deutsche Unternehmen ab jetzt profitabel arbeiten wird. Eine schöne Perspektive! Gestern jagte die Aktie prozentual zweistellig durch die Decke. Meinen Glückwunsch an die Zalando-Aktionäre! Vor allem nach dem für die Zalando-Aktie schwachen Jahr 2018 haben Sie sich das verdient.