Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

am kommenden Sonntag schreitet Frankreich erneut zu den Urnen. Auf dem Wahlzettel stehen nach dem ersten Wahlgang nur noch Amtsinhaber Emmanuel Macron und die Herausforderin Marine Le Pen. Nun der erst genannte liegt in den Meinungsumfragen derzeit weit vorne. Dennoch sind die Chancen auf einen Wahlsieg der Madame Le Pen so gut wie noch nie zuvor. Berücksichtigt man die statistische Fehlertoleranz von rund 3 %, ist der Vorsprung des Amtsinhabers nicht mehr so erheblich.

Außerdem gilt es, eine gewisse spécialité francaise zu berücksichtigen. Aus unerfindlichen Gründen wählen Franzosen nicht unbedingt den Kandidat, den sie in den Vorwahlbefragungen den Demoskopen nennen. Anders formuliert: Meinungsumfragen funktionieren in Frankreich nur selten.

Werfen wir also sicherheitshalber einen Börsianerblick in das Wahlprogramm der Madame! Sie verfügt nicht über ein geschlossenes Wirtschaftsprogramm, sondern fügt recht originell Versatzstücke von links bis liberal zusammen.

Wenn Sie in den Élysée einziehen wird, dürfen sich viele Franzosen über Steuererleichterungen freuen. So soll die Mehrwertsteuer auf Energie oder Treibstoffe spürbar gesenkt werden. Außerdem soll es Einmalzuwendungen für Auszubildende und deren Unternehmen geben. Die Gewinne junger Unternehmen (Startup) sollen in den ersten Jahren zunächst steuerfrei bleiben.

Generell zielt das Wahlprogramm auf eine Stärkung der Kaufkraft des Verbrauchers ab. Das ist ein ganz typisches französisches Wahlkampfthema, das seit Jahren immer wieder gespielt wird. Daran ist im Detail auch nichts auszusetzen.

Aber: Das Wahlprogramm der Madame Le Pen ist nicht ganz billig. Sie selbst spricht in diesem Zusammenhang von Investitionen bzw. Entlastungen in Höhe von 68,3 Milliarden Euro. Dieses Geld hat Frankreich allerdings nicht. So wird man also den Rentenmarkt anzapfen und nochmals richtig Schulden machen.

Ein kleiner Einwurf: Europa wird nicht an den Schulden der Griechen oder Portugiesen untergehen, wie wir seit 2010 wissen. Wenn allerdings die Kernländer wie Deutschland, Frankreich oder Italien in die Schuldenfalle laufen, dann wird es heikel.

Sehr dezidierte Vorstellungen hat Le Pen auch von Europa bzw. dem Rückbau der EU. Der Austritt aus der EU oder die Rückabwicklung steht zwar nicht mehr ausdrücklich im Programm der französischen Nationalisten. Ihre Maßnahmen wie Einschränkung des freien Güterverkehrs oder der Freizügigkeit für Arbeitnehmer laufen allerdings auf eine Verstümmelung der EU hinaus.

Vor allem wir in Deutschland wissen, wem wir am kommenden Sonntag die Daumen drücken müssen. Madame Le Pen ist nicht unbedingt als große Deutschland-Liebhaberin bekannt. Geopolitisch sieht sie ihr Land künftig eher an der Seite Moskaus.

Es bedarf keiner besonderer Erwähnung, dass ein Wahlsieg der Nationalisten in Frankreich vor allem den europäischen Aktienmarkt und seine Gemeinschaftswährung schwer aufrühren kann. Ich gehe schon davon aus, dass die Franzosen am Ende des Sonntags mehrheitlich gemäßigt wählen werden. Trotzdem werde ich vor dem Wochenende keine europäische Aktie anfassen. Für uns gilt also zunächst abwarten und den Orderfinger still halten, solange wir den Wahlausgang noch nicht kennen.

Hand aufs Herz! Trauen Sie Europa noch oder fürchten Sie eine Schuldenkrise 2.0? Wie stehen Sie zum Ukraine-Krieg? Rechnen auch Sie mit einem anhaltenden Krieg mitten in Europa? Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten, müssen Sie sich einmal mit dem Börsendienst Trend Selektion Schweiz befassen. Hier arbeitet ein Analyst aus Sankt Gallen mit einigen harten Franken-Aktien. Dieser Schwerpunkt ist im gegenwärtigen politischen Umfeld sicherlich nicht ganz blöd.

Hier holen Sie sich weitere Informationen zu meinem Kollegen Rolf Beerli und lernen seine Arbeit im Rahmen des Trend Selektion Schweiz-Börsendienstes kennen.