Lieber Börsianer, 

Mark Zuckerberg geht es derzeit nicht besonders gut, denn die US-Marktwächter mobilisieren massiv gegen sein Unternehmen Facebook. Es ist nun amtlich: Sowohl die mächtige Wettbewerbsbehörde FTC als auch das US-Justizministerium untersuchen die Übernahmepolitik des Zuckerberg-Konzerns.  

Facebook hat in den vergangenen Jahren rund 90 Unternehmen übernommen. Im Fokus der Behörden stehen dabei besonders die Übernahmen von Instagram (2012), Onavo Mobile (2013) und WhatsApp (2014). Die Frage, die sich die FTC und das Justizministerium stellen, ist einfach: Warum hat Facebook diese Unternehmen bzw. deren Internet-Anwendungen aufgekauft? 

Die offizielle Antwort von Facebook lautet sinngemäß so: Wir übernehmen kleine Unternehmen, damit diese unter dem Facebook-Dach ihr volles Potenzial entfalten können. Mit unseren finanziellen Mitteln sorgen wir dafür, dass diese Unternehmen erfolgreich wachsen können. Damit tragen wir in einer Zeit starken technischen Wandels dazu bei, dass der US-Standort auch künftig führend bleiben wird.  

Die Börsianer teilen bekanntlich diese Einschätzung. Die US-Marktwächter werden diese Frage allerdings möglicherweise anders beantworten. Nämlich so: Das Unternehmen Facebook ist an den übernommenen Unternehmen oftmals überhaupt nicht interessiert. Folglich werden diese Unternehmen und ihre Anwendungen technologisch auch kaum weiterentwickelt. Nicht wenige der übernommenen Unternehmen  – etwa Onavo Mobile – werden nur aufgekauft, um sie dann anschließend nach einer kleinen Schamfrist komplett abzuwickeln 

Damit dienen die Übernahmen vor allem dem Ziel, unerwünschte Konkurrenz im Markt für Social Media frühzeitig zu ersticken. So entwickelte Facebook jahrelang ganz bewusst keine Werbestrategie für Whatsapp und Instagram, um die Marktposition der eigenen Flaggschiff-Plattform Facebook nicht zu gefährden. Ein interner Wettbewerb um Werbekunden ist nicht erwünscht, um die Preise für Online-Werbung hochzuhalten.  

EU-Wettbewerbskommissarin Vestager ermittelt ebenfalls  

Nun, noch befinden sich die Untersuchungen (review) in einem sehr frühen Stadium. Offensichtlich ist allerdings jetzt schon, dass es den Marktwächtern diesmal sehr ernst ist.  

Nur zur Erinnerung: Bereits 2012 hatte die FTC bei der Instagram-Übernahme große Bedenken. Freilich war man damals in der Behörde der Meinung, dass man gegen Facebook allein auf weiter Flur steht und vor Gericht unterliegen würde. Genau deshalb hat man sich diesmal mit dem US-Justizministerium verbündet, um im Kampf gegen Facebook mehr Feuerkraft aufbieten zu können.  

Aber auch in Europa hat der US-Internetriese keine Freunde mehr. Vor allem die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gilt als harte Kritikerin der Internet-Unternehmen aus dem Silicon Valley. Google und Microsoft haben schon die Bekanntschaft der humorlosen Dänin gemacht. Unterdessen haben Frankreich und Österreich eine eigene Digitalsteuer eingeführt, die im Wesentlichen Unternehmen wie Amazon und Facebook treffen soll.  

Was passiert jetzt mit Facebook? Zum heutigen Stand sind seriöse Prognosen über Facebooks Zukunft noch nicht möglich. Üblicherweise nehmen diese Kartellverfahren, die ja im Extremfall in die Eigentumsrechte von Unternehmen und deren Investoren eingreifen, Jahre in Anspruch.  

Dennoch steht fest: Die laufenden Untersuchungen werden sich ungünstig auf die Gewinnperspektive des Unternehmens auswirken. Denn nun muss Mark Zuckerberg zunächst viele 100 Millionen US-Dollar in eine wirksame Abwehrstrategie investieren. Klugerweise wird sich Facebook in den kommenden Monaten erst einmal ducken und auf weitere Übernahmen verzichten. Jetzt gilt erst einmal: Nur keine weitere Angriffsfläche bieten. Zu Deutsch: Facebook ist als Unternehmen nicht mehr frei für neues Wachstum oder neue Geschäftsmodelle.