Liebe Börsianer,

diese Situation kennen Sie sicherlich. Ein willkürliches Beispiel: In Ihrer Tageszeitung lesen Sie: Daimler meldet Absatzrekord aus China. Außerdem steht da noch geschrieben: Neuer E-Daimler verkauft sich in den USA wie geschnitten Brot. Als Daimler-Aktionär öffnen Sie voller Vorfreude auf ein sattes Kursplus Ihr Depot, und siehe da welche Überraschung! Der blöde Autotitel verliert zur Stunde über 2 %. Da fällt man doch vom Glauben ab.

Noch ein Beispiel: Der Rohrkrepierer Lufthansa, den hat Ihr Nachbar im Depot, meldet für das zweite Halbjahr 2020 einen massiven Umsatzrückgang in Höhe von 71 %. Trotzdem hebt die Kranich-Aktie ab und schiebt sich an diesem Tag an die Spitze des DAX. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu an der Börse, oder?

Vor allem Neubörsianer staunen oftmals, wenn der Aktienkurs vermeintlich nicht mit der realen Nachrichtenlage zusammenpasst. Was passiert hier? Warum verliert Daimler nach guten Nachrichten, während die Lufthansa-Aktie nach desaströsen Umsatzzahlen steigt?

Bei Daimler hatten die Börsianer die guten China-Zahlen schon vorher gerochen. Denn zwei Wochen zuvor hatte der bayerische Konkurrent BMW bereits bestes Zahlenwerk aus Asien vorgelegt. Und Börsianer sind nicht dumm, sondern kombinieren. Von den guten BMW-Zahlen konnte man also darauf schließen, dass Daimler im Reich der Mitte ebenfalls gut verdient haben würde. Die Investoren haben also die Daimler-Zahlen antizipiert und bereits vor der eigentlichen Veröffentlichung eingepreist. Als die Zahlen dann in den Medien besprochen wurden, waren sie bereits kalter Kaffee und wirkten sich auf den Kurs nicht mehr aus.

Hier gilt: Weltweit agieren mit Ihnen Millionen von Profi- und Privatanlegern am Aktienmarkt. Und jeder von uns will der schnellste sein. Der ambitionierte Börsianer ist immer bemüht, Entwicklungen vorherzusehen, bevor sie in allen Medien breitgetreten werden.

Das Beispiel Lufthansa zeigt, dass unsere Vorhersagen nicht immer funktionieren. Hier hatte der Markt im Durchschnitt nämlich mit einem Umsatzrückgang von über 80 % gerechnet. Tatsächlich ist der Umsatz allerdings „nur“ um 71 % gesunken.

Für sich genommen ist diese Zahl selbstverständlich grottenschlecht. Nimmt man allerdings den Kontext und berücksichtigt die Markterwartung, hat das Unternehmen positiv überrascht. Folglich ist die Aktie völlig logisch gestiegen.

Sie sehen also, die isolierte Nachricht ist für uns als Börsianer nicht unbedingt wertvoll. Wir müssen immer auch die eingepreisten Erwartungen kennen und natürlich auch – siehe Daimler – das Zahlenwerk der wesentlichen Konkurrenten im Blick haben. Nur wer diesen Rundum-Blick hat, versteht wie die Börse tickt und wird als Börsianer erfolgreich investieren.

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