Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

viele Manager großer börsennotierter Unternehmen bekommen ein hohes Gehalt. Top-Manager verdienen häufig mehrere Millionen Euro pro Jahr. Und das Geld will angelegt werden. Manchmal stecken diese sog. Insider ihr Geld ins eigene Unternehmen.

Kurze Erläuterung: In einigen Börsenpublikationen wird der Begriff des Insiders recht locker verwendet. Im rechtlichen Sinne ist ein Insider ein Top-Manager, der aufgrund seiner Position im Unternehmen (wahrscheinlich) einen tiefen Einblick in die Geschäftsentwicklung hat.

Die Betrachtung von Insiderkäufen sind ein wenig genutztes, aber wirkungsvolles Mittel zur Beurteilung der Aktienbewertung. Das Management eines Unternehmens ist in der Regel bestens informiert und kann die künftige Geschäftsentwicklung am besten vorhersehen. Deshalb ist es hilfreich, die Käufe und Verkäufe des Top-Managements sowie des Aufsichtsrates im Auge zu behalten.

Das Gute ist: Die Transaktionen der Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte müssen veröffentlicht werden. So schreiben es die Transparenzgesetze vor. Wir Anleger sind also mit kleiner zeitlicher Verzögerung informiert, wie zuversichtlich die Unternehmenslenker gerade sind. Dabei sind große Kauforders besonders positiv zu werten. Steckt ein Manager viel Geld in die eigene Firma – idealerweise einen substantiellen Anteil seines Jahresgehalts – dann stehen die Chancen auf eine gute Geschäftsentwicklung und positive Überraschungen sehr gut.

Zudem beflügelt ein starkes Engagement des Managements den natürlichen Antrieb zu einer aktionärsfreundlichen Geschäftspolitik. Denn umso stärker die Top-Manager selbst als Aktionäre im Unternehmen engagiert sind, umso mehr profitieren Sie selbst von Gewinnsteigerungen, Dividendenerhöhungen und einer positiven Kursentwicklung. Die Interessen von Aktionären und Geschäftsführern stimmen überein.

Normalerweise ist das eine besondere Stärke von Familienunternehmen. Doch wenn das Top-Management selbst mit einem großen Teil des eigenen Vermögens in einer Aktiengesellschaft engagiert ist, dann ist die automatische Steuerungswirkung zu einer langfristigeren Denkweise fast ebenso stark wie im Familienbetrieb.

Doch die Top-Manager kaufen nicht nur Aktien, sie verkaufen auch wieder. Diese Verkäufe müssen ebenfalls veröffentlicht werden. Auch die Verkäufe können Sie bei Ihrer Anlageentscheidung beachten. Kritisch wird es insbesondere dann, wenn mehrere Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrates innerhalb kurzer Zeit Anteile verkaufen. Dann liegt möglicherweise etwas im Argen.

Ein einzelner Verkauf ist allerdings noch kein Grund zur Sorge, auch wenn es sich um beträchtliche Summen handeln sollte. Manager bekommen häufig einen Teil ihrer Vergütung in Aktienoptionen ausgezahlt. Um diesen Teil der Vergütung zu versilbern, müssen früher oder später Aktien verkauft werden.

Auch ein starker Kursanstieg kann einen Insider zum Verkaufen animieren, selbst wenn er die Aussichten der Firma weiterhin als äußerst positiv einschätzt. Denn wenn bereits ein Großteil des Vermögens der betreffenden Person in einer einzigen Aktie angelegt ist, steigt der Wunsch zur Diversifikation.

Manchmal gibt es auch ganz banale Gründe für einen Aktienverkauf. So will der Manager vielleicht ein neues Haus auf Mallorca kaufen oder seiner Frau oder den Kindern ein größeres Geburtstagsgeschenk machen. Auch eine Steuernachzahlung könnte der Grund für einen Verkauf sein. Diese Verkäufe sind unbedenklich, da sie nicht aus Angst um die Zukunft der Firma getätigt werden, sondern einfach nur um Bargeld freizusetzen.

Insiderverkäufe sind also kein so starkes Signal wie Insiderkäufe. Ich wiederhole mich: Hellhörig sollten Sie immer dann werden, wenn mehrere Manager innerhalb kurzer Zeit verkaufen oder wenn sich das Top-Management unverhohlen nach neuen Arbeitgebern umschaut. Dann ist es auch für Sie höchste Zeit zu handeln.