Lieber Börsianer, 

gestern hatte sich unsere ultra-intelligente Versandsoftware verselbstständigt und Sie mit dem Satz begrüßt: now that you´ve selected a template … Nun, Künstliche Intelligenz ist derweil so weit gediehen, dass die Software gelegentlich quasi menschlich eigene Fehler produziert. Aber Scherz beiseite! Bitte entschuldigen Sie den kleinen Fehler unseres künstlich intelligenten „Kollegen“.  

Zum Thema: Seit dem fulminanten Börsengang des US-Unternehmens Beyond Meat ist Food Tech in aller Munde. Die Lebensmittel-Branche steht vor einer grundlegenden Umwälzung. Und immer wenn etwas bahnbrechend Neues entsteht, ist Amazon erfahrungsgemäß nicht weit. So auch diesmal.     

Der Online-Riese steigt gegenwärtig massiv in die Lebensmittel-Branche ein. Zunächst startete man noch relativ konventionell und übernahm die US-Supermarktkette Whole Foods Market. Whole Foods ist quasi die Plattform, von der Amazon nun durchstarten wird, um in diesen milliardenschweren Markt einzudringen. In einem zweiten Schritt entwickelte man das revolutionäre Go-Konzept. Die Go-Filialen funktionieren völlig barrierefrei, also ohne Kassen und lästige Warteschlangen. Beim Betreten einer Go-Filiale registriert sich der Kunde via Smartphone für den Einkauf. Anschließend registriert ein digitalisierter Einkaufswagen die Produkte des Kunden und rechnet diese beim Verlassen der Filiale automatisch ab.  

Daneben entwickelt das Unternehmen einen kleinen sechsrädrigen selbstfahrenden Lieferroboter namens Scout. Scout liefert zuvor bestellte Lebensmittel – im Bedarfsfall selbstverständlich gekühlt – an den Besteller aus. Zunächst wurde der kleine Roboter für den nicht-öffentlichen Raum konzipiert. Also Scout wird seine Runden drehen z.B. auf großen Arealen von Unternehmen oder Behörden. So spart sich der Arbeitnehmer den Gang in die Kantine und wird direkt von Scout an seinem Arbeitsplatz versorgt.   

 

Amazon hat den Einkauf neu erfunden 

Der Online-Riese folgt bei all seinen Aktivitäten einer letztlich sehr einfachen Geschäftsidee: Der Einkauf soll maximal komfortabel sein. Er soll schnell und spontan ohne jede Barriere und Störung abgewickelt werden. Anders gesprochen: Der Kunde wählt nur das Produkt aus. Die anderen Vorgänge wie Bezahlung und Auslieferung werden anschließend voll automatisiert von der Amazon-Struktur abgewickelt.  

Außerdem hat man den Bestellvorgang in den vergangenen Jahren neu gestaltet. Hier gilt: Eine Bestellung erfolgt jederzeit, an jedem Ort und von jedem denkbaren Endgerät wie Smartphone, Laptop oder Alexa-Sprachassistent. Ein perfektes in sich geschlossenes System.  

Das Unternehmen arbeitet praktisch seit seiner Gründung nach diesem einfachen Prinzip. Dabei wendet Amazon nun all seine Erfahrungen als weltgrößtes E-Commerce-Unternehmen nun auf die Lebensmittel-Branche an. Damit ist Amazon neben Beyond Meat der wichtigste Player im Markt Food Tech.    

Dem US-Unternehmen ist es damit gelungen, eine zuvor wenig dynamische Branche mit notorisch niedrigen Margen und hohem Konkurrenzdruck neu zu beleben. Dabei sieht man nicht nur das Produkt selbst, wie es jahrzehntelange deutsche Discounter gehandhabt haben, sondern man begreift bei Amazon den Einkauf als einen Vorgang, der für den Kunden optimal gestaltet wird.  

Ich bewundere dieses Unternehmen. Wie oft habe ich schon das Ende des Innovationszyklus bei Amazon gesehen, und dann eröffnet sich das Unternehmen schon wieder eine neue Branche und krempelt diese völlig um. Amazon setzt einfach die Marktgesetze außer Kraft.