Die Ukraine verliert den Krieg

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die Propagandakampagne im Namen der Ukraine ist bemerkenswert. Man könnte meinen, die USA selbst befänden sich im Krieg mit Russland. In den Medien wird nur darüber berichtet, wie viele russische Soldaten getötet und wie viel russische Ausrüstung zerstört wurde. Überall sind Videos zu sehen, in denen russische Panzer zerstört werden.

Man hört nie etwas über ukrainische militärische Opfer und sieht auch keine Videos, in denen ukrainische Panzer und andere militärische Ausrüstung zerstört werden. Aber seien Sie versichert, dass die Ukraine in ihrem Krieg mit Russland schwere Verluste erlitten hat.

Unterdessen macht Russland in der Ostukraine stetige Fortschritte. Russland hat Lyman (ein wichtiges Logistikzentrum) eingenommen und kesselt die ukrainische Armee in der Stadt Sjewerodonezk ein.

Die Mainstream-Medien können die Fakten nicht mehr ignorieren

Sogar die Washington Post gibt die russischen Erfolge zu:

„Die Stadt Sjewerodonezk in der Nähe von Lyssytschansk ist auf drei Seiten von russischen Truppen umzingelt. Am Wochenende zerstörten sie eine von drei Brücken in die Stadt und beschießen die beiden anderen kontinuierlich. Die ukrainischen Truppen in Sjewerodonezk kämpfen, um die Russen daran zu hindern, die Stadt vollständig einzukesseln. […]

Die Russen können nach Norden in Richtung Lyssytschansk vorrücken und Sjewerodonezk vollständig einkesseln. Das würde es ihnen auch ermöglichen, größere Städte in der Region anzugreifen.“

Inzwischen gibt Bloomberg zu, dass „russische Truppen fast die gesamte ostukrainische Region Luhansk kontrollieren“. Ein Kommandeur einer ukrainischen Einheit in diesem Gebiet räumt ein, dass die Wahrheit aus Propagandazwecken vertuscht wird:

„Die Verluste werden hier weitgehend geheim gehalten, um die Moral der Truppen und der Öffentlichkeit zu schützen. Im ukrainischen Fernsehen sehen wir, dass es keine Verluste gibt. Das ist nicht die Wahrheit.“

Ich berichte nicht darüber, weil ich prorussisch bin. Das bin ich nicht. Ich bin nur an der Wahrheit interessiert, und die Medien haben nicht die Wahrheit wiedergegeben.

Sanktionen

Neben dem Angriffskrieg gibt es auch einen finanziellen Krieg gegen Russland. Zu den Sanktionen gehörten die Beschlagnahme des Vermögens russischer Oligarchen, der Ausschluss russischer Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT und das Einfrieren des Vermögens der russischen Zentralbank.

Die Sanktionen untersagten auch neue Investitionen in Russland, verboten die Ausfuhr von Halbleitern und Hightech-Geräten nach Russland, untersagten russischen Verkehrsflugzeugen die Landung in den Vereinigten Staaten (mit Ausnahme von Notlandungen) und blockierten die Ausfuhr von russischem Öl in die USA.

Die EU, das Vereinigte Königreich, Kanada, Japan und andere Verbündete führten ähnliche Sanktionen ein. Russland schlug zurück, indem es die Ausfuhr von strategischen Metallen und anderen wichtigen Rohstoffen an seine Gegner verbot und seine Erdgasausfuhren nach Polen und Finnland selektiv einstellte.

Was hat das bewirkt?

Die USA verlieren den Finanzkrieg

Es läuft nicht so gut für die USA und ihre Verbündeten. Oligarchenvermögen wie Yachten und Stadthäuser wurden beschlagnahmt, aber das ist genau das, was Putin will. Putins Unterstützung kommt vom Militär, den Geheimdiensten, der orthodoxen Kirche und den einfachen Russen. Putin betrachtet die Oligarchen als potenzielle Bedrohung und ist daher froh, wenn die USA sie finanziell zerstören.

Der russische Rubel ist derzeit stärker als vor Kriegsbeginn. Ende Februar lag der Wechselkurs bei 80 Rubel zu 1 US-Dollar, heute liegt er bei etwa 70 Rubel zu 1 US-Dollar, was einem Anstieg von 13 % entspricht. Die russische Zentralbank (CBR) senkt sogar die Zinssätze zur gleichen Zeit, in der die US-Notenbank die Zinsen erhöht. Die CBR deutet obendrein an, dass sie die Zinsen in naher Zukunft als Reaktion auf den erstarkenden Rubel weiter senken könnte.

Am wichtigsten ist, dass der russische Handelsüberschuss im Zeitraum Januar bis April 2022 auf 96 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, was mehr als das Dreifache des Überschusses im gleichen Zeitraum 2021 darstellt. China, Indien und andere Länder stehen Schlange, um russische Energieexporte zu kaufen, falls die Europäer beschließen, nicht mehr zu kaufen.

Es ist nicht klar, wie Europa das daraus resultierende Energiedefizit ausgleichen kann (wahrscheinlich nicht in weniger als drei Jahren), aber sie werden in jedem Fall höhere Preise zahlen müssen.

Trotz des ganzen Geredes über Sanktionen in den Medien fließen immer noch Öl und Erdgas von Russland nach Europa, und Russland wird immer noch in US-Dollar oder Euro bezahlt. Diese Zahlungen werden auf ein spezielles Konto bei der russischen Gazprombank überwiesen und können von den USA nicht beschlagnahmt werden (allerdings ist Russland in seinen Möglichkeiten, mit den Geldern zu handeln, eingeschränkt).

Putin ist der größte Profiteur

Die Beamten in den USA und der EU, die diese Sanktionen verhängen, scheinen nicht zu verstehen, dass Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas auf den Weltmärkten gehandelt werden.

Wenn Europa die Energie ersetzen kann, muss es den Weltmarktpreis zahlen, auch wenn Putin denselben Weltmarktpreis von Indien oder anderen Ländern erhält. So funktionieren die Rohstoffmärkte. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der Preis für alle, einschließlich der Autofahrer und Hausbesitzer in den USA, wegen der Boykotte und Sanktionen höher sein wird.

Der größte Gewinner ist Putin, denn er ist ein Nettoverkäufer, kein Käufer. Die gleiche Dynamik wird sich bei strategischen Metallen wie Aluminium, Titan, Palladium und Platin, bei Edelmetallen wie Gold und Silber und auf den Rohstoffmärkten für Weizen, Gerste und Mais abspielen. Die Sanktionen der USA und der EU führen zu Störungen auf den Weltmärkten und verursachen bei den russischen Bürgern einige Kosten. Der große Gewinner ist jedoch Russland selbst.

Es stimmt zwar, dass Russland einen leichten Rückgang des BIP und eine leichte Inflation zu verzeichnen hat, aber die USA haben weit mehr gelitten. Die Preise für Energie, Lebensmittel und Wohnungen in den USA steigen zum Teil wegen der Unterbrechungen der Lieferketten, die durch den von den USA angezettelten Finanzkrieg verursacht wurden.

Hüten Sie sich vor den Kriegstreibern

Es ist ein weiterer Fall, in dem die USA nicht in der Lage sind, auch nur zwei Schritte vorauszudenken, wenn sie sich in Sanktionen stürzen. Die USA haben erklärt, dass die Sanktionen erst dann aufgehoben werden, wenn die letzten russischen Truppen die Ukraine verlassen haben. Die Russen werden die Ukraine aber nicht mehr verlassen. Machen Sie sich also auf noch mehr finanziellen Schmerz gefasst, denn der Krieg zieht sich hin und die Kosten türmen sich.

In der Zwischenzeit können wir nur hoffen, dass die Kriegstreiber in den Medien und in beiden politischen Parteien uns nicht in einen Bodenkrieg in der Ukraine hineinziehen. Leider tendiert ihre Rhetorik immer mehr zu einem Regimewechsel in Russland, was Putin nur in die Enge treiben wird. Ein in die Enge getriebener Autokrat ist wie ein in die Enge getriebenes Tier: extrem gefährlich. Man weiß nie, wann oder wie er ausschlagen könnte.

 

Willkommen im Jahr 1984

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

in letzter Zeit habe ich öfter über die Abschaffung des Bargelds berichtet, und zwar aus gutem Grund. Während sich alle auf den Krieg in der Ukraine, die Inflation und den Obersten Gerichtshof in den USA konzentrieren, nehmen die Pläne der Regierungen zur Abschaffung des Bargelds weiter Fahrt auf.

Beispielsweise werden die digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) schneller eingeführt, als viele erwartet haben. Der digitale Yuan ist bereits verfügbar – er wurde in China im vergangenen Februar während der Olympischen Winterspiele eingeführt. Die Besucher der Olympischen Spiele mussten Mahlzeiten, Hotels, Transportmittel usw. mit QR-Codes auf ihren mobilen Endgeräten bezahlen, die mit digitalen Yuan-Konten verbunden waren.

Neun weitere Länder haben ebenfalls CBDCs eingeführt. Europa ist nicht weit davon entfernt und testet den digitalen Euro unter der Schirmherrschaft der Europäischen Zentralbank. Die USA hinken hinterher, holen aber schnell auf. Die US-Notenbank Fed forscht an einer möglichen CBDC in einer Forschungseinrichtung am MIT. Mittlerweile ist die Idee vom Forschungsstadium in die vorläufige Entwicklung übergegangen.

Der Fed-Vorsitzende Powell sagte: „Ein US-CBDC könnte […] möglicherweise dazu beitragen, die internationale Stellung des US-Dollars zu erhalten.“ Das hat jedoch wenig mit Technologie oder Geldpolitik zu tun, sondern viel mehr mit der Aufrechterhaltung der Weisungsbefugnisse hinsichtlich Kontosperrungen, Beschlagnahmung von Vermögen usw.

Keine Kryptowährung

Zunächst einmal sind CBDCs keine Kryptowährungen. CBDCs sind zwar ebenfalls digital, werden in einem (von einer Zentralbank oder einem Finanzministerium geführten) Hauptbuch erfasst und der Nachrichtenverkehr ist verschlüsselt. Doch damit endet die Ähnlichkeit mit Kryptowährungen.

Die CBDC-Ledger verwenden keine Blockchain und CBDCs entsprechen definitiv nicht dem dezentralisierten Emissionsmodell, das von der Kryptogemeinde gefeiert wird. CBDCs sind stark zentralisiert und werden von den Zentralbanken streng kontrolliert.

Das CBDC-Ledger kann in verschlüsselter Form von der Zentralbank selbst geführt werden, ohne dass Bankkonten oder Geldmarktfonds erforderlich sind. Zahlungen können mit einem iPhone oder einem anderen Gerät durchgeführt werden, ohne dass Kreditkarten oder teure Überweisungen erforderlich sind.

Wer braucht schon Bankkonten, Schecks, Kontoauszüge, Einzahlungsbelege und die anderen schwerfälligen Merkmale einer Bankbeziehung, wenn man mit der Fed völlig digital interagieren kann? CBDCs sind ein technologischer Fortschritt, aber sie ersetzen nicht die bestehenden Reservewährungen.

Keine neue Währung

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine CBDC keine neue Währung ist. Es ist lediglich ein neuer Zahlungsweg. Ein digitaler Dollar ist immer noch ein Dollar. Ein digitaler Euro ist immer noch ein Euro. Es ist nur so, dass die Währung nie in physischer Form existiert. Sie ist immer digital und der Besitz wird in einem von der Zentralbank geführten Hauptbuch erfasst. Man wird also ein Konto besitzen, das anzeigt, wie viele digitale Dollar man besitzt. Diese werden über eine App auf dem Smartphone oder einem Desktop-Computer übertragen.

Natürlich sind Dollar-Transaktionen in vielerlei Hinsicht bereits digital. Die meisten Menschen erhalten Geld per Überweisung, gehen mit Kreditkarten einkaufen und bezahlen Rechnungen online. Diese ganzen Transaktionen sind digital und verschlüsselt. Der Unterschied zu CBDCs besteht darin, dass man keine Banken, Kreditkartenunternehmen oder sogar PayPal braucht.

Auch hier kann alles über die Fed abgewickelt werden, mit einem einzigen Konto für Zahlung und Empfang. CBDCs könnten den gesamten Banken- und Kreditkartensektor weitgehend ablösen.

Willkommen im Jahr 1984

Der andere große Unterschied besteht darin, dass die Regierung damit die Kontrolle über Ihr Geld erhält und die Möglichkeit hat, Sie ständig zu überwachen. In einer Welt der CBDCs wird die Regierung über jeden Ihrer Einkäufe, jede Ihrer Transaktionen und sogar über Ihren physischen Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Kaufs informiert sein.

Von hier an ist es nur noch ein kurzer Schritt zu negativen Zinsen, Kontosperrungen, Steuereinziehungen und sogar strafrechtlichen Ermittlungen gegen Sie. Auch wenn sich das weit hergeholt anhört, ist es das nicht.

China nutzt sein CBDC bereits, um politischen Dissidenten Reisen und Bildungsmöglichkeiten zu verweigern. Kanada beschlagnahmte letzten Winter die Krypto- und Bankkonten von friedlichen Trucker-Demonstranten. Diese Art von „Social Credit Scores“ und politischer Unterdrückung wird sogar noch einfacher zu bewerkstelligen sein, wenn die CBDCs vollständig eingeführt sind.

Was hat dies mit dem zu tun, was manchmal als „Great Reset“ bezeichnet wird? Dies wäre die Bewegung in Richtung einer einzigen globalen Reservewährung.

CBDCs und der Great Reset

Die Ablösung des Dollars würde ein Treffen und eine Vereinbarung ähnlich der ursprünglichen Bretton-Woods-Vereinbarung von 1944 erfordern. Die Vereinbarung könnte viele Formen annehmen. Dennoch würde der Prozess dem entsprechen, was viele den Great Reset nennen.

Doch so schnell geht es in elitären Kreisen nicht. Selbst Bretton Woods brauchte mehr als zwei Jahre für die Ausarbeitung und weitere fünf Jahre für die Umsetzung, sogar unter dem Druck des Zweiten Weltkriegs. Der Übergang vom britischen Pfund zum US-Dollar als führende Reservewährung dauerte 30 Jahre, von 1914 bis 1944.

Es ist kompliziert, wie man so schön sagt. Dennoch gibt es einige große Veränderungen, die sich aus dem Great Reset ergeben könnten. Zum Beispiel wäre ein neues globales Währungssystem eine Gelegenheit, alle wichtigen Währungen abzuwerten, um den Sparern ihr Vermögen zu entziehen.

Alle Währungen können nicht gleichzeitig gegenüber allen anderen Währungen abwerten – das ist mathematisch unmöglich. Dennoch könnten alle Währungen gleichzeitig gegenüber Gold abgewertet werden. Dies könnte den Goldpreis leicht auf 5.000 Dollar pro Unze oder noch viel höher steigen lassen.

Der Überwachungsstaat auf Steroiden

Eine weitere Änderung besteht darin, dass es mit CBDCs viel einfacher ist negative Zinssätze, Beschlagnahmungen von Vermögen und Kontosperrungen für einige oder alle Kontoinhaber zu verhängen. Dies kann zu einfachen politischen Zwecken oder als Instrument des totalen Überwachungsstaates eingesetzt werden. Die Überwachung von unkorrektem Verhalten im Sinne der Kommunistischen Partei in China ist die eigentliche Triebfeder des digitalen Yuan, mehr noch als das Streben nach einer Reservewährungsrolle des Yuan.

All diese Verschiebungen sind aktuell im Gange. Die USA werden ihre eigene CBDC nicht über Nacht einführen, aber es wird früher oder später dazu kommen. Das Endspiel für CBDCs würde George Orwells dystopischem Roman „1948“ sehr ähneln. Es wäre eine Welt der Negativzinsen, der Zwangsbesteuerung, der staatlichen Konfiszierung, des Einfrierens von Konten und der ständigen Überwachung.

In der Welt der CBDCs können Sie sich vielleicht nicht so leicht wehren, aber es gibt eine nicht digitale, nicht hackbare, nicht zurückverfolgbare Form von Geld, die Sie immer noch verwenden können. Sie heißt Gold.

Drei Schritte und ein Stolperer

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

die Aktienmärkte haben sich zuletzt wieder etwas gefangen. Das führt dazu, dass man wieder vermehrt Schlagzeilen lesen wird, die behaupten, dass der Ausverkauf vorbei sei und es Zeit wäre, wieder in den Markt einzusteigen. Ich rate Ihnen, nicht darauf hereinzufallen.

Berücksichtigt man den eingeschlagenen geldpolitischen Weg der US-Notenbank Fed, ist eine weitere Abwärtsbewegung des Marktes unvermeidlich, wenn man sich die historischen Daten ansieht. Der Abverkauf ist noch lang nicht am Ende. Hier ist der Grund dafür: Die Zinserhöhung in der vergangenen Woche war die dritte in Folge. Wenn die Fed die Zinssätze dreimal hintereinander anhebt, wird die Situation am Aktienmarkt normalerweise recht unschön.

Die dritte Zinserhöhung in Folge hat für den Markt eine besondere Bedeutung. Sie ist ein Anzeichen dafür, dass die Fed es ernst mit der Abkühlung der US-Wirtschaft und der Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik meint. In der Folge stürzen die Aktienkurse ab.

Drei Schritte und ein Stolperer

Diese Regel ist an der Wall Street als „Drei Schritte und ein Stolperer“ bekannt. Sie wurde von dem Wirtschaftswissenschaftler Edson Gould in den 1970er-Jahren definiert. Er stellte fest, dass der Aktienmarkt dazu neigt, in den Crash-Modus überzugehen, wenn die US-Notenbank dreimal hintereinander entweder die Zinssätze, die Mindestreserveanforderungen oder die Einschusspflichten anhob.

Laut der gängigen Literatur zu diesem Thema ist dieses Muster jedem einzelnen Crash in der Geschichte vorausgegangen, mit nur zwei möglichen Ausnahmen, über die sich streiten lässt. Der Crash von 1929 kam ein Jahr zu früh und 1978 ein wenig zu spät. Dennoch hat dieser Indikator eine fast 100-prozentige Trefferquote, die bis ins Jahr 1919 zurückreicht.

Das Fazit ist, dass praktisch jedes Mal, wenn die Fed versucht hat, die Zinsen zu erhöhen, der Markt abgestürzt ist. Anleger ignorieren diese Realität auf eigene Gefahr. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass wir zwar einige Erholungen in einem Bärenmarkt erleben können, Anleger aber generell mit einem starken Rückgang des breiten Marktes rechnen müssen.

Auch hier gilt: Lassen Sie sich nicht von der Mainstream-Berichterstattung der „Buy the Dip“-Enthusiasten täuschen oder von denjenigen, die versuchen, einen Tiefpunkt auszurufen.

Die stärkste geldpolitische Straffung seit über 40 Jahren

Die Zinserhöhung in der vergangenen Woche war die erste Erhöhung um 0,75 % seit 1994. Auf der Sitzung in der vergangenen Woche gab Jerome Powell eine Prognose über die wahrscheinlichen Zinserhöhungen für den Rest des Jahres 2022 ab. Er sagte, dass die Anleger mit mindestens drei weiteren Erhöhungen um 0,50 % und einer um 0,25 % rechnen sollten.

Er machte deutlich, dass es sich dabei um die minimal zu erwartenden Erhöhungen handelt und dass die tatsächlichen Erhöhungen bei 0,75 % liegen könnten. Insbesondere sagte Powell, dass eine Erhöhung um 0,75 % auf der Juli-Sitzung durchaus möglich sei.

Nimmt man die von Powell genannten Mindestwerte zusätzlich zu den aktuellen Zinssätzen, würde der Zielsatz der Fed Funds bis zum Jahresende bei 3,25 bis 3,5 % liegen. Er könnte aber auch ohne Weiteres bei 4 % oder höher liegen, wenn zwei Erhöhungen um 0,75 % in den Mix einbezogen werden.

Ein Anstieg von 0,0 auf 4 % innerhalb von 10 Monaten von März bis Dezember ist die schnellste Serie von Zinserhöhungen seit den Tagen von Paul Volcker in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren.

Powell sagte auch, dass die Fed die Verringerung ihrer Bilanz (die sogenannte quantitative Straffung, QT) wie angekündigt fortsetzen wird. Die Bilanz wird also weiterhin um 80 Milliarden US-Dollar pro Monat gekürzt oder knapp 1 Billion US-Dollar pro Jahr.

Das ist insofern wichtig, als die Auswirkungen dieser Reduzierung auf die Wirtschaft einer weiteren Zinserhöhung um 1 % entsprechen. Rechnet man diese QT zu den projizierten Zinserhöhungen hinzu, so bedeutet dies, dass die geldpolitische Straffung in 10 Monaten zu einer Zinserhöhung von fast 5 % führen wird. Das entspricht dem stärksten Zinsanstieg seit den 1980er-Jahren.

Steigende Zinssätze sind schlecht für Gold, oder? Nicht so schnell!

Gold: Einäugiger Mann in einem Königreich der Blinden

Gold ist innerhalb eines Monats um 3,8 % gestiegen, während Aktien im gleichen Zeitraum fielen, die Anleihekurse zurückgingen und die Immobilienpreise ihren Zenit überschritten. Der Grund für diesen Anstieg lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Inflation. Die etwas längere Erklärung ist, dass die realen Zinssätze fielen. Da die Inflation der Grund für den Rückgang der Realzinsen war, laufen beide Ansätze unter den gegebenen Umständen auf dasselbe hinaus.

Die unmittelbare Reaktion auf diese Erklärung könnte auf Verwirrung stoßen, denn die Fed hebt die kurzfristigen Zinssätze aggressiv an und beginnt mit der geldpolitischen Straffung. Auch die mittelfristigen Zinssätze steigen deutlich an. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg von 2,75 % am 30. Mai auf aktuell 3,3 %. Auch wenn dieser Anstieg nicht gravierend aussieht, so handelt es sich im Reich der Anleihen um eine massive Disruption.

Wenn also sowohl die kurzfristigen als auch die mittelfristigen Zinssätze steil ansteigen, wie kann es dann sein, dass die Realzinsen sinken? Auch hier lautet die Antwort Inflation.

Werden Sie realistisch

Alle oben beschriebenen Zinssätze sind nominal. Es sind die tatsächlichen Zinssätze, die Sie auf Ihren Handelsbildschirmen sehen oder über die Sie im Fernsehen hören. Sie haben eine gewisse Aussagekraft, zeigen aber nur die halbe Wahrheit.

Um die realen Zinssätze zu berechnen, subtrahieren Sie von den nominalen Zinssätzen die Inflation. Genau hier wird es interessant. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist im Mai im Jahresvergleich um 8,6 % gestiegen, so stark wie seit Dezember 1981 nicht mehr. Da der Zinssatz der Fed aktuell bei 1,75 % liegt, beträgt der reale kurzfristige Zinssatz −6,85 %. Bei einer Rendite von 3,3 % für zehnjährige US-Staatsanleihen liegt der reale Zinssatz bei −5,3 %.

Wenn also hohe Inflationsraten von niedrigen Nominalzinsen abgezogen werden, ergeben sich stark negative Realzinsen. Das ist ein ideales Umfeld für Gold. Wenn man Gold als Geldwert betrachtet (wie ich es tue), dann geht die Preisanalyse schnell zu konkurrierenden Geldformen über.

Geld soll keine Rendite bieten

Gold erwirtschaftet keine Rendite. Das soll es auch nicht, denn es ist die reinste Form von Geld: eine Art, die immer akzeptiert wird und immer gefragt ist, aber nicht von einer Bank oder einem Makler ausgegeben wird. Auch ein Dollarschein bietet keine Rendite. Wenn andere Geldformen hohe reale Renditen aufweisen, hat es Gold schwer, es sei denn, es wird als Versicherung oder sicherer Hafen gehalten.

Aber wenn andere Geldformen stark negative Realrenditen aufweisen (wie es momentan der Fall ist), glänzt Gold. Und Gold kann sogar noch besser abschneiden, wenn der Aspekt des sicheren Hafens mit einer Hochinflationsphase einhergeht, die zu negativen Realrenditen führt.

Die Inflation und die daraus resultierenden negativen Realrenditen sind also zumindest ein Teil der Erklärung für den jüngsten Anstieg beim Goldpreis. Die letzte Frage ist, ob diese Bedingungen lange genug anhalten werden, um die Erholung des Goldpreises aufrechtzuerhalten und möglicherweise eine neue Untergrenze für den Goldpreis bei oder über 1.900 USD pro Unze zu etablieren.

Verriegeln Sie die Tür

Die Antwort lautet: Ja. Die Inflation könnte in den kommenden Monaten etwas zurückgehen und die Zinssätze werden (zumindest kurzfristig) weiter ansteigen. Aber selbst wenn die Inflation auf 6 % sinken würde (was nicht einfach ist), wäre der reale kurzfristige Zinssatz immer noch deutlich negativ. Das macht Gold mit seinem Realzins von 0,0 % sehr attraktiv.

Hierbei handelt es sich natürlich um das günstigste Szenario für die Fed und die Entwicklung der Inflation. Ein anderes Szenario besagt, dass die Inflation noch weiter außer Kontrolle geraten könnte und die Fed Schwierigkeiten haben könnte, den Rückstand aufzuholen, sodass die realen Zinssätze noch negativer werden, als sie es bereits sind. In diesem Fall wäre die Marke von 2.000 USD pro Unze nur noch im Rückspiegel zu sehen.

Diese Leute lernen nie dazu

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

hier kommt die gute Nachricht: Der Aktienmarkt scheint seinen Ausverkauf gestoppt zu haben – vorerst. Die US-Indizes konnten zuletzt sogar leichte Zugewinne verzeichnen. Dennoch rutschte der S&P 500 in den Bereich eines Bärenmarktes ab, was für die Wirtschaft nichts Gutes verheißt. Seit 1970 ist die Wirtschaft jedes Mal in eine Rezession gerutscht, wenn der Aktienmarkt in einem Zeitraum von vier Monaten um 18 % oder mehr gefallen ist. Genau das haben wir erlebt.

Dennoch konnte man im Fernsehen hören, wie eine angesehene Wirtschaftsjournalistin ihren Gast nach „grünen Trieben“ fragte. Ich bin vor Lachen fast von meinem Stuhl gefallen. Diese Leute lernen es nie. „Grüne Triebe“ war die allgegenwärtige Phrase, die von Vertretern des Weißen Hauses und Fernsehsprechern im Jahr 2009 verwendet wurde, um zu beschreiben, wie die US-Wirtschaft nach der globalen Finanzkrise von 2008 wieder zum Leben erwachte.

Das Problem war, dass wir keine grünen Triebe, sondern braunes Unkraut erhielten.

Falsche Hoffnung

Die Wirtschaft erholte sich zwar, aber es war die langsamste Erholung in der Geschichte der USA. Nachdem die Theorie der grünen Triebe diskreditiert worden war, versprach Finanzminister Tim Geithner für 2010 einen „Erholungssommer“. Auch das geschah nicht.

Der Aufschwung setzte sich zwar fort, aber es dauerte Jahre bis der Aktienmarkt wieder die Höchststände von 2017 erreichte und noch länger bis die Arbeitslosigkeit auf ein Niveau sank, das als nahezu Vollbeschäftigung angesehen werden kann.

Nach der Pandemie im Jahr 2020 und dem daraus resultierenden Markteinbruch waren dieselben Stimmen wieder am Werk. Das Weiße Haus sprach von einer „aufgestauten Nachfrage“ als die Wirtschaft wieder ansprang und die Verbraucher in die Geschäfte und Restaurants strömten, um die während der Schließungen aufgeschobenen Ausgaben nachzuholen.

Diese Theorie der „aufgestauten Nachfrage“ war ebenso eine Fata Morgana wie jene der grünen Triebe. Jetzt, wo die Inflation in die Höhe schießt und die globalen Lieferketten unterbrochen sind, stehen wir am Rande einer Rezession.

Die Geldpolitik wird uns nicht helfen, denn die US-Notenbank Fed hat trotz ihrer jüngsten Zinserhöhungen im Grunde kein trockenes Pulver mehr. Es gibt einfach nicht genug Spielraum, um die Zinsen zu senken. Die Zinserhöhungen werden der ohnehin schon schwächelnden US-Wirtschaft nur schaden und den Aktienmarkt weiter nach unten ziehen.

Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt seit 20 Jahren

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, das bedeutet die Geschwindigkeit mit der das Geld den Besitzer wechselt, ist in den letzten 20 Jahren immer weiter gesunken. Von ihrem Höchststand bei 2,2 im Jahr 1997 (jeder US-Dollar trug 2,20 US-Dollar zum nominalen BIP bei) fiel sie 2006, kurz vor der globalen Finanzkrise, auf 2,0 und stürzte dann Mitte 2009, als die Krise ihren Höhepunkt erreichte, auf 1,7 ab.

Der Absturz der Umlaufgeschwindigkeit endete nicht mit dem Börsencrash. Trotz der Gelddruck- und Nullzinspolitik der Fed (2008-15) fiel sie bis Ende 2017 weiter auf 1,43. Noch vor der Pandemie notierte die Umlaufgeschwindigkeit Anfang 2020 bei 1,37.

Es ist zu erwarten, dass sie noch weiter fallen wird, wenn die neue Depression anhält. Wenn die Umlaufgeschwindigkeit sinkt, schrumpft die Wirtschaft. Es gibt also kein Wirtschaftswachstum ohne eine hohe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

In den letzten zwei Monaten ist die Geldumlaufgeschwindigkeit praktisch zum Stillstand gekommen. Unterm Strich kann die Geldpolitik nur sehr wenig zur Ankurbelung der Wirtschaft beitragen, wenn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht steigt. Und die Aussichten, dass dies geschieht, sind im Moment nicht sehr gut.

Aber was ist mit der Fiskalpolitik? Kann diese dazu beitragen, die Wirtschaft aus der Depression zu führen? Werfen wir einen Blick darauf.

Gesättigt mit Schulden

Wir haben in den letzten paar Jahren mehr Defizitausgaben gesehen als in den vorherigen Jahrzehnten. Die US-Regierung hat in den letzten Jahren mehr Staatsschulden angehäuft als alle Präsidenten von George Washington bis Bill Clinton zusammen.

Durch die zusätzlichen Schulden ist die Schuldenquote der USA auf etwa 125 % des BIP gestiegen. Das ist der höchste Wert in der Geschichte der USA und hebt die USA in dieselbe Liga der Superschuldner wie Japan, Griechenland, Italien und Libanon.

Die Idee, dass Defizitausgaben eine ansonsten ins Stocken geratene Wirtschaft ankurbeln können, geht auf John Maynard Keynes und sein klassisches Werk „The General Theory of Employment, Interest and Money“ (1936) zurück.

Die Idee von Keynes ist ganz einfach. Er sagt, dass jeder US-Dollar an Staatsausgaben mehr als 1 US-Dollar an Wachstum erzeugt. Wenn der Staat Geld ausgibt (oder verschenkt), gibt der Empfänger es für Waren oder Dienstleistungen aus. Diese Anbieter von Waren und Dienstleistungen wiederum bezahlen ihre Großhändler und Lieferanten. Dadurch erhöht sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

Abhängig von den genauen wirtschaftlichen Bedingungen kann es möglich sein, dass für jeden US-Dollar Defizitausgabe das nominale BIP um 1,30 US-Dollar steigt. Dies war der berühmte keynesianische Multiplikator. Bis zu einem gewissen Grad würde sich das Defizit durch eine höhere Produktion und höhere Steuereinnahmen bezahlt machen.

Hier liegt das Problem: Es gibt Hinweise darauf, dass der keynesianische Multiplikator nicht existiert, wenn die Schuldenquote bereits zu hoch ist.

Mehr US-Dollars, weniger Wachstum

Tatsächlich nähern sich Amerika und die Welt dem, was die Wirtschaftswissenschaftler Carmen Reinhart und Ken Rogoff als einen unbestimmten, aber realen Punkt beschreiben, an dem eine ständig wachsende Schuldenlast die Ablehnung der Gläubiger auslöst und ein Schuldnerland zu Sparmaßnahmen, völliger Zahlungsunfähigkeit oder himmelhohen Zinssätzen zwingt.

Die Untersuchungen von Reinhart und Rogoff zeigen, dass eine Schuldenquote von 90 % des BIP oder mehr nicht nur ein weiterer Schuldenanreiz ist. Vielmehr handelt es sich um das, was Physiker eine kritische Schwelle nennen.

Der erste Effekt ist, dass der keynesianische Multiplikator unter eins fällt. Das bedeutet, dass ein US-Dollar an Schulden und Ausgaben weniger als einen US-Dollar an Wachstum erzeugt. Die Gläubiger werden ängstlich und kaufen weiter Schulden in der vergeblichen Hoffnung, dass die Politik ihren Kurs ändert oder dass das Wachstum spontan einsetzt, um das Verhältnis zu steigern.

Das geschieht aber nicht. Die Gesellschaft ist süchtig nach Schulden und die Sucht frisst den Süchtigen auf. Die Staatsverschuldung beträgt 30,5 Billionen US-Dollar. Eine Verschuldung von 30,5 Billionen US-Dollar wäre kein ernstes Problem, wenn die US-Wirtschaft 50 Billionen US-Dollar groß wäre. Dem ist aber nicht so. Die US-Wirtschaft ist ungefähr 21 Billionen US-Dollar groß, was bedeutet, dass die US-Schulden wesentlich größer sind als die US-Wirtschaft. Hinzukommt, dass die Wirtschaft ist ins Stocken geraten ist.

Der Endpunkt ist ein schneller Zusammenbruch des Vertrauens in die US-Schulden und den US-Dollar. Das bedeutet höhere Zinssätze, um Investorengelder zur weiteren Finanzierung der Defizite anzuziehen.

Japanisch werden

Höhere Zinssätze bedeuten natürlich höhere Defizite, was die Schuldensituation noch verschlimmert. Die Fed könnte die Schulden auch monetarisieren, was einen weiteren Vertrauensverlust zur Folge hätte.

Das Ergebnis sind weitere 20 Jahre langsamen Wachstums, Sparmaßnahmen, finanzielle Repression (bei der die Zinssätze unter der Inflationsrate gehalten werden, um den realen Wert der Schulden allmählich zu tilgen) und ein wachsendes Wohlstandsgefälle.

Die nächsten zwei Jahrzehnte des US-Wirtschaftswachstums würden so aussehen wie die letzten zwei Jahrzehnte in Japan. Kein Zusammenbruch, nur eine langsame, lang anhaltende Stagnation. Das ist die wirtschaftliche Realität, mit der wir konfrontiert sind. Weder die Geldpolitik noch die Fiskalpolitik werden daran etwas ändern können. Erwarten Sie in nächster Zeit nicht allzu viele „grüne Triebe“.

Halten Sie sich fest!

Liebe Börsianerinnen, liebe Börsianer,

der Aktienmarkt steht momentan stark unter Druck und die großen Indizes verlieren weiter an Wert. Allein in diesem Jahr hat der Aktienmarkt mehrere Billionen US-Dollar an Wert verloren. Der S&P-500-Index befindet sich nun offiziell in einem Bärenmarkt, nachdem der Index mehr als 20 % gegenüber den jüngsten Höchstständen korrigiert hat. Er könnte sogar noch weiter fallen. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es 14 Bärenmärkte. Der durchschnittliche Kursverlust während dieser Bärenmärkte lag bei 30 % und sie dauerten etwa ein Jahr.

Die Art von Kursrückgang, die wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben

Da die US-Notenbank nach den jüngsten Inflationsdaten die Zinsen im laufenden Jahr weiter anheben wird, könnten wir schon bald Zeuge eines noch stärkeren Einbruchs am Markt werden – eines Einbruchs, wie wir ihn seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Das ist keine Panikmache oder Übertreibung. Es ist lediglich eine nüchterne Einschätzung der Lage.

Die US-Notenbank Fed ist zutiefst besorgt über die Inflation und wird die Zinssätze weiterhin aggressiv anheben, um die Inflation zu dämpfen. Die meisten Analysten rechneten mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Juni, jedoch war die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um 75 Basispunkte nach dem jüngsten Inflationsbericht deutlich gestiegen. Einige Analysten gingen sogar von einer Zinserhöhung um 100 Basispunkte aus.

Unabhängig davon wird die Fed die Geldpolitik in absehbarer Zeit weiterhin aggressiv straffen. Doch weder die Wirtschaft noch der Aktienmarkt können die Art von geldpolitischer Straffung verkraften, die erforderlich ist, um die Inflation wirklich in den Griff zu bekommen.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die Fed vielleicht ein Dutzend Straffungszyklen eingeleitet, in denen sie die Zinssätze erhöht hat. Mit einer Ausnahme endete jeder dieser Anhebungszyklen in einer Rezession. Das ist eine nahezu perfekte Bilanz. Es gibt also absolut keinen Grund zu erwarten, dass es diesmal anders sein wird, insbesondere angesichts der enormen Exzesse im Finanzsystem.

Das wirft die Frage auf: Ist die US-Notenbank pleite?

Wie kann die Fed pleite sein?

Wenn man dieses Thema anspricht, dass die US-Notenbank pleitegehen könnte, reagieren die meisten Menschen mit den Worten: „Das ist unmöglich! Die Fed kann nicht pleitegehen. Sie kann einfach mehr Geld drucken.“ Das ist eine typische Reaktion, aber sie zeigt ein falsches Verständnis von Geld und wie die Fed tatsächlich arbeitet. Ja, die Fed kann so viel Geld drucken, wie sie will. Aber Geld ist für die Fed kein Vermögenswert, sondern eine Verbindlichkeit.

Wenn Sie einmal einen 20-Dollar-Schein in der Hand halten, dann lesen Sie, was darauf steht. Irgendwo sollte der Schriftzug „Federal Reserve Note“ zu lesen sein. Eine „Note“ ist eine Form von Schuld – mit anderen Worten, sie ist eine Verbindlichkeit. Das wird deutlich, wenn man sich die Bilanz der Fed ansieht (sie ist auf der Website der Fed öffentlich zugänglich).

Die Aktiva bestehen großenteils aus Wertpapieren – hauptsächlich US-Staatsanleihen sowie hypothekarisch gesicherte Wertpapiere. Die Passiva bestehen aus Bargeld, Münzen und Reserven, die von den Mitgliedsbanken bei der Fed hinterlegt werden. Der Nettowert oder das Kapital der Fed ist einfach der Saldo aus den Vermögenswerten abzüglich der Verbindlichkeiten.

Dieses Eigenkapitalkonto ist ein kleiner Teil des Gesamtvermögens im Verhältnis zu den gesamten Aktiva. Anders ausgedrückt: Die Fed gleicht einem stark fremdfinanzierten Hedgefonds. Durch das Drucken von Geld können zwar mehr Wertpapiere gekauft werden, aber das führt dazu, dass die Bilanz noch stärker gehebelt wird, indem mehr Aktiva (Wertpapiere) und Passiva (Geld und Reserven) auf denselben Kapitalanteil aufgestapelt werden.

Was ist, wenn die Aktiva geringer sind als die Passiva, sodass die Fed einen negativen Nettowert ausweist?

Weniger als null

Ein negativer Nettowert ist eine Definition von Insolvenz. Normalerweise passiert so etwas nicht. Die US-Notenbank könnte einfach abwarten, bis die Vermögenswerte zum Nennwert fällig werden und sich das Geld vom Emittenten auszahlen lassen. Das Geld würde somit aus dem Umlauf genommen.

Die Fed könnte ihre Schulden allmählich abbauen, indem sie einfach nichts tut. Aber was wäre, wenn die Fed-Bilanz wie ein echter Hedgefonds zum Marktwert bewertet würde? Oder was wäre, wenn die Fed Wertpapiere mit Verlust verkaufen müsste, anstatt zu warten, bis sie zum Nennwert fällig werden?

Die Bilanzierungsmethode der Fed sieht keine Marktbewertung vor, aber jeder Analyst kann die Zahlen trotzdem durchrechnen, indem er die Fälligkeiten der Vermögenswerte betrachtet und die aktuellen Marktpreise für diese Vermögenswerte verwendet. Wenn man dies tut, stellt man fest, dass die höheren Zinssätze dazu geführt haben, dass viele Wertpapiere im Portfolio der Fed weniger wert sind als ihr Buchwert.

Das ist das Einmaleins des Anleihenmarkts: Höhere Zinsen führen zu niedrigeren Preisen. Darüber hinaus will die Fed mit dem Abbau der Schulden nicht warten. Sie will ihre Bilanz schnell abbauen. Das bedeutet Verkäufe von Vermögenswerten, insbesondere von weniger liquiden hypothekarisch gesicherten Wertpapieren.

Hier entstehen echte operative Verluste, da ein tatsächlicher Verkauf unter dem Nennwert zu einem Verlust führt, der mit dem Kapital verrechnet werden muss. Also ja, die Fed ist wahrscheinlich zahlungsunfähig, wenn man die Marktwerte zugrunde legt (eine Methode, die sie nicht anwendet).

Ein Fed-Gouverneur gibt zu, dass die Fed insolvent ist

Würde man die Fed auf einer Mark-to-Market-Basis bewerten, wie man es bei einem Hedgefonds tut, wäre ihr Kapital aufgebraucht. Sie ist zahlungsunfähig. Ich hatte einmal ein Gespräch mit einem Mitglied des Federal Open Market Committee, das mir diese Annahme unter vier Augen bestätigte. Das Gespräch verlief folgendermaßen:

Ich sagte: „Ich glaube, die Fed ist insolvent.“

Der Gouverneur blockte zunächst ab und sagte: „Nein, das sind wir nicht.“

Nach etwas Nachdruck meinerseits lenkte der Gouverneur ein und meinte: „Nun, vielleicht.“

Ich erwiderte nichts und starrte ihn an, sodass er letztlich zugab: „Nun, wir sind es, aber das spielt keine Rolle.“

Mit anderen Worten, ein Gouverneur der US-Notenbank gab mir gegenüber privat zu, dass die US-Notenbank zahlungsunfähig ist. Im gleichen Atemzug sagte er jedoch, dass das keine Rolle spiele, weil Zentralbanken kein Kapital bräuchten. Nun, Zentralbanken brauchen Kapital.

Kurzfristig mag er recht haben, dass es nicht wirklich wichtig ist. Die meisten Menschen wissen nicht einmal, was die US-Notenbank ist, geschweige denn, dass sie die von mir hier beschriebenen Probleme mit der Bewertungsmethode kennen. Aber in der nächsten Finanzpanik könnte es eine Rolle spielen.

Vielleicht ist Gold doch die Grundlage des Geldsystems

Das Problem ist, dass jede Finanzkrise größer ist als die vorangegangene, weil das System selbst durch die massiven Interventionen der Zentralbanken größer geworden ist. Es ist eine Frage der Größenordnung. Wie kann die Fed große Banken retten, wenn die Fed selbst zahlungsunfähig ist? Das Problem ist vielleicht weniger eine rechtliche Frage als vielmehr eine Frage des Vertrauens.

Für den Fall der Fälle hat die Fed einen versteckten Vermögenswert, um all diese Verluste auszugleichen. Die Fed hat ein Goldzertifikat in ihren Büchern, das auf einer Goldmenge im Wert von 42,22 USD pro Unze basiert. Würde dieses Gold auf den aktuellen Marktpreis von 1.850 USD pro Unze aufgewertet, würden weitere 500 Milliarden USD aus dem Nichts auftauchen. Das könnte dem Fed-Kapital hinzugefügt werden.

Die Fed spricht nicht gern über Gold, aber vielleicht basiert das gesamte Geldsystem ja doch auf Gold. Eines Tages könnten wir es auf die harte Tour herausfinden.