Lieber Börsianer, 

besonders guter Dinge sind wir als Börsianer zurzeit sicherlich nicht. Der schwelende Handelskonflikt zwischen China und den USA entwickelt sich zunehmend zum Wirtschaftskrieg. Zwar wird man im September nochmals auf hochrangiger Ebene verhandeln. Die Positionen der beiden Supermächte sind allerdings verhärtet. Vor allem Donald Trump fühlt sich offenbar im beginnenden US-Wahlkampf bemüßigt, den harten Verhandler zu machen, um damit die eigene Wählerklientel zu bedienen.  

Unterdessen naht für Großbritannien der Tag der Entscheidung. Stand heute wird das Land am 31. Oktober ohne weitere Verhandlungen die EU verlassen. Das wäre dann ein harter Brexit.  

Dieses Umfeld ist natürlich für Export-Unternehmen, wie wir sie besonders im DAX und MDAX finden, wenig günstig. Außerdem konzentrieren sich die Angriffe des Donald Trump gerne auf Unternehmen aus klassischen Industriebranchen wie etwa Auto oder Chemie. Bekanntlich Branchen, die recht stark im DAX oder MDAX gewichtet sind.  

Gleichwohl müssen Sie nicht Depressionen verfallen, selbst wenn sich das geopolitische Umfeld auch in den kommenden Wochen erst einmal nicht aufklärt. Stattdessen müssen Sie Ihr Depot neu justieren und auf Unternehmen setzen, die vom Handelskrieg bzw. Brexit nicht unmittelbar betroffen sein werden. Aus dem hohlen Bauch heraus: Ich schätze, dass über 50 % der Unternehmen des internationalen Kurszettels vom Handelskrieg unmittelbar überhaupt nicht betroffen sind.  

Selbst im DAX finden Sie solche Unternehmen. Beispiel Deutsche Telekom: Das Unternehmen erwirtschaftet zwar 50 % seines Umsatzes in den USA und gilt damit als Exportwert. Allerdings verdient man sein Geld mit einer eigenen US-Tochter und schafft jenseits des Atlantiks Arbeitsplätze. Die Deutsche Telekom wird also Donald Trump sicherlich nicht aufs Korn nehmen, selbst wenn er sich nächstens nochmal mit dem deutschen Export in die USA befassen wird.  

Interessant sind derzeit zudem Nebenwerte, die vorwiegend im nationalen oder europäischen Rahmen agieren. Hier fällt mir spontan etwa die norddeutsche Helma Eigenheimbau an. Dass Unternehmen baut Häuser und Wohnanlagen in Deutschland und interessiert sich herzlich wenig für die politische Situation in Washington, London oder Peking.  

Noch eine Idee für Sie: Schauen Sie sich doch einmal den alternativen Stromproduzenten Encavis an. Auch hier werden Sie keinerlei Bezug zum internationalen Exportmarkt finden. Folglich zieht die Aktie auch ganz entspannt jenseits des DAX nach oben.     

Das ist unerwartet: Internet-Giganten nicht wirklich vom Handelskrieg betroffen 

Das ist ein erstaunlicher Befund: Aber tatsächlich stehen die Internet-Giganten aus China und den USA nicht unbedingt im Zentrum des Handelskriegs. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Facebook,  Alphabet oder etwa Amazon sind gar nicht oder kaum wahrnehmbar in China aktiv. Umgekehrt wiederum sind Alibaba, Baidu oder Tencent nicht in den USA aktiv. In der Vergangenheit haben das viele Investoren bedauert. Jetzt ist es für die genannten Unternehmen ein echter Pluspunkt.  

Seriöserweise muss ich in diesem Zusammenhang allerdings erwähnen, dass in den USA gegen Facebook, Alphabet und Amazon momentan Kartellverfahren anrollen. Diese Entwicklung müssen wir als Investor im Blick haben. Dennoch: Mit dem Handelskrieg haben diese Unternehmen herzlich wenig zu tun.  

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