Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

ich bin wirklich überrascht. Seit Mitte Juni sind die Marktzinsen doch wieder spürbar zurückgelaufen. Zum Beleg einige wichtige Zinssätze der Welt- bzw. europäischen Wirtschaft. In den USA ging der Zins für die zehnjährige Staatsanleihe von 3,5 auf 2,6 % zurück. Die deutsche Umlaufrendite – Pendant zum zehnjährigen US-Zins – sackte von 1,6 auf 0,7 % ab. Italien könnte sich heute am Rentenmarkt für 10 Jahre wieder zu unter 3 % finanzieren. Phasenweise musste das Finanzministerium in Rom rund 3,6 % auf den Tisch legen. Gerade italienische Zinsraten sind für uns als Euro-Anleger momentan durchaus von Belang. Sie werden uns nämlich verraten, ob eventuell eine zweite Euro-Krise auf der Agenda steht.

Das ist kurzfristig allerdings nicht mein Thema. Was sagt uns die jüngste Entwicklung der Marktzinsen? Der Marktzins ist momentan der zentrale Taktgeber für den Aktienmarkt. So rückten zuletzt die Aktien spürbar vor, als die Zinsen eben gefallen sind. Dann nehmen wir plötzlich sogar eher mittelprächtiges Zahlenwerk aus der Berichtsaison mit großer Toleranz zur Kenntnis. Steigt der Zins hingegen, finden wir in selbst in starken Quartalsberichten der Unternehmen das Haar in der Suppe.

Die andere Erkenntnis: Am Markt spielt man die aufkommende Rezession. In der Tat schrumpft etwa das Bruttoinlandsprodukt der USA bereits im zweiten Quartal in Folge. Noch nicht zum Vorjahr, aber zum direkten Vorquartal. Die Rezession wird natürlich für uns als Börsianer neue Probleme und Risiken schaffen.

Auf der anderen Seite wird sie allerdings auch diverse Probleme lösen, wie beispielsweise die übergekochte Nachfrage oder die Lieferprobleme vieler Unternehmen. Kurzum: Normalerweise tötet eine Rezession immer die Inflation, zumindest in effizienten westlichen Märkten. Mit anderen Worten: Die aufkommende Rezession wird den straffen Zinserhöhungspfad der Notenbanken möglicherweise spürbar abkürzen. Ich will an dieser Stelle noch nicht einer Zinsphantasie – also Zinssenkungen – das Wort reden. Aber die Hoffnung auf eine Zinspause lebt. Und damit lebt auch die Hoffnung auf eine spürbare Erholung des Aktienmarktes.

Mein Fazit: Die kleinen Jubelstürme, die die Börsianer in der Vorwoche veranstaltet haben, halte ich für leicht übertrieben. Aber ich sehe starke Anzeichen, dass die Geldpolitik der Notenbanken greifen wird. Wir werden wahrscheinlich keine jahrelange Phase der Inflation, sondern lediglich eine fokussierte Phase der Geldentwertung sehen, die wir wahrscheinlich schon zur Hälfte hinter uns gebracht haben.

Es wird also Zeit, dass wir wieder unserem Job nachgehen und unseren Käuferstreik am Aktienmarkt beenden. Dabei gehen wir mit Augenmaß vor und kalkulieren schon noch die eine oder andere böse Börsenwoche ein, zumal die traditionell schwachen Börsenmonate August und September noch vor uns liegen.

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